Vali
Frauen für schnelles Vergnügen, ohne Fragen und Verpflichtungen. Mehr war ihnen ohnehin verboten. Zwar hatte er sich im Laufe der Jahrhunderte nicht immer wie ein Mönch verhalten, aber die schnelle Nummer zwischen Tür und Angel hatte schnell ihren Reiz verloren.
Wie kalte Pizza. Sie machte satt, aber nicht zufrieden.
Im Vergleich dazu, kam Sarah quasi frisch aus dem Ofen.
Seine Beine waren steif, als er sich von seinem Platz neben dem Bett erhob. Tomasz ließ sich eindeutig zuviel Zeit mit seinem Rückruf, und ein Kaffee wäre auch nicht schlecht. Sarah sah nicht aus als würde sie in den nächsten zehn Minuten einen Fluchtversuch wagen.
Mit einem Pappbecher in der Hand stand Vali wenig später im Eingangsbereich des Krankenhauses und telefonierte. Ein Mann mit schwarzer Jacke und schwarzer Baseballkappe betrat in der Zwischenzeit unbemerkt den Flur zu den Stationen.
Marek mochte Krankenhäuser, er konnte nicht verstehen warum andere Menschen diese Orte mieden, wenn sie die Möglichkeit hatten. Nirgendwo sonst fand sich soviel Leid, Elend und Angst auf einem Haufen, und der himmlische Duft seines bevorzugten Desinfektionsmittels lag als unterschwellige Note in jedem Atemzug.
Nachdem die Polizei abgezogen war, hatte er in seinem Auto den Polizeifunk verfolgt. Sie hatten ihm verraten, wo sich die Kleine jetzt befand. Er schmunzelte – dein Freund und Helfer-, sie würden nie erfahren was passiert war.
Genauso wie es sein Meister nicht erfahren würde. Der Typ hielt sich für einen Gott, aber niemand war wirklich allwissend, oder? Ich habe mir wirklich eine kleine Belohnung verdient, und der Meister wird sie diesmal nicht bekommen. Sie gehört mir, dachte er mit einer Entschlossenheit die ihn selbst etwas überraschte. Sein Hirn spielte ihm die passenden Bilder zu seinen Gedanken, als er durch die Klinik schlenderte. Wie im Märchen würde es sein, sie war die Schöne, er war der Jäger, und die Jagdsaison für Jungfrauenherzen war gestern eröffnet worden.
Als er an zwei Ärzten vorbeikam, zog er die Schultern etwas höher und senkte seinen Blick.
Im Vorbeigehen hörte er, wie einer der beiden das Zauberwort sprach, das ihn aufhorchen ließ. „Sarah“
Die beiden Mediziner gingen zu einem Aufzug, und kurzerhand folgte er ihnen. Bevor sich die beiden trennten fand er, dass der Tag immer besser zu werden schien.
Offensichtlich hatte sich am Zustand seiner Märchenprinzessin nichts geändert, seit er sie verlassen musste. Außerdem hatte er so erfahren, in welchem Zimmer sie sich befand. Jetzt musste er nur noch zuschlagen.
Sein Blick fiel auf ein Türschild mit der Aufschrift `Umkleide Männer`. Konnte dieser Tag denn tatsächlich noch besser werden? Mit einem galanten Schlenker verschwand er in dem Raum. Nur Minuten später tauchte er wieder auf.
Als perfekt getarnter Krankenpfleger, betrat er den Flur, und schob dabei unauffällig sein Jagdmesser tiefer in den Hosenbund im Rücken. Marek schnappte sich von einem unbeobachteten Rollwagen einen Blumenstrauß samt Vase, und ging damit über die Station.
Vor ihrem Zimmer versicherte er sich, dass niemand mitbekam, wie er leise die Zimmertür öffnete und eintrat.
Sarah lag auf dem Bett, wie auf einem Altar. Der Anblick bescherte ihm wie auf Knopfdruck einen Mörderständer. Sie war perfekt. Im Grunde fehlten nur noch ein Paar Kerzen und die richtige Musik. Niemand würde ihm diesmal in die Quere kommen. Er würde sie pflegen, und dann konnten sie endlich zusammen spielen.
Im Gegensatz zu allen Anderen die er kannte, hielt er gewissenhaft seine Versprechen. Immer.
Die Blumen stellte er auf dem kleinen Rolltisch neben dem Bett ab. Wie sie so dalag, so friedlich und so still. Sie sah etwas dünner aus, als er sie in Erinnerung gehabt hatte und irgendwie schien der Verband für die Platzwunde zu groß zu sein.
Hier in diesem Bett wirkte sie viel zerbrechlicher, als auf dem Plateau. Dort hatte sie ihn herausgefordert, hatte ihn zum Spielen eingeladen. Was war seit gestern passiert?
Er wollte sie nach Hause holen, aber vorher würde er ihren Krankenbericht lesen müssen. „Keine Fehler mehr.“ sagte er sich, “Ich werde mich gut um dich kümmern. Versprochen.“
Sarah würde ihm nicht davonlaufen, aber wenn sie es versuchte, der Gedanke ließ ihn unwillkürlich lächeln,…. Vielleicht sollte er sie sogar dazu animieren, dann konnte er sie jagen. Nachdem Marek sich überzeugt hatte, dass sie im Moment keine Gefahr für ihn darstellte, wollte er
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