Valeron der Barbar
Griff seines Schwertes legte, zogen sie ihre Klingen und stürmten los. Der Rat und seine Soldaten wehrten sie ab. Stahl klirrte und hallte wie Glocken wider. Ein Mann schrie. Während Valerons Klinge inzwischen auf den zweiten Carmeianer herabschwang, sah der Branarier den König von Lavian an sich vorbeistürmen, einen Gegner mit der Hüfte zurückwerfen und gleichzeitig einem anderen das Schwert in die Seite stechen. So schnell hatte er seine Klinge zurückgezogen, dass der Bursche noch aufrecht stand, als Vidul ihm den Kopf abschlug.
Lexton war erleichtert, als des Branariers Schwert eine Klinge abwehrte, die ihm gegolten hatte. Im Zurückziehen schlitzte Valeron den Oberschenkel eines Palastwächters auf und hieb mit dem Fuß nach einem dritten, der sie bedrängte, doch der ging nicht durch den Tritt zu Boden, sondern fiel unter der Klinge eines – Carmeianers!
Der Kriegslord vom Branarius fletschte die Zähne zu einem hässlichen Wolfsgrinsen. Gut! Sie waren also untereinander uneinig. Das bedeutete, dass einige von dem wahren Sachverhalt nichts gewusst hatten – oder nicht mehr mitmachen wollten, weil sie nicht die Hand gegen die Könige erheben mochten.
Aber beide Schreiber und eine Sklavin – nein, zwei Sklavinnen – hatten Waffen ergriffen und sich den Leibgardisten gegen den Rat der Könige angeschlossen.
Valeron sah einen Ghulani der bewaffneten Sklavin entgegenspringen – nein! Der kleine Krieger mit der mächtigen Brust war kein Ghulani, und die Brust war nicht die eines Mannes, sondern ein beachtlicher Busen. Es war Jheru! Bewaffnet, gerüstet, in der Hosenuniform von Ghulan. Er würde lieber nicht fragen, wie sie einen Ghulani dazu gebracht hatte, ihr das alles abzutreten. Sie hatte es getan, um an seiner Seite zu sein – obwohl er ihr befohlen hatte, im Raumhafen auf seine Rückkehr zu warten. Wütend griff er nach einer ausgestreckten Hellebarde, entriss sie ihrem Besitzer und stieß sie ihm in den Bauch, um den Weg zu Jheru frei zu bekommen.
Aber er sah, dass sie seine Hilfe nicht brauchte. Ihr ghulanischer Krummsäbel schlug der Sklavin den Dolch aus der Hand. Die Sklavin selbst warf sich auf die Knie und flehte um ihr Leben. Verächtlich hieb Jheru ihr den metallbestückten Armreif des Kriegers ans Kinn, dass sie seitwärts auf den Boden stürzte. Ein Palastwächter stolperte über sie und verlor seinen ausgestreckten Arm an Jheru. Sie wirbelte herum und hieb gegen den Rücken des Burschen, der gerade mit König Eshara die Klingen maß. Der Mann drehte sich verblüfft um und hob das Schwert gegen Jheru, die ihm den Krummsäbel in den Bauch trieb – während Esharas doppelschneidige Sid-Alori-Klinge ihm durch den Hals drang.
Alerku kämpfte nicht. Er starrte immer noch offenen Mundes auf den Premierminister, bis er sich fing und die Klinge, deren Griff er längst umklammerte, herauszog.
»NEIN!« brüllte er und warf das Schwert in weitem Bogen von sich, dass es klirrend über den Boden rutschte. »NEIN! Das sind die Könige! Das ist die Halle der Hundert Frauen – der Thronsaal des Reiches! Nein! Hört auf! Ich befehle euch, die Waffen niederzulegen! Wir dürfen nicht gegen die Könige kämpfen!«
Schwerter hielten mitten im Hieb inne. Eine plötzliche Stille setzte ein. Und dann klapperten und klirrten Waffen auf Läufer und Mosaikfliesen. Die Palastwachen unter Hauptmann Alerku hatten die Waffen gestreckt.
Aller Augen: die der Könige von Branarius und Ghulan, von Sid-Alors und Nyor, von Maruthia und Lavian, genau wie die ihrer Soldaten und die der Kaiserin richteten sich auf den hageren Mann in der Purpurrobe, der neben dem Thron stand.
Der Premierminister warf den Kopf zurück und blickte sich mit funkelnden Augen unter halbgeschlossenen Lidern um. Es gab keinen mehr in der Halle der Hundert Frauen, der noch für ihn kämpfte.
Eine Stimme erhob sich: »Darcus Cannu! Im Namen der Sechs Könige, wir müssen Euch wegen Hochverrats und Mordes festnehmen!«
Die Stimme gehörte Vidul car Abar von Lavian.
»Im Namen der Sechs Könige? Die Kaiserin hat hier das Wort! Sie herrscht hier – und im gesamten Reich!« Darcus Cannu blickte sie an. Nur sie konnte ihn noch retten. Sie war seine einzige Chance. Sie blickte ihn an. Die Augen der grazilen, mädchenhaften Kaiserin auf dem riesigen Thron und die dieses purpurgewandeten hageren Mannes, der so lange ihren Vater beraten – und gemordet hatte, begegneten sich.
Valeron bemerkte, dass Jallad von Nyor noch immer neben Aleysha
Weitere Kostenlose Bücher