Valeron der Barbar
zum Rückhandhieb. Des vordersten Gardisten Schwertarm flog durchtrennt über seine Kameraden hinweg und besprühte sie mit Blut. Der Rückhandschlag spaltete einen Schild und brach den Arm, der ihn gehalten hatte. Sie drängten sich jetzt auf der Treppe. Die vordersten wichen zurück, die hintersten drückten nach oben, so dass sie an sich windende Maden erinnerten. Keiner wollte der vorderste sein.
Einer wurde hochgedrängt. Er hieb mit der Klinge nach Valerons Fußgelenk. Der Branarier hüpfte hoch und landete mit beiden Füßen auf der Klinge. Sein eigenes blutiges Schwert sauste hinab und trennte das Gesicht des Angreifers vom Hinterkopf. Verzweifelt versuchte Valeron sich einen Weg die Treppe wieder hinunter zu hauen.
Da stürmten zwei Wächter von der anderen Treppe auf ihn zu – zu früh. Den einen zwang er, sich zu ducken, während er dem anderen mit einem ohrenbetäubenden Krachen die Klinge auf den Helm hieb. Der Stahl des Schwertes hielt es aus, doch der Helm beulte ein und drückte in den Kopf. Der Bursche taumelte gegen die Galeriebrüstung. Ohne den Blick vom anderen zu nehmen, stieß Valeron den Mann hinunter auf den Mosaikboden.
Ein Pfeil surrte an seinem Kopf vorbei. Darcus Cannu schrillte: »LEBEND! Ich will ihn LEBEND haben, ihr Schwachköpfe!«
Valeron grinste und erinnerte dabei an einen zähnefletschenden Wolf. Dieser Befehl kam ihm sehr gelegen. Diese Männer waren keine Reichssoldaten, sondern Carmeianer, Darcus Cannus Geschöpfe. Sie hatten keine Erfahrung im Umgang mit Waffen über die ihrer Grundausbildung hinaus, und sie sollten den Mann lebend gefangen nehmen, der nach keinen Regeln kämpfte und nur das eine im Sinn hatte, selbst am Leben zu bleiben, um schließlich als endgültiger Sieger hervorzugehen.
Der Befehl zeitigte sofort seine Wirkung. Der Bursche, der seine Klinge auf Valerons Schädel hinab hatte hauen wollen, drehte das Handgelenk. Der Branarier verzog das Gesicht, denn die derart abgelenkte Klingenspitze riss ihm die rechte Schulter auf – und dort hatte Valeron nicht mit einem Treffer gerechnet. Einen Herzschlag lang verharrte sein eigenes Schwert, dann trieb er es mit solcher Gewalt durch den Brustpanzer des Carmeianers, dass er beide Hände brauchte, es zurückzuziehen und aus den durchstoßenen Knochen zu lösen. Die zusammensackende Leiche wirbelte er über den Kopf und warf sie auf die Angreifer, die von der Treppe auf ihn zustürmen wollten.
Seine Augen funkelten in dem gleichen dämonischen Feuer wie zu der Zeit, als er die letzten Sungoli auf seinem Planeten erschaudernd in die Flucht in die zerklüfteten Bergeshöhen gejagt hatte. Er hieb und stach, teilte Vor- und Rückhandschläge aus, und das Blut seiner Gegner floss von seiner Klinge über seinen eigenen Arm. Eine Weile wichen die Angreifer vor dem Sturm dieses Berserkers zurück.
»Heihhh Branari!« brüllte Valeron und sein bluttriefendes Schwert teilte den Tod aus.
Mit klaffender Kehle stolperte ein Gardist rückwärts in seine Kameraden. In diesem Augenblick traf eine gut gezielte Wurfaxt Valerons Helm krachend am Hinterkopf. Taumelnd versuchte der Branarier die ihn übermannende Schwärze der Bewusstlosigkeit abzuwehren. Es gelang ihm nicht. Er fiel auf die Knie und kippte aufs Gesicht. Das blutbesudelte Schwert entglitt seiner Hand.
3
Barbar und Verlies
Ein nicht enden wollendes Dröhnen weckte ihn. Er wollte wissen, wodurch es verursacht wurde und sah sich um. Da erst wurde ihm schmerzvoll bewusst, dass es in seinem eigenen Schädel war. Er biss die Zähne zusammen, bewegte sich ganz vorsichtig und betastete seinen Hinterkopf. Seine Finger stießen auf eine längliche blutverkrustete Wunde, die glücklicherweise nicht sehr tief zu sein schien. Er dankte Wisensa und den kriegerischen Branar und Aria von Branarius, dass sowohl sein Helm als auch das dichte Haar den Hieb gemildert hatten.
Ein guter Wurf, dachte er mit der Hochachtung eines Kriegers für einen ihm Ebenbürtigen.
Seine Schulter schmerzte. Er fand auch dort eine verkrustete Wunde. Stöhnend, aber vorsichtig, um seinen pochenden Schädel zu schonen, setzte er sich auf.
Man hatte ihm nur sein mit dickem Futter abgestepptes Lendentuch gelassen, das er immer trug und als Schutz zwischen den Beinen durchgezogen und am Rücken gebunden hatte, und seine Stiefel, als man ihn in dieses dunkle, enge Verlies warf. Er fröstelte, nicht aus Furcht, sondern weil es hier schneidend kalt war. Die Luft war abgestanden. Es gab kein
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