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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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Wand zu seiner Rechten war nicht ganz kahl. Sie wies eine schwarze Metallplatte auf, aus deren Oberfläche drei Knöpfe übereinander herausragten. Neben jedem stand nur ein Buchstabe: Valeron zögerte, fast überwältigt von dem ihm spottenden Unbekannten. Sein Herz hämmerte.
    Während er zögerte, glitt die Tür zurück und trennte ihn von der Höhle. Und während sie sich schloss, sah er, dass das Licht im Tunnel ausging. Es wurde nicht schwächer, flackerte auch nicht, es war plötzlich ganz einfach nicht mehr. Schwärze hatte es abgelöst. Gleichzeitig aber glühten mit einemmal die Wände der winzigen Kammer in dem warmen blauen Schein des unbegreifbaren Lichtes der Alten.
    Vor Ehrfurcht, die der Angst jedoch ziemlich nahe kam, stand Valeron wie erstarrt. Schon immer hatten die Menschen die Macht Wisensas über die aller Götter und der Zauberei und des Todes gefürchtet. Alles hier geschah durch die Lenkung von Menschen, die unsagbar lange schon tot waren. Valeron car Nadh wusste, dass er sich im Herzen von Wisensas Reich befand.
    Der Kriegslord von Branarius fuhr sich über die Stirn.
    Hier herrschte wahre Magie. Magie, wie die Schamanenpriester der Sungoli trotz ihrer echten Kräfte sich nie hätten träumen lassen und schon gar nicht hätten wirken können. Peitschenden Regen, grollenden Donner, blendende Blitze, Lawinen, Erdrutsche, Schneestürme, Wirbelstürme, das Grauen bebender Erde, durchgehender Tiere und vom Wahnsinn beherrschter Menschen – all das kannte er, hatte er selbst miterlebt oder zumindest beobachtet. Doch nichts davon hatte wirkliche Furcht in ihm erweckt.
    Doch hier in diesen Höhlenräumen, in denen einmal tiefste Finsternis herrschte und dann bläuliche Helle und wieder Finsternis, hatte die Furcht ihn bereits mehrmals gestreift. Und jetzt verspürte er sie erneut. Er hatte das Gefühl, ihre eisige Hand verkrampfe die immer noch schmerzenden Muskeln seines Bauches, wo der metallene Schlangenschädel ihn getroffen hatte.
    Mit aller Willenskraft schüttelte Valeron die Angst ab.
    Er holte tief Luft und drückte den Finger auf den ersten Knopf.
    Er lachte laut, als erneut das schrille Wimmern erklang, die Tür aufglitt, das Licht in der Kammer erlosch, aber dafür im Tunnel wieder anging. Ein wenig zu laut lachend trat Valeron zur Türöffnung und warf einen Blick hinaus auf diesen wundervollen Ort, den er zuerst für eine Grube und dann für eine Gruft gehalten hatte. Dann stellte er sich aufrecht mit straffen Schultern in die Mitte der Kammer und sprach, zur Tür gerichtet:
    »Ich, Valeron Barbaros car Nadh, genannt der Mächtige, Kriegslord von Branarius, befehle dir, dich zu schließen.« Er grinste über das ganze Gesicht, als die Tür zuglitt, noch ehe er seinen großartigen Befehl zu Ende gesprochen hatte.
    Er wartete, bis das bläuliche Licht in der Kammer wieder brannte, dann drückte er auf den zweiten Knopf.
    Nichts tat sich.
    Der Branarier runzelte die Stirn und überlegte. Der erste Knopf öffnet die Tür, dachte er, wieso tut der zweite überhaupt nichts? Seine Begeisterung schwand, und ein klein wenig griff die Angst wieder nach ihm. Aber er streckte die Hand erneut aus und drückte versuchsweise auf den dritten Knopf.
    Die grauen Augen weiteten sich ängstlich, als die natürliche Furcht des Barbaren vor dem Unbekannten, dem Unverständlichen sich wieder in ihm rührte. Er hörte ein Summen, und ihm war, als bewege die Kammer sich – er spürte es im Magen, und seine Knie schienen sich wie von selbst zu beugen. Ihr Götter! Welche Hexerei war das? Bewegte er sich wirklich? Dieses Gefühl in seinen Beinen und im Bauch, als würde ihm der Boden gegen die Füße gedrückt – konnte es sein, dass er sich aufwärts bewegte?
    Valeron, Nadhs Sohn, konnte denken, seinen Namen schreiben und bis hundert zählen, obgleich er die Methode weiterzuzählen kannte, hatte er es nie für nötig gefunden, sich damit zu beschäftigen.

 
     
     

Er fürchtete weder Mensch noch Tier und hatte sich sogar schon über die Götter lustig gemacht – doch nicht jetzt! Sein Herz hämmerte, seine Augen rollten sich in unerklärlicher atavistischer Furcht hoch, dass fast nur noch das Weiße zu sehen war. Er stieß ein stummes Gebet zu Wisensa und Branar und auch zu Lady Aria, ja sogar zu Sente aus. Die alten Schutzworte der Sungoli glitten über die Lippen des Mannes, der einst unter den Sungoli Sanxarkhl gewesen war: Ihr Geister unserer Väter, segnet unsere Bemühungen, verdammt unsere

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