Valeron der Barbar
zum Nabel auf, während eine andere ihm den Arm abtrennte.
Die drei restlichen Wachen ergaben sich.
Die Männer von Ghulan postierten sich um das Tor. Einer von ihnen ritt zum Raumhafen zurück.
»Das Tor zur Kaiserstadt hätte von Ghulani bewacht sein müssen«, sagte einer der Spitzbärtigen zu den Gefangenen. »Nie würden sie sich Invasoren ergeben!«
Das Manöver war genau geplant gewesen. Der Ghulani kehrte in erstaunlich kurzer Zeit vom Raumhafen zurück, begleitet von fünfzig weiteren Soldaten, die Valeron bestimmt hatte.
»Vierzig postieren sich an der äußeren Mauerseite, zehn auf dem Wehrgang. Niemand darf die Stadt durch dieses Tor verlassen oder betreten – niemand! Und nehmt die Leichen mit hinaus, und bewacht die drei Gefangenen.«
Der ghulanische Offizier wendete sein Pferd und führte seinen Trupp den Königen nach. Sie begleitete ein fünfzehnter Krieger in der Uniform der Ghulani.
Die Augen der drei carmeianischen Gefangenen weiteten sich.
17
Schwerter und Könige
Darcus Cannu, hatte Valeron gefolgert, wäre nicht der kluge Kopf, für den er ihn hielt, wenn er mehr Männer als unbedingt nötig in seine Pläne eingeweiht hätte. Bescheid wussten wahrscheinlich ein paar Offiziere der Palastwache, für die es unter dem Kaiser keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr gegeben hatte und die deshalb für gutes Plast und Versprechen Cannu die Treue geschworen und sich zu Schweigen verpflichtet hatten.
Valeron knurrte heimlich einen barbarischen Fluch, als er eine Einheit der Leibgardisten im Hof neben dem Palast exerzieren sah, obgleich die Burschen sicher nicht in Cannus Pläne eingeweiht waren. Offenbar waren sie von ihren Offizieren nur für den Fall des Falles hierherbeordert worden – und wunderten sich jetzt, weshalb sie unter den nervösen Blicken der Gärtner aus dem anschließenden Lustgarten hier gedrillt wurden. Nachdem Valeron sie kurz stumm beobachtet hatte, wandte er sich an einen seiner verkleideten Branarier.
»Bleib du hier! Wenn es zu Schwierigkeiten kommt, dann sorg dafür, dass der Rest unserer Truppen sich sofort auf den Weg hierher macht! Und kümmere dich darum, dass Saldon und Jheru sofort und unter allen Umständen zurück zum Branarius aufbrechen! Das Tor dürfte inzwischen bereits in unserer Hand sein.«
Der Mann nickte und wendete sein Ross. Dabei kam er an einem Reiter mit tief über die Stirn gezogenem Helm und gesenktem Kopf vorbei. Unwillkürlich musste er grinsen. Rankhnax, der Sungol, war etwa so unauffällig wie ein Fuchs im Hühnerstall.
Valeron wusste, dass Soldaten ungemein rangbewußt waren, das begann schon in der Grundausbildung. Einen Ranghöheren fragte man nicht nach seiner Identität – außer im Feld –, wollte man nicht einen Verweis, eine Degradierung oder noch Schlimmeres riskieren. Zum Betreten des Palastes war auch keine Losung erforderlich. Ebenso wusste Valeron, dass die Soldaten kamen und gingen, gewöhnlich, um irgendwelche Aufträge auszuführen. Zivilisten wurden nur dann nach dem Zweck ihres Besuches gefragt, wenn sie keinen Palastpaß oder keine Einladung hatten.
Diese Gedanken beschäftigten ihn, während sein Zug sich dem breiten Treppenaufgang zum Palast näherte.
Ein Sergeant und zwei Hellebardenträger kamen ihnen die Stufen herunter entgegen. Sie salutierten Valerons Uniform.
Er hob die Hand zum militärischen Gruß und verlieh seiner Stimme Dringlichkeit. »Sergeant, dies sind die vier anderen Könige, die hierhergekommen sind, um gemeinsam mit Lord König Jallad der Kaiserin den Treueeid zu leisten. Der Rest ist ihr Gefolge. Ihr habt Befehl, uns sofort einzulassen und zu Ihrer Majestät zu führen?«
Der Sergeant benetzte seine Lippen und war sichtlich verwirrt. Musste ein Sergeant der Kaiserin einen Kniefall machen vor den Königen – den Königen! »N-nein, Hauptmann – wir wurden nicht unterrichtet …«
Valeron stieß eine der harmlosen Verwünschungen der zivilisierten Welten aus. »Dieser verdammte Kurier«, fügte er ihr hinzu. »Wer, in Kroys Namen, ist der Offizier des Tages?«
»Hauhauptmann Tarku, Sir.«
»Ich hätte es wissen müssen! Na gut, er wird es zu verantworten haben! Sergeant, ich geleite die Könige und ihr Gefolge in den Palast. Die Verantwortung übernehme ich.«
Der Sergeant salutierte erfreut. »Jawohl, Sir!« Er war glücklich, dass ihm die Sache aus der Hand genommen war.
Valeron führte die anderen Könige und ihre kleine »Invasionsmacht« in den Kaiserpalast. Ein Dutzend seiner
Weitere Kostenlose Bücher