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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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an.
    »Leugnet Ihr«, fragte Lexton jetzt mit leiserer Stimme, »diesen Unschuldigen mit voller Berechnung des Mordes beschuldigt, und geplant zu haben, ihn zu töten, um Euch zu retten?«
    »Das leugne ich! Ich beschuldigte ihn – doch um das Reich zu retten, nicht mich!«
    Lexton seufzte und legte eine Hand auf Viduls Arm, als der schwarzgewandete Lavi aufbrausen wollte. »Ihr leugnet also nicht, Lord Valeron, den Kriegslord von Branarius, fälschlich beschuldigt und seinen Tod für ein Verbrechen geplant zu haben, das er nicht verübte?«
    »Das leugne ich nicht.«
    »Leugnet Ihr dann, Darcus car Nu, genannt Cannu, auf schamlose Weise eine Vermählung mit Aleysha vorbereitet zu haben, damit Ihr den Kaiserthron an Euch reißen könntet?«
    »Schamlos? An mich reißen?«
    »Premierminister!« rief Lexton scharf. »Ihr strapaziert unsere Geduld! Lasst Euch gesagt sein, dass Ihr durch diese Wortspiele nichts erreicht. Wir erachten sie als Verhöhnung des Rates der Könige. Habt Ihr eine überstürzte Vermählung mit Ihrer Majestät geplant? Und habt Ihr nicht beabsichtigt, durch sie zu herrschen?«
    »Das habe ich, weil ich überzeugt bin, dass ich die Fähigkeiten dazu habe – wie es all die Jahre in meiner Eigenschaft als Ratgeber des Kaisers bewiesen! –, und weil ich dadurch dem Reich besser dienen kann. Ich bin nicht mehr der Jüngste, und mein Verstand – mein Verstand, meine Lords und meine Lady Könige – sagte mir, dass Ihre Majestät bis zum Zeitpunkt meines Todes lebensklug genug geworden wäre, um allein zu regieren und zu herrschen. Sie ist intelligent, von hoher Geburt und bereits, das versichere ich euch, über ihre Jahre reif.« Er warf ihr einen Blick zu. »Und sie versteht ihre Gedanken besser zu verbergen, als ich angenommen hatte.«
    »Interessant«, sagte Narran ol-Shalkh. »Ich bin überzeugt,  meine Lords und meine Lady Könige, dass er glaubte, zum Wohle des Reiches zu handeln, nicht aus persönlichem Ehrgeiz.«
    »Ja«, murmelte Eshara. »Ja, ich glaube dem Mann. Was er tat, tat er aus den Gründen, die er angab.«
    »Und ich sage, er ist ein verachtungswerter, verfluchter, verlogener Mörder!« rief Vidul heftig.
    Eshara schüttelte den Kopf. »Ich kenne Darcus Cannu – und ich glaube, sein oberster Gedanke galt dem Reich – wie schon seit Jahren.«
    »Eure Majestät und meine Lords und Lady Könige.«
    Alle richteten den Blick auf den Sprecher: Jallad von Nyor. Als Jüngster – und scheinbar Gebrechlichster in seiner jugendlichen Schmalheit – der Gruppe und sich dieser Tatsache bewusst, hatte er bisher schweigend zugehört. »Ich fürchte, es kommt nicht darauf an, ob Cannu die Wahrheit spricht oder lügt. Es geht um Hochverrat und Mord!«
    Augen weiteten, Stirnen runzelten sich. Valeron und die anderen schauten ihn abwartend an. Jallads Blick wanderte flüchtig über ihre Gesichter. Mit seiner nicht sehr tiefen Stimme sagte er leise, aber eindringlich:
    »Viel Gerede hörten wir mit Ausdrücken wie ›barbarisch‹, ›Barbar‹, ›blutige Hände‹, ›Wilder‹ und dergleichen. Sie alle galten Lord König Valeron. Doch sind wir nicht hierhergekommen, um ihn zu richten oder uns eine Meinung über ihn zu bilden. Das dürfte bereits geschehen sein, denn seine Anwesenheit ist Beweis eurer Einschätzung. Dass ich mich euch angeschlossen habe, beweist wiederum, dass ich euch beistimme. Seit fast zwei Wochen bin ich zu Besuch hier im Palast. Ihre Majestät und ich unterhielten uns eingehend. Jetzt hörten wir Darcus Cannu seine Tat verteidigen. Er glaubte – und glaubt immer noch – an ihre Berechtigung, und ich hörte, dass Lady König Eshara ihm beipflichtet. Und doch – was tat Darcus Cannu, der Premierminister, der oberste Ratgeber des Kaisers, der ihm absolut vertraute? Er möchte uns diese nackten Tatsachen vergessen lassen! Uns vergessen lassen, dass er vor Gericht steht – und sein Kopf bereits in der Schlinge steckt!«
     
    Der jüngste König hob die Linke und zog mit der Rechten einen Finger nach dem anderen abzahlend zur Handfläche.
    »Komplott gegen den Thron – und egal, welches Motiv: den Thron des Reiches! Bestechung der Palastwache – egal, welches Motiv: die Leibgarde des Kaisers des Reiches!« Mit den Augen auf Darcus zog er langsam den dritten Finger zur Handfläche und sprach das nächste Wort gedehnt und mit besonderer Betonung: »Mord. Gleichgültig welches Motiv: Mord am Kaiser höchstpersönlich – die barbarische Tat eines Wilden mit blutigen

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