Vali
Hirn damit beschäftigt war, alles in eine logische Form zu bringen. Ihre Gefühle fuhren immer noch Achterbahn, und das erschwerte die ganze Sache enorm. Zu dem Schmerz des Verlustes kam die Frage, ob sie Martin/Malachi, oder wie auch immer sein Name war, nur benutzen wollte.
War er vielleicht nie ihr Freund gewesen, hatte er sie nur belogen?
Sie wusste nicht ob Elias sie auch nur belog, aber machte das wirklich einen Unterschied? Sie konnte nirgendwo hin.
Auf ihrer Stirn klebte ein Fadenkreuz, und Flucht war bei diesen Männern keine Option, dessen war sie sich deutlich bewusst. Sarah war sich nicht einmal mehr sicher, ob das Männer waren, oder irgendetwas anderes.
„Ich brauche dringend ein paar Antworten, bevor ich euch helfe.“ Sagte sie schließlich, und hoffte sie könnte wenigstens ein bisschen von dem Chaos in ihrem Kopf beseitigen.
Alle Köpfe drehten sich zu Elias, der jedoch ungerührt weitere Fragen stellte.
„Sarah, in welcher Beziehung standest du zu dem Meister?“
Vali hielt es plötzlich nicht mehr auf seinem Stuhl, und er ging zu einem der Fenster.
„Er war mein Arbeitgeber“, sagte sie leise, „und“ sie legte eine kurze Pause ein. Vali hielt die Luft an und schloss die Augen, „mein Freund. Glaube ich.“ Beendete sie traurig ihren Satz.
„Sie führten eine Beziehung?“ Elias Frage klang selbst in Valis Ohren unangebracht.
„Nein. So habe ich das nicht gemeint.“, warum zum Geier fühlte sie sich verpflichtet sich zu verteidigen?
„Er war mein Freund, nur mein Freund.“ Sie ärgerte sich, dass es so abwertend klang. Martin war für sie mehr als ein Freund gewesen, aber ganz bestimmt würde sie Elias diesen Umstand nicht weiter erklären. Gut, sie hatte sich vorhin nicht gerade rational aufgeführt, aber das war kein Grund jetzt mehr in gewisse Dinge zu interpretieren.
Außerdem ging es keine Menschenseele etwas an, was sie für ihren Professor empfunden hatte, und immer noch empfand.
Viel wichtiger war es den Mörder zu finden und dingfest zu machen, damit nicht noch ein unaufgeklärtes Verbrechen in ihrem Lebenslauf auftauchte.
Mein Gott, mussten denn alle Menschen die ihr etwas bedeuteten eines gewaltsamen Todes sterben?
„Wer hat ihn getötet?“, wiederholte sie die Frage, die sie zuvor schon an Vali gerichtet hatte.
„Viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang, wer hinter all dem steckt.“, setzte Elias an, und Sarah war drauf und dran dem alten Mann an die Gurgel zu gehen.
„Es reicht mit den Rätseln.“, fauchte sie ihn wütend an, und die versammelte Kriegermannschaft zuckte bei ihrem Ton zusammen.
Anscheinend war Elias eine Art Respektsperson, aber das war ihr völlig egal. Ihren Respekt musste man sich verdienen, und davon war der Zauberer noch meilenweit entfernt.
„Vielleicht solltest du deinen Ton überdenken, wenn du mit mir sprichst.“, knurrte der jetzt zurück, und Vali schob sich automatisch ein Stück näher an Sarah heran.
„Warum? Weil du leuchtest wie ein Christbaum?“, sie redete sich um Kopf und Kragen, und instinktiv wusste sie es.
Die Krieger erhoben sich von ihren Stühlen, als würden sie einem Zweikampf Platz machen wollen.
„Ich bin ein Bruder des Ordens!“ Elias Gesicht wechselte die Farbe wie ein Chamäleon auf Dope, zumindest für Sarahs Wahrnehmung. Je wütender sie wurde, umso heftiger setzte ihre Gabe ein. Die anderen sahen erst ein kalkweiß und dann ein knallrot. Man hätte in diesem Moment der Anspannung eine Nadel am anderen Ende der Stadt fallen hören können.
Sarah ließ sich nicht einschüchtern, dafür hatte sie die letzten Tage zuviel durchgemacht.
„Ist mir scheißegal!“ Ein kollektives Zischen ertönte, als die anderen Anwesenden krampfhaft versuchten eben nicht anwesend zu sein.
„Du hast offenbar keine Ahnung, mit wem du dich gerade anlegst!“ Elias knurrte jetzt durch gefletschte Zähne, und Sarah bemerkte in diesem Augenblick, dass der Bruder über ziemlich spitze Eckzähne verfügte. Seltsam, aber sie würde ihm trotzdem keinen Millimeter schenken.
„Wie auch? Ihr sprecht in Rätseln und seid allesamt offensichtlich nicht in der Lage, vollständige Sätze zu formulieren.“ Noch ein bisschen mehr, und sie hätte schwören können, dass Rauch aus den Ohren des Bruders steigen würde. Er war jetzt komplett von einer dunkelroten Aura bedeckt, und kochte buchstäblich vor Wut.
„Du bist nicht mal im Ansatz würdig, auch nur eins der Geheimnisse zu erfahren, die ich seit Jahrhunderten
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