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Vali

Vali

Titel: Vali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Weiß
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lagerte dabei Thores Kopf auf ihrem Schoß. Vali blieb nichts anderes übrig, als es hinzunehmen und er startete den Wagen.
    Immer wieder suchte er Blickkontakt im Rückspiegel, aber Sarahs volle Konzentration galt Thore, den sie mit gerunzelter Stirn, und schmalen Lippen nicht eine Sekunde aus den Augen ließ.
    Thore hatte sich die ganze Zeit nicht gerührt. Kein Zeichen ließ erahnen, dass er zu sich kommen würde. Sarah streichelte ihm über den Kopf, ließ ihre Finger sanft über seine Stirn gleiten, und strich ihm das wirre Haar aus dem Gesicht. In ihr brodelte es. Ihre Emotionen kochten, und drohten die Kontrolle zu übernehmen, aber was hätte es in diesem Augenblick genutzt? Thore und auch Vali brauchten sie voll zurechnungsfähig. Vali saß schweigend auf dem Fahrersitz, und steuerte den Wagen mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Strassen der Stadt.
    Zwischendurch hatte er nach seinem Handy gegriffen, aber es war kurz darauf im Fußraum gelandet, als sich scheinbar niemand gemeldet hatte.
    Sarah bekam das alles nur am Rande mit, aber als Vali plötzlich mit quietschenden Reifen eine Vollbremsung hinlegte, schnellte ihr Kopf nach oben. Sie hatte Thore gerade so festhalten können, und Vali stand kurz vor dem Anschiss seines Lebens, als sie seinem starren Blick durch die Frontscheibe folgte.
    In der Strasse wo das Ferienhaus stand, herrschte absolute Festtagsbeleuchtung. Überall war Blaulicht zu sehen, und im Zentrum der geschäftigen Aufmerksamkeit brannte weithin sichtbar ein riesiges Feuer.
    „Mein Gott!“ entfuhr es ihr, als sie erkannte um welche Überreste es sich da handelte die da lichterloh in Flammen standen.
    Vali handelte auf Autopilot, als er den Rückwärtsgang in das protestierende Getriebe hämmerte und den Arm um den Beifahrersitz legte, um mit Vollgas die Strasse zu verlassen. Eine hundertachtzig Grad Wende und sie waren wieder vorwärts unterwegs, aber jetzt ohne Ziel. Was war mit den anderen? Während sie hinten hin und her geschleudert wurde von den abrupten Bewegungen des Wagens, überlegte Sarah fieberhaft.
    Wo sollten sie hin? Sie hatte keine Ahnung, aber Thore brauchte Hilfe. Dringend.
    Vali bog irgendwann in eine Einfahrt und steuerte das Auto in eine Tiefgarage. Als er den Motor abstellte drehte er sich zu Sarah um, und sagte nur „Warte hier, ich bin gleich wieder da.“
    Er stieg aus und rannte zu einer Metalltür am andern Ende der Tiefgarage.
    Sarah blieb zurück und im Licht der Leuchtstoffröhren die die Garage beleuchteten, wagte sie es einen Blick unter Valis Jacke zu werfen mit der sie Thore zugedeckt hatten.
    Was auf dem Bergplateau nicht wirklich zu erkennen war wurde hier übermächtig zur Realität. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie nur einen Ausschnitt der Ausmaße von Thores Verletzung sah. Dicke Blasen hatten sich auf seiner Brust und seinem Bauch gebildet. Die Haut begann sich schon abzulösen und hing in angesengten Fetzen am Innenfutter von Valis Jacke. Sarah hatte den beißenden Geruch bisher völlig ausgeblendet, aber mit den Bildern kam auch der Rest unaufhaltsam in ihr Bewusstsein.
    Bittere Galle sammelte sich in ihrem Mund, und ihr wurde schwarz vor Augen. In diesem Moment wurde die gegenüber liegende Tür geöffnet und Vali versuchte Thore möglichst sanft aus dem Wagen zu bekommen.
    Sarah kämpfte gegen ihre Übelkeit und die drohende Ohnmacht. Thore brauchte sie, also konnte sie es sich nicht erlauben jetzt schlapp zu machen.
    Sie hob Thores Kopf an, damit Vali seinen Arm um den Nacken legen konnte und mit einer enormen Kraftanstrengung gelang es ihm schließlich, Thore wieder aus dem Auto zu befördern.
    Während er Richtung Metalltür ging, griff sich Sarah das Handy aus dem Fußraum, und verschloss den Wagen, bevor sie Vali folgte.
    Als Vali die Treppen nach oben stieg, die sich hinter der Tür befunden hatten, holte Sarah die Waffe wieder aus ihrer Jackentasche. Hier schien zwar keine unmittelbare Gefahr zu herrschen, aber der kühle Kunststoff des Griffs der sich genau in ihre Hand einpasste, und das Gefühl vielleicht nicht völlig nutzlos zu sein beruhigten sie etwas.
    Nach zwei weiteren Treppen hielt Vali vor einer weiteren Metalltür an, und ließ Sarah den Vortritt. Die Waffe vorgestreckt und mit der anderen Hand am Türgriff öffnete sie die Tür und stand in einem breiten Flur.
    Ein Hotel schoss es ihr durch den Kopf. Vali hatte sie zu einem Hotel gebracht. Sie hielt ihm die Tür auf, und er übernahm wieder die Führung

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