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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Verzweifelt versuchte sie , sich zu konzentrieren, jedoch ohne Erfolg.
    Dann erschütterte Valentine ein Schrei. Er gellte von den Wänden zurück, drang wie Spieße in ihre Ohren und brannte sich in ihr Gehirn ein. Der anschließende Schmerz zwang sie, sich zu krümmen , und presste ihr Tränen aus den Augen.
    Als sie begriff, dass sie diejenige war, die da geschrien hatte , presste sie die Lippen fest aufeinander und zwang sich , langsam und gleichmäßig zu atmen, um ihre Panik zu unterdrücken. Nach einem Spalt suchend , kratzten ihre Fingernägel über die Wände. Nichts. Sie würde elendig in diesem Loch verrecken. Niemand würde jemals ihr Grab finden. Sie wäre einfach auf ewig verschwunden.
    Plötzlich ließ sie e in Laut, der nicht von ihr selbst stammte, aufhorchen.
    »Wo sind Sie? Antworten Sie!«
    Die Stimme kam von jenseits der Mauer. Folglich war diese nicht allzu dick. Das war gut zu wissen. Wieder waren Rufe zu hören. Es gab nur einen, der das sein konnte: Der Mensch, vor dem sie so unüberlegt geflüchtet war.
    Früher wäre mir das nicht passiert, schoss es Valentine durch den Kopf. Ich bin vor einem Menschen geflohen! Einem einfachen wehrlosen Menschen. W ie peinlich. Ich bin zehnmal stärker und schneller als er.
    »Hallo, wo sind Sie?«
    Aber er könnte mir vielleicht helfen.
    Lächerlich. Valentines Gedanken überschlugen sich. Und was, wenn sie den Fremden zu Frédéric schicken würde … a ber das bedeutete einige Stunden Autofahrt. Bis dahin wäre sie entweder erstickt oder vor Angst gestorben. Wobei – die einzige Gefahr, von der sie hier direkt bedroht war, war der Erstickungstod.
    »Ici, je suis ici!«, rief sie, riss ihre Pistole aus dem Brustholster und schlug ohne weiter nachzudenken mit dem Knauf gegen die Wand.
    Zunächst war nichts zu hören, dann folgten Klopfzeichen. Wieder und wieder schlug sie gegen den Stein. Die Klopfzeichen kamen näher. Metall auf Stein, vielleicht hatte er die Taschenlampe mitgenommen und benutzte sie zum Klopfen. »Ici!« Sie besann sich darauf, dass er vermutlich gar kein Französisch verstand. »Ja, ja, genau hier bin ich!«
    Für einen Moment verstummte erneut jegliches Geräusch.
    »Nun kommen Sie schon heraus. Ich habe keine Lust, mich zu verlaufen.«
    Ihr Mund war ganz trocken, als sie antwortete. »Ich kann nicht.«
    » Warum nicht ?«
    Sie zögerte. Er hatte keine Ahnung, wer sie war. »Ich – ich bin eingeschlossen.«
    »Ich hab Sie nicht verstanden.« Ein verhaltenes Lachen war zu hören. »Sie müssen keine Angst vor mir haben.«
    Valentine seufzte und lehnte die Stirn gegen die Mauer. »Bitte helfen Sie mir.« Ihre Stimme klang entsetzlich kläglich.
    »Sie haben sich verlaufen? Warten Sie, ich komme zu Ihnen.« Nun schwang auch in seiner Stimme Verunsicherung mit . Eigentlich musste ihm klar sein, überlegte Valentine, dass es nicht mit rechten Dingen zu gegangen sein konnte , so schnell , wie sie vor seinen Augen verschwunden war. Wenn er sich auf die Suche machte, würde er sich in diesem unterirdischen Labyrinth aus Gängen und Abzweigungen hoffnungslos verlieren. Eigenartigerweise war ihr das nicht egal.
    »Nein, bleiben Sie! Sie können mir nicht folgen. Ich bin direkt hinter dieser Wand.«
    »Na gut, dann werde ich Werkzeug holen und die Mauer einreißen.« Überzeugend klang das nicht, doch aller Logik zum Trotz wirkte seine Stimme auf sie beruhigend.
    »Nein, nicht weggehen!«, schrie sie, so laut sie konnte. Für einen Augenblick herrschte tief es Schweigen. Vermutlich hielt er sie für hysterisch und d amit läge er gar nicht einmal so falsch.
    »Ich kann die Wand nicht mit bloßen Händen einreißen«, erwiderte er vergleichsweise ruhig.
    Nein, das konnte er nicht. Ein Schluchzen stieg aus Valentines Kehle herauf.
    »Wie heißen Sie?« Sein Mund musste der Wand ganz nah sein. Wie er wohl geformt war, ob seine Lippen schmal oder voll waren, ob ihn ein Oberlippenbart zierte?
    »Valentine … ich heiße Valentine.« Sie hatte keine Ahnung, wie er aussah, ob er groß und attraktiv oder klein und hässlich war . Jung war er, das hörte sie an seiner Stimme. Ende z wanzig, höchstens Anfang d reißig , schätzte sie .
    »Ich heiße Maurice. Hören Sie, ich habe keine Ahnung, wie Sie es gemacht haben, so schnell zu rennen, Valentine …« Es klang zögerlich und verwundert, als dächte er noch über dieses Phänomen nach und ob das möglich sein konnte. »… aber jetzt müssen Sie doch einfach nur denselben Weg wieder

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