Vali
Sekunde ein Stück größer. Valis Augen hefteten sich wiederum an ihr Gesicht und mit jeder Sekunde die verging wuchs sein Respekt. Es war fast so, als hielten zwei Kämpfer im Geist eine geheime Zwiesprache.
Vali war völlig gefesselt von der Veränderung in Sarah und von ihrem Kuss. Die Stelle wo ihre sanften Lippen seine Wange berührt hatten, brannte und er wollte mehr. Aber er hielt sich zurück. Das war weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt, sagte er sich vor wie ein Mantra.
Bewundernd sah er zu ihr auf. Nichts war mehr erkennbar von der verängstigten, verzweifelten Frau die er in seinen Armen gehalten hatte.
Es war als hätte sie sich eine Rüstung angelegt, einen dicken Panzer um sich geschlossen, und machte sich nun bereit für den Ring.
Erstaunt stellte er fest, dass er sie nur zu gern noch eine Weile gehalten hätte.
Voller Vertrauen hatte sich ihr warmer Körper an ihn geschmiegt, und dabei eine Reihe von Emotionen in ihm ausgelöst, die er nicht einordnen konnte. Sie hatte sich ihm, und dem Schutz den er ihr bot völlig überlassen. Das war eine absolut neue Erfahrung für ihn gewesen, und er würde nicht behaupten es nicht in vollen Zügen genossen zu haben. Das einzige Manko waren die Umstände. Vali hätte sich einen solchen Moment der Nähe unter ganz anderen Rahmenbedingungen gewünscht. Wie würde es sich wohl anfühlen, wenn sie ihm immer mit so einer Vertrautheit begegnete? Ob sie ihn noch mal so dicht an sich heran ließ? Er wusste keine Antwort auf diese Fragen, und so sehr er ihre Auferstehung bewunderte, so sehr bedauerte er den Verlust ihrer Berührung. Es hatte sich so richtig angefühlt, sie im Arm zu halten. Er war für wenige Augenblicke komplett gewesen, als wäre sie sein fehlendes Puzzelteil. Erst jetzt bemerkte er, wie Thore und Sarah ihn fragend ansahen, offenbar erwartete man von ihm eine Antwort, oder so was. Dummerweise hatte er keine Ahnung worum es gerade ging, denn sein Verstand hatte sich eine kurze Ruhepause gegönnt. Er war in ernsten Schwierigkeiten. „Sarah möchte wissen, wie wir sie gefunden haben, und ob es weitere Anhaltspunkte gibt, die ihr helfen könnten sich zu erinnern.“ Thores Blick sagte jedoch mehr als deutlich so etwas in der Richtung von „WTF?“.
Vali fasste gedanklich kurz zusammen, was die Polizeiakten an Informationen preisgegeben hatten.
„Es ging ein Notruf in der Polizeizentrale ein, und als sich daraufhin niemand meldete, wurde eine GPS Ortung eingeleitet. Die führte zum Fundort.“, wiederholte er den nüchternen Eintrag aus der Akte, die Tomasz gehackt hatte.
„Man fand dich verletzt auf dem Boden liegend, in direkter Nähe zu Malachi.“ Sie zuckte leicht zusammen bei der Erwähnung des Mannes, den sie nur unter Professor Martin Schmitt gekannt hatte.
„Deine Verletzung stammt vermutlich von einem Aufprall auf einen harten Gegenstand. Die Umgebung in der du dich befandest, deutet auf einen Sturz hin.“ Bei seinen letzten Worten griff sich Sarah geistesabwesend an den Verband.
Sie war völlig ratlos. Wie konnte man so etwas vergessen?
„Glaubt ihr wirklich daran, dass es ein Mord war?“
„Ja.“ Vali war hinter ihr, sie spürte die Wärme die er abstrahlte deutlich in ihrem Rücken.
„Wisst ihr wer ihn getötet hat? Waren es dieselben Männer wie in der Klinik?“ Es konnte nur so sein, warum hätte man es sonst auf sie abgesehen? Sie musste eine Zeugin des Verbrechens sein, auch wenn sie sich immer noch nicht erinnern konnte.
Ihre Stimme klang so gefasst, beinahe hart.
Vali antwortete nicht direkt auf ihre Fragen, er sagte nur,
„Wir sollten zu den anderen zurück gehen, wenn du soweit bist.“ Sarah nickte, und obwohl ihr Verstand Höchstleistungen vollbrachte, und so die Trauer in Schach hielt, lief ihr Körper irgendwie auf Autopilot. Sie folgte Thore wieder nach unten, und spürte Vali weiter dicht hinter sich. In diesem Moment war sie ihm wirklich dankbar.
Kapitel 18
Als sie sich wieder alle auf ihre Plätze gesetzt hatten fragte Elias sie unumwunden: „Weißt du warum Malachi dich ausgewählt hat?“
„Meine Fähigkeit.“, murmelte Sarah. „Es war also kein Zufall, dass er mich angestellt hat. Er hat es die ganze Zeit gewusst.“ Sie brauchte jetzt Antworten und die bekam sie nur von den Männern, die sie jetzt mit fragenden Blicken ansahen. Sie konnte besser denken, wenn sie in Bewegung war also begann sie durch das Zimmer zu tigern. Immer wieder ging sie auf und ab, während ihr
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