Vali
offensichtlich machtlos dagegen. Durch ihren Arm schoss eine schmerzhafte elektrische Ladung, und Sarah drohte den Halt zu verlieren, aber irgendwie schaffte sie es ihre Energie wieder zu bündeln. Sie hielt stand und klammerte sich in Gedanken an Esther. Ich muss wissen was passiert ist. Sie stellte sich gegen den Schmerz, und plötzlich zogen vor ihrem geistigen Auge Bilder auf. Zunächst erschienen verschwommene Schatten, dann immer deutlichere Formen. Sarah strengte sich an und konnte schließlich eine am Boden kauernde Form wahrnehmen. Ein Frauenkörper lag in einer Embryohaltung auf dem Boden einer kahlen Zelle. Sarah spürte die Kälte des Raumes, roch den Moder und das Blut. Dann drehte sich die Frau zu ihr um, und wandte ihr das blasse Gesicht zu. Kurze dunkle Haare klebten am blutverschmierten Gesicht.
Trotz der starken Schwellungen erkannte Sarah sofort die geliebten Gesichtszüge.
Mein Gott, Esther war so übel zugerichtet worden. Sarah wollte zu ihr gehen, mit ihr reden, aber sie war dazu verdammt, nur zusehen zu können. Was sie hier sah, waren Erinnerungen an die Vergangenheit. Niemand konnte nachträglich den Lauf der Dinge ändern. Sie musste machtlos mit ansehen, wie der schwarze Schatten sich auf ihre hilflose Schwester zu bewegte. Er beugte sich zu ihr hinunter, und strich ihr beinahe zärtlich über den Kopf. Esther zuckte zusammen, und drückte sich noch dichter an die kahle Betonwand. Ihr ganzer Körper zitterte vor Angst, und der Schatten kroch immer näher an sie heran. Sarah wusste sie hatte panische Angst, die sonst so sanften Gesichtszüge waren zu einer verzerrten Maske des Horrors geworden. Esther versuchte zu kämpfen und sich zu wehren, aber sie hatte nicht den Hauch einer Chance als sich der Schatten immer weiter über sie beugte. Sie packte, und unter sich zerrte. Der Schatten lachte als Esther vor Schmerzen und Qualen aufschrie. Sarah verbrannte innerlich vor Wut, sie kämpfte gegen die Machtlosigkeit an, und rannte immer wieder vor die Mauern aus Licht, die sie umgaben. Sie musste helfen irgendwie musste sie doch helfen können. Der Schutzwall aus Licht gab keinen Millimeter nach. Sarah konnte nichts, aber auch gar nichts tun. Tränen brannten auf ihren Wangen, als sie hilflos mit ansehen musste, was ihrer Schwester angetan wurde. Sie schrie ihren Zorn hinaus, bis ihre Stimmbänder den Dienst verweigerten.
Das Bild verschwamm plötzlich und der Raum begann sich um sie zu drehen, während sie zur nächsten Erinnerung des Monsters getragen wurde.
Sarah sah sich um. Sie befand sich nicht mehr im Keller. Sie war auf einem Bergplateau unter freiem Himmel.
Ihr Atem stockte, als ihr immer mehr bekannte Details ins Auge fielen. Sie kannte den Platz nur zu gut. Es war der Platz an dem Esther gestorben war.
Vor ihr erschienen mehrere verschwommene Gestalten aus dem Nichts, und Sarah erkannte die gebeugte Form von Esther direkt vor sich. Ein blonder, großer Mann stand neben ihr, und schrie sie an.
„Wo ist er? Wo ist der Eingang zur Höhle?“ Eiskalte, hellblaue Augen starrten erbarmungslos auf Esther herab, und sie war starr vor Angst. „Ich weiß es nicht.“ Ihre Stimme klang so schwach. Sie war dem Tode schon zu nah, dass konnte Sarah deutlich spüren. Aller Lebensmut und alle Fröhlichkeit war vollkommen ausgelöscht. Ihre Schwester war nur noch ein resignierter Schatten ihrer selbst. Völlig gebrochen. Sarah wusste sie konnte nur zusehen, also bemühte sie sich den Blick von Esther loszureißen, und sich stattdessen umzusehen. Sie standen in der Nähe der Gedenktafel, die auf dem Burghasunger Berg errichtet worden war. Die kleine Steintafel sollte Besucher auf die Klosterruinen hinzuweisen, die sich dort einmal befunden hatten.
Der blonde Mann packte Esther grob im Genick, und schüttelte sie wie ein kaputtes Spielzeug. Esther schrie gequält auf. „Meine Geduld ist am Ende. Ich weiß du kannst den Energiefluss sehen, der zur Höhle führt. Es ist der richtige Zeitpunkt, also tue gefälligst besser was ich dir sage, sonst werde ich dir deinen Wunsch nicht erfüllen. Ich werde dich nicht sterben lassen.“ Ein grausames Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus. „Ich werde dich Marek überlassen, der hat sicher noch Pläne für deine nähere Zukunft. Ich werde dafür sorgen, dass du nicht sterben kannst, wenn er sich für den Rest der Ewigkeit über dich hermacht.“ Esther fiel noch mehr in sich zusammen. „Bitte nicht. Ich weiß doch nicht, was du von mir
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