Vali
bis er vor einer Zimmertür stehen blieb.
„Schlüssel, Hosentasche“.
Sarah wechselte die Waffe in die andere Hand, und griff in Valis rechte Hosentasche.
Sie angelte den Schlüssel heraus, und erst als sie drei Versuche brauchte um die Tür aufzuschließen, wurde ihr bewusst wie sehr ihre Hände zitterten.
Vali trug Thore in das Zimmer und legte ihn vorsichtig auf das große Bett in der Mitte des Raumes. Dann verschwand er im Nebenraum und Sarah konnte hören wie Wasser aufgedreht wurde. Sie stand da, und konnte nur zusehen wie Vali begann sich das Shirt auszuziehen und dann die Schuhe öffnete und von den Füssen zog. Was hatte er vor? Als er bis auf die Shorts die er unter seiner Lederhose trug völlig nackt war ging er zum Bett und hob vorsichtig die Jacke an, die sich nur langsam von Thores Körper löste als sei sie festgeklebt worden.
Sarah ging um Vali herum und wünschte sich im gleichen Moment sie hätte stattdessen lieber den Raum verlassen. Die Verbrennungen auf Thores Oberkörper schienen sich auszubreiten, und sein Gesicht hatte jede Farbe verloren. Noch schlimmer als der Anblick war jedoch der Geruch der sich jetzt ungehindert ausbreitete.
Vali verzog nicht einmal das Gesicht, als er Thore wieder auf seine Arme nahm, und nach nebenan ins Badezimmer trug. Sarah hatte keine Chance als ihr die Galle wieder die Speiseröhre hochschoss konnte sie sich nur noch schnell nach etwas umsehen was … da der Mülleimer. Sie übergab sich heftig und als sie schließlich ihren Magen davon überzeugen konnte, dass wirklich nichts mehr vorhanden war, was man hätte loswerden können, kam die Scham. Mein Gott wie erbärmlich, Thore brauchte ihre Hilfe und sie hing hier so kläglich in den Seilen. Sie wischte sich Tränen aus den Augen, die nicht nur von der Übelkeit stammten, und ging zum Badezimmer.
Zunächst sah sie nur Valis Rücken, der über die Badewanne gebeugt war, dann bemerkte sie, dass er Thore komplett in der Wanne versenkt hatte, und nur sein Arm unter dessen Kopf garantierte, dass Thore nicht ertrank.
Das Wasser lief immer noch, der Mischhebel stand auf blau.
Vorsichtig trat sie ein, und ging um die Wanne herum, die wie das Bett im Nebenzimmer mitten im Raum platziert worden war und von der Größe her mindestens zwei Personen Platz bot. Wären die Umstände nicht so denkbar schlecht gewesen, hätte sie die luxuriöse Innenausstattung sicher eines zweiten Blickes gewürdigt. Aber jetzt klebte ihr Blick an Thores unbewegtem Gesicht, das langsam eine bläuliche Färbung annahm.
„Er unterkühlt.“ brachte sie heraus und Vali hob den Blick nicht als er mit erstickter Stimme antwortete, „Nein Sarah er verbrennt. Ich muss die Ausbreitung des Feuers stoppen, sonst wird es ihn komplett verzehren.“ Sarahs Augen schossen zu den Blasen die auf Thores Brust wucherten wie ein Geschwür. „Es funktioniert nicht, es ist nicht kalt genug.“ die Ausbreitung ging jetzt langsamer von statten, aber sie hatte keineswegs aufgehört. Sarah überlegte kurz, und rannte dann aus dem Zimmer. Vali rief ihr hinterher, aber er konnte ihr nicht folgen, er konnte nicht beide gleichzeitig beschützen, und es brach ihm das Herz.
Er wusste nicht was er tun sollte. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. Die Heiler des Ordens waren nicht hier, und seine Kräfte allein reichten nicht aus.
Wenn nicht ein Wunder geschah, würde Thore in seinen Armen sterben, und er wäre der Grund dafür. Nach einem nahenden Wunder sah es nicht aus. Alles was er noch für Thore tun konnte war, seinem Freund den Schmerz zu ersparen, den das Feuer verursachte. Das brannte weiter unter seiner Haut, wie eine Magnesiumfackel unter Wasser.
Tränen rannen über Valis Gesicht, und seine Lippen formten das alte Gebet, das sein Volk einem scheidenden Krieger mit auf den Weg gab. Auf das seine Seele den Weg finden möge in die ewige Ruhe.
Langsam zog er seinen Arm unter Thores Nacken hervor.
Das Wasser umspielte die Lippen seines Freundes, seines Bruders, den er so bitter enttäuscht hatte. Vali legte eine zitternde Hand auf Thores Hals, der noch nicht vom Feuer erfasst worden war.
„Verzeih mir.“ Die Worte nur ein Krächzen, als die Tür aufflog, und Sarah herein gerannt kam. Vali sprang zurück, und brauchte einige Sekunden bis er begriff, was sie vor hatte.
Sie hatte die Arme voll mit großen Beuteln, und sein Messer in der Hand. Das hatte er bei seinen Sachen liegen gelassen.
Jetzt schnitt sie einen Beutel nach dem anderen
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