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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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Feinde, und beschützt uns vor den schrecklichen Kräften des Finsteren!
    Jemand erhörte ihn in der Einsamkeit dieser Kammer und seiner furchtbaren Angst.
    Was immer es auch bewirkte – sein stummes Gebet zu den Göttern, die Schutzworte der Sungoli, oder ein weiterer Zauber der Alten –, das Gefühl der Bewegung kam zu einem so plötzlichen Halt, dass er glaubte, sein Bauch rutsche ihm in den Hals. Er keuchte. Seine Knie blieben gebeugt, und er umklammerte den Schwertgriff noch heftiger denn zuvor. War er tatsächlich irgendwie hochgetragen worden? Ein schneller Blick um sich verriet ihm nur, dass sich nichts verändert hatte, die kleine Metallkammer blieb, was sie gewesen war. Und wenn er die Tür öffnete, würde wieder der Tunnel zu sehen sein, der zu der Tür mit den geheimnisvollen Worten HAUPTKONTROLLRAUM führte, und zu den Gebeinen …
    Oder war all das gar nicht außerhalb der Tür? Waren sie – irgendwo unten?
    Immer noch stand Valeron mit gespreizten Beinen, die Knie gebeugt, das Schwert stoßbereit. Er sehnte sich nach seiner eigenen Rüstung und einem Schild am linken Arm, der sich ohne so nackt anfühlte. Funkelnd wie die eines Tieres schauten seine Augen sich um. Ihr suchender Blick blieb an der Metallplatte an der Wand und den drei Knöpfen hängen. Wild starrte er sie an. Was hatte er getan? Er scheute sich davor, wieder einen davon zu drücken, aber in dieser Kammer konnte er auch nicht auf die Dauer bleiben. Sollte er noch einmal den zweiten versuchen?
     
    Nein! Er wählte das Bekannte vor dem lauernden Unbekannten.
    Zögernd hob der Kriegslord von Branarius einen Finger und drückte auf den Knopf neben dem Buchstaben T. Mit erhobenem Schwert wandte er sich der Tür zu und wartete – worauf?
    Langsam glitt die Tür zurück.

 
8
Barbar und Sklavin
     
    Als die Tür sich mit dem durchdringenden Wimmern des verborgenen Mechanismus öffnete, war das Rascheln von Stoff außerhalb der Kammer zu hören. Valeron knirschte mit den Zähnen. Und dann war die Tür offen. Er blickte in einen hellen Raum – ein Gemach dessen Steinwände mit violetten Vorhängen verkleidet waren. Ein großer Schild und darunter ein Schwert und eine Streitaxt hingen über einem Fenster mit Doppelbogen, durch das strahlender Sonnenschein fiel. Hinter einem hölzernen Schreibtisch stand ein hochlehniger Ledersessel, und an einer Wand ein Diwan, mit besticktem amethystfarbenem Stoff bezogen und mit baumelnden Goldquasten verziert.
    Auch ein Mann befand sich in diesem Gemach.
    Er starrte mit vor Überraschung, aber vielleicht auch Angst weit aufgerissenen Augen auf den vermeintlichen Gardisten in zerrissenem schmutzigen Umhang, der überhaupt recht mitgenommen aussah. Der Mann selbst trug das Himmelblau der Palastwache und den silbernen Helm mit wippendem, seegrün gefärbtem Federbusch. Sein Umhang war weiß. Er hatte eine Hand auf den Schreibtisch gestützt. Seine Überraschung galt jedoch nicht allein dem so unerwartet aufgetauchten Gardisten, sondern auch der plötzlich klaffenden Wand mit der winzigen Kammer oder Nische dahinter.
     
    Er bemühte sich sichtlich, seine Fassung wiederzugewinnen. »Wie, bei Kroy, bist du … Wer bist du überhaupt, Gardist? Und wie kamst du hierher, so verdreckt noch dazu!«
    Da der Bursche die gleiche Uniform trug wie er, wählte Valeron die Worte entsprechend. »Ich stieß auf Schwierigkeiten und musste mir, ausnahmsweise einmal, meinen Sold schwer verdienen. Und eine neue Uniform werde ich doch wohl bekommen? Was die andere Frage betrifft: Was machst du denn hier?«
    Valeron hatte den Schreibtisch und das neue Wappen an dem Behang unter dem Fenster erkannt. Kaiser Velquen hatte es für seinen hochgeschätzten Premierminister entwerfen lassen, dem er sein ganzes Vertrauen geschenkt hatte. Valeron sah es nicht zum ersten Mal. Das hier war Darcus Cannus Amtsgemach.
    Der andere zog die Brauen zusammen. Er hatte zwar seinen Schock noch nicht ganz überwunden, aber sein Unmut war unverkennbar, und er verlieh ihm Ausdruck: »So spricht man nicht zu seinem Leutnant, Bursche! Du weißt genau, wer ich bin. Aber diese Tür …«
    Die Wand begann sich wieder zu schließen. Offenbar blieb sie jeweils nur lange genug offen, dass man die kleine Kammer betreten und verlassen konnte. Valeron wollte gerade auf den Knopf neben dem Buchstaben T drücken, als er jemanden laut Luft holen hörte, und dieser Jemand war nicht der Leutnant. Während die Tür sich schloss, sah er ein Mädchen mit nacktem

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