Valeron der Barbar
leicht drehend, zog Valeron es zurück und trat einen Schritt zur Seite, um Shanaru auszuweichen, als er mit dem Gesicht auf den Boden fiel.
»Wie zuvorkommend vom Kaiser, dass er die Wachen sein Wappen unmittelbar über dem Herzen tragen lässt – als Zielscheibe«, brummte Valeron. Er wandte die leicht zusammengekniffenen Augen der Sklavin zu.
Sie war klein, vollbusig, mit hellbrauner Haut, bemalten Augen und dunklem Haar, das weit über ihre Schultern wallte. Sie hob die Augen von dem Toten zu Valeron hoch. Sie waren fast schwarz, diese Augen.
»Mein Lord Valeron«, sagte sie lächelnd. »Ich bin Jheru, die Leibmagd der Prin …, der Kaiserin.«
Sie verneigte sich so tief, dass ihr Nabel sich wie eine Blume schloss und ihre bemalten Brustwarzen fast ihre Lenden berührten. Ihre Worte und ihre Verneigung waren genau, wie es sich in ihrem Fall schickte, wieso aber hatte er dann das Gefühl, dass es ein ganz klein wenig respektlos wirkte?
»Jheru!« Er erinnerte sich. Er musterte sie offen, vom herzförmigen Gesicht zu den prallen Brüsten mit den purpurgefärbten Spitzen, ehe sein Blick zu den nachtschwarzen Augen zurückkehrte. Unter den dichten dunklen Brauen erwiderte sie seine Musterung genauso unverhohlen. »Ich erinnere mich an dich, Jheru. Du hast dich beachtlich verändert in den sechs Jahren. Bist du nicht in ihrem Alter? Du hast dich auch ganz schön gerundet«, sagte er grinsend mit einem Blick auf den Nabel, der eine dunkle Höhlung in dem festen, aber wirklich nicht flachen Bauch war.
»Mein Lord!« sagte sie durchaus selbstbewusst im Ton einer Frau, die einen Jungen einer kleinen Frechheit wegen tadelt.
Sklavin, das sah er, mochte sie sein, aber gewiss nicht im Geist. Sie deutete mit dem Kopf auf die Leiche zu seinen Füßen.
»Darf ich vorschlagen, dass wir uns des ehemaligen Leutnants der Palastwache Ihrer Hoheit annehmen? Wir können ihn schlecht hier einfach liegenlassen; und auch wir selbst sollten nicht allzu lange hier verweilen. Shanarus Umhang dürfte die Risse in Eurem Wams verbergen – und zumindest den meisten Dreck.«
Valeron bedachte sie mit seinem nicht sehr beruhigenden Wolfsgrinsen und blickte hinunter auf Shanaru. Ein Blutfleck verbreitete sich immer mehr auf Cannus purpurnem Teppich. Mit den Zähnen in der Unterlippe vergraben, schaute Valeron auf die Wand, durch die er gekommen war. Mit beeindruckender Gelassenheit befreite Jheru die Leiche vom Umhang.
Das Rascheln, als die Kammer sich geöffnet hatte, war von einem schweren Vorhang unmittelbar neben der Geheimtür gekommen. Die Fuge war nicht zu sehen, selbst er fand sie nicht, obgleich er wusste, dass sie da war. Die Wand war teilweise mit stark gemasertem zimtfarbenem Holz getäfelt – um die Tür zu verbergen. Valeron stieß einen leisen Fluch aus. Irgendwo hinter den verdammten Paneelen war eine winzige Platte durch die … Er sprang vorwärts und riss die purpurnen Vorhänge zurück. Dahinter befand sich eine kahle Wand aus feurigem Porphyr mit blitzenden Einschüssen aus Quarz und hellem Feldspat – und einem ungewöhnlichen rechteckigen Fleck. Vor ein paar Stunden wäre er Valeron überhaupt nicht aufgefallen. Die Glastplatte war gut getarnt und ziemlich hoch an der Wand eingesetzt. Er presste eine Hand darauf.
Hinter sich hörte er Jheru wieder einmal laut Luft holen. Die Wand scharrte und glitt mit Vertäfelung und allem zurück. Erst als sie sich öffnete, hörte er das inzwischen vertraute Zischen.
»Komm her, Jheru!« rief er. »Drück die Hand auf diese Platte!«
Sie kam elastischen Schrittes mit wiegenden Hüften, nackt über dem Nabel und auch mit kaum verhüllten Beinen. Sie hob den braunen Arm und drückte die Handfläche auf die gut getarnte Platte, während sie staunend zu der unnatürlichen Nische in der Wand blickte.
Valeron hob die Leiche auf und trug sie in die Kammer. Er bog Shanarus Knie ein wenig, damit er ihn auf den Boden legen konnte. Dann holte er noch das Schwert des Toten und warf es neben ihn. Düster betrachtete er die Lache Blut, die der Teppich nicht ganz aufgesaugt hatte. Er blickte auf das Mädchen. Aber ihre spärliche Kleidung – sie trug außer ihren hochgeschnürten Sandalen und den Armreifen nur einen gelbgrünen Rock, dessen Bund unter dem Nabel in ihre fleischigen Hüften schnitt, und bis zu den Knien reichte – war ungeeignet.
Der Barbar musste grinsen. Er sah sich mit ihrem dünnen Rock das Blut aufwischen, während sie unglücklich danebenstand, nackt wie
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