Valeron der Barbar
anderen Carmeianer über den gefallenen Branarier steigen. Der Mann schwang seine blitzende Todesklinge über den Kopf. Valeron zerrte an Jimarahs schwarzem Griff, drehte ihn und spürte, wie die Klinge frei kam – da rutschte er in einer Blutlache aus.
Er fiel schwer und versuchte der herabsausenden Klinge des Carmeianers auszuweichen.
Da entglitt das Schwert schlaffen Fingern. Der Carmeianer brach in die Knie. Eine breite Klinge ragte zitternd aus seinem Leib. Er taumelte rückwärts und starrte auf den Säbelknauf unter seinem Herzen. Ehe der Bursche tot auf dem Boden aufschlug, war Valeron bereits mit der Geschmeidigkeit einer Felskatze wieder auf den Beinen. Er blickte mit einem verzerrten Grinsen auf seinen Retter – und riss die Augen auf.
Jheru schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und verneigte sich flüchtig, ehe sie sich daran machte, den Säbel herauszuziehen, den sie wie einen Speer geschleudert hatte.
Der Kriegslord von Branarius fluchte in zwei Sprachen. Von einer Frau gerettet! Diese Schmach! Wie konnte sie es wagen! Er … nun, er würde ihr später danken und ihr zeigen, dass auch Sieger manchmal vergewaltigt wurden.
Doch nicht jetzt – und möglicherweise würden sie gar nicht als Sieger hervorgehen.
Klingen blitzten und klirrten ringsum. Männer brüllten und schrien. Der Lärm hallte ohrenbetäubend von den Wänden dieses langen Tunnels wider. Alerku und sein Trupp kämpften mit wilder Verzweiflung. Sie wussten genau, dass es kein Pardon für sie geben konnte, selbst wenn sie jetzt die Waffen streckten. Für sie war es ein Kampf bis zum Tod, sie hatten nichts mehr zu verlieren, und so wurden sie zu noch gefährlicheren Gegnern. Aber auch die anderen kämpften noch härter, da ihnen das ebenso bewusst war. Die Lavi und Branarier hatten guten Grund, zu wünschen ihre Führer hätten für Nachschub gesorgt. Zahlenmäßige Gleichheit genügte nicht, wenn der Feind zu in die Enge getriebenen Tieren geworden war und durch seine Verzweiflung keine Vorsicht mehr kannte.
Stahl klirrte und kreischte. Die Männer von den anderen Welten hatten den Palast gerüstet und bewaffnet betreten, doch Valeron hatte nicht gewagt, sie auch Schilde tragen zu lassen, um nicht von vornherein Misstrauen zu erregen. Die Palastwache trug nie Schilde und war gut im Kampf Schwert gegen Schwert gedrillt.
»Er gehört mir, Lord König!« rief Vidul. Da bemerkte Valeron erst, dass der Mann, dessen Klinge er gerade zur Seite geschlagen hatte, Alerku war.
Mit einem Rückhandschwung parierte er Alerkus nächsten Hieb und zog sein Schwert nicht zur Verteidigung zurück, sondern ließ es auf des Hauptmanns Gesicht zusausen.
Nur um Haaresbreite entging der Carmeianer dem Tod. Er wich einen Schritt zurück. Blut sickerte von seinem Kinn. Er machte einen Scheinangriff und riss seine Klinge hoch.
»Mein Lord Barbar, wenn ich mich nicht täusche«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und sein blutiges Schwert stieß im Ausfall vor.
Valeron spürte die Spitze das Leder seines carmeianischen Harnisches berühren, als er die Luft einsog und sich zurückwarf. Sein sofort vorschwingendes Schwert hielt Alerkus mit einem heftigen Klirren auf. Dem Hauptmann der Palastwache gelang es, der vorschnellenden Spitze auszuweichen. Er empfand bereits großen Respekt vor der Geschicklichkeit des Außenweltlers im Umgang mit seiner überlangen und schweren Klinge – er ging damit um, als wäre sie eine Gerte.
Als Valeron sich zum Sprung anspannte, pfiff Stahl zu seiner Linken, und ein Krieger in Hosenuniform stolperte von einem heftigen Angriff zurück.
Geradewegs gegen Alerku taumelte Jheru. Sein linker Arm schoss vor, legte sich quer über sie und umklammerte ihr rechtes Handgelenk. So drückte er sie an sich. Das bemerkte Valeron nur aus dem Augenwinkel, denn er hatte den Blick auf Jherus Gegner gerichtet, der das Schwert vorstieß, um es dem von Alerku festgehaltenen Mädchen in die Brust zu stoßen.
Valeron wirbelte halb herum. Sein Schwert blitzte in einem wilden Vorhandschwung, der die Schneide durch den bronzebesetzten Lederharnisch in das Fleisch darunter trieb. Der Palastwächter stürzte. Blut schoss aus seinem Leib. Nur noch seine Wirbelsäule, ein wenig Fleisch und sein Harnisch hielten ihn zusammen.
»Keinen Schritt näher, mein Lord Barbar!« warnte Alerku. »Oder ich schneide diese Hexe an wie eine reife – wie eine überreife Melone!«
Jheru wand sich in seinem Griff, aber der Hauptmann der
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