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Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Titel: Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Welsch
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nurmehr zwei Eier im Kühlschrank hatte und einkaufen gehen musste, wenn sie noch einen Gugelhupf backen wollte. »Schade, dass ich dich nicht schicken kann«, sagte sie zu Purzel. »Aber wer weiß, was du dann wieder anstellen würdest.«
    Purzel schaute so harmlos drein, dass Frau Lizzi lachen musste.
    Als sie aus dem Haustor trat, sah sie die Scherben unter ihrem Fenster. Seufzend hob sie eine nach der anderen auf. Ihr Kreuz protestierte heftig.
    Im Supermarkt kaufte sie eine Scheibe Blutwurst für Purzel. Er hatte eine Belohnung verdient.
    Der zweite Gugelhupf wollte sich nicht aus der Form stürzen lassen. Frau Lizzi legte ein nasses Tuch darüber, klopfte mit aller Kraft darauf. Endlich plumpste der Gugelhupf auf den Teller, aber an zwei Stellen war etwas kleben geblieben.
    »Das ist ja noch größer als das Loch, das die frechen Spatzen gefressen haben«, stöhnte Frau Lizzi. »Die Arbeit hätte ich mir ersparen können.«Sie legte die Füße auf den Küchenhocker. Müde war sie, rechtschaffen müde.
    Nur ganz kurz die Augen zumachen, sagte sie sich.
    Sie wachte erst auf, als Hannes sie an der Schulter rüttelte.
    »Was ist los?«, brummelte sie.
    »Der Rudi wartet auf uns«, sagte Hannes.
    In weniger als fünf Minuten waren sie auf dem Weg zur U-Bahn .

    Rudi Wetter stand in der Station Stephansplatz. In der Hand hielt er einen großen weißen Sack, in dem sich ständig etwas bewegte. Rudi freute sich, Frau Lizzi zu sehen. Er freute sich, Purzel kennenzulernen. Er freute sich über den Gugelhupf.
    Sie zeigte auf die zwei Löcher. »Leider ist er nicht so geworden wie sonst.«
    Rudi lachte. »Das hat meine Oma auch immer gesagt.« Er schwenkte den Sack. »Die Luftballons sind schon gefüllt, ich hatte keine Lust, Gasflaschen mitzuschleppen.«
    Die Leute in der U-Bahn starrten den auf und ab schwebenden Sack an.
    »Da ist eine Boa Constrictor drin«, sagte Hannes ernst.
    Die Frau neben ihm stand sehr schnell auf und hastete ans andere Ende des Waggons.

    An diesem windigen Tag waren kaum Menschen auf der Donauinsel unterwegs. In einer Buchtstanden sieben Reiher und blickten hochmütig herüber. Der Wind rüttelte Purzel hin und her, er musste sich an Frau Lizzis Haarknoten festhalten.
    »Du reißt mir ja alle Haare aus!«, schimpfte sie. »So ein Fratz!«
    Purzel lachte und kitzelte sie unterm Kinn.
    »Der ist doch ein ganz Braver«, sagte Rudi Wetter. »Ein richtiges Musterbubi!«
    Purzel fletschte die Zähne.
    »Aha!«, stellte Rudi fest. »Fratz stört ihn nicht, aber Musterbubi lässt er sich dann doch nicht schimpfen.«
    Sie hatten die Spitze der Insel erreicht. Rudi öffnete den Sack nur ganz wenig, sonst hätte der Wind sofort alle Ballons weggeweht und wahrscheinlich die Schnüre verheddert. Vorsichtig zog Rudi eine Schnur nach der anderen heraus, leckte seinen Zeigefinger ab, prüfte den Wind, nickte und ließ dann einen Ballon wegfliegen.
    »Dreht sich der Wind so schnell?«, fragte Hannes.
    »Dieser schon«, erklärte Rudi. »Das ist ein ganz Wilder.«
    Frau Lizzi winkte jedem Ballon nach. »Gute Fahrt! Und grüß mir meinen Vamperl!«, rief sie, bis sie heiser war.

Geht es ohne Vamperl nicht?
    Schon am nächsten Tag erwischte sich Frau Lizzi dabei, wie sie unruhig wurde, als die Pendeluhr zehnmal schlug. Gegen zehn kam für gewöhnlich der Briefträger. »Dumme Urschel«, schalt sie sich, »allerfrühestens können wir nächste Woche mit einer Antwort rechnen.« Trotzdem lauschte sie auf jeden Schritt im Stiegenhaus.
    Hannes musste den ganzen Weg von der Schule gerannt sein, so früh war er sonst nie dran. Er riss die Tür auf. »Und?«
    »Und was?«, fragte Frau Lizzi, als wüsste sie nicht ganz genau, was er meinte. »Und was soll sein? Nix kann sein. Eine Karte von meiner alten Schulfreundin im Waldviertel hat sage und schreibe sechs Tage nach Wien gebraucht! Zu Fuß wäre sie schneller gewesen.«
    »Nur haben Karten keine Füße«, stellte Hannes fest.
    Frau Lizzi drohte ihm mit dem Zeigefinger. Dann zupfte sie etwas von seiner Schulter.
    Mit einem Trinkhalm schoss Purzel Hannes ein Papierkügelchen mitten auf die Stirn und war so begeistert von seiner Treffsicherheit, dass er auf der Vorhangstange herumtanzte wie wild. Er rutschte aus, schwankte und fiel wie ein Stein herab. Erst im allerletzten Moment, bevor er auf dem Fußboden aufschlug, öffnete er die Flügel und landete in einer eleganten Kurve. Er schlitterte zu Frau Lizzi hin, stand auf und machte eine tiefe Verbeugung.
    »Was macht

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