Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht
bedanken hättest du dich können«, sagte Rudi.
Hannes nickte schuldbewusst. »Danke!«, sagte er.
Rudi grinste. »Ich hab die Fliege gemeint. Dann bis morgen auf der Donauinsel. Du kommst doch?«
»Sowieso. Mit Frau Lizzi, denk ich.«
Wer ist verrückt?
Hannes beschloss, zu Fuß nach Hause zu gehen. Noch einmal ohne seine Schülerkarte zu fahren, war ihm zu riskant.
»Das Glück ist wie ein Gummiband«, sagte Frau Lizzi manchmal. »Man darf es nicht überdehnen. Sonst könnte es womöglich abreißen.«
Der Weg war viel länger, als er gedacht hätte. Seine linke Ferse tat weh, da wuchs bestimmt eine Monsterblase.
Frau Lizzi riss ihre Wohnungstür auf, als er die Stufen heraufkam. »Deine Mama ist schon ganz aus dem Häuschen«, bereitete sie ihn vor.
Natürlich. Er hatte vergessen, dass seine Mutter am Dienstag ihren freien Nachmittag hatte. Sie stand bereits am Treppenabsatz. So wütend hatte er sie noch nie gesehen.
»Ich hab schon in allen Krankenhäusern angerufen«, begrüßte sie ihn.
»Warum hast
du
nicht mich angerufen?«, fragte er.
Sie zeigte auf sein Handy auf dem Küchentisch. »Ich weiß wieder einmal nicht, ob ich dich zuerst in den Arm nehmen oder dir zuerst eine Ohrfeige geben soll.«
»Eins nach dem anderen«, schlug er vor.
Da hörte er es hinter sich kichern. Purzel war an Frau Lizzi vorbei aus der Wohnung geflutscht. Sie keuchte die Treppe herauf.
»Nichts als Ärger hat man mit diesem Kerl«, sagte Frau Müller. »Ich bin schon völlig fertig mit den Nerven!«
»Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen«, sagte Frau Lizzi und warf zuerst Purzel einen strengen und dann Frau Müller einen mitfühlenden Blick zu.
Purzel lehnte sich in Frau Lizzis Haarknoten wie in einen Liegestuhl, baumelte abwechselnd mit dem linken und mit dem rechten Bein. Dazu schnitt er Gesichter.
Hannes musste lachen. Das brachte seine Mutter endgültig in Rage.
»Du hast ab sofort drei Wochen Hausarrest!«, schrie sie.
»Hannes kann nichts dafür«, sagte Frau Lizzi.
Frau Müller war nicht zu besänftigen. »Jaja, halten Sie ihm nur die Stange, für Sie ist das ja leicht, Sie werden nicht mehr erleben, was aus ihm wird, aber ich …«
»Schau, was du angerichtet hast, Purzel«, flüsterte Frau Lizzi. »Bring das jetzt in Ordnung, aber sofort!«
Purzel machte einen Handstand auf ihrem Kopf, hüpfte hinunter auf ihren linken Arm, kitzelte sie am Kinn, schmatzte ihr Küsse auf die Wangen. Sie schubste ihn weg, da kitzelte er sie in der Achselhöhle. Unwillkürlich quietschte sie auf.
Frau Müller murmelte: »Jetzt sind endgültig alle verrückt geworden. Schade um die Frau Lizzi, sie war zwar immer schon seltsam, aber doch eigentlich nett.«
Hannes biss sich auf die Lippen. Frau Lizzi hatte ihm das Versprechen abgenommen, nichts von Purzel zu erzählen. Sie fürchtete, dass es dannendgültig Ärger im Haus geben würde. An Vamperl hatten sich alle Hausbewohner gewöhnt, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie auch seinen Sohn freundlich aufnehmen würden.
Wenn seine Mutter in Rage geriet, wusste man nie, was sie ausplaudern würde. Also war es besser, sie wusste nicht zu viel. Er verstand sowieso nicht, wieso sie Purzel nicht längst gesehen hatte. Vielleicht stimmte es wirklich, dass Leute blind vor Zorn sein konnten. Ganz sicher stimmte, dass die meisten mehr übersahen als sahen.
»Hannes, komm her zu mir«, sagte seine Mutter. »Du lässt mir die Frau Lizzi in Ruhe. Hast du gehört?« Sie blinzelte ihm zu und hoffte, dass er verstand. Sie konnte ihr doch nicht ins Gesicht sagen, dass sie Frau Lizzi für übergeschnappt hielt.
Hannes aber schüttelte den Kopf. »Na wunderbar! Dann krieg ich kein Mittagessen und niemand schaut meine Hausaufgaben an.«
Das war zu viel.
Frau Müller holte aus.
Frau Lizzi holte ebenfalls aus, um Purzel einen Schubs zu geben, doch er war schon von ihrer Schulter abgesprungen und auf dem Weg zu Frau Müllers Galle.
Nach dem ersten Schluck fuhr sich Frau Müller durch die Haare, als hätte sie nur vorgehabt, ihre Frisur zu richten. Nach dem zweiten Schluck lächelte sie Frau Lizzi zu.
»Sie müssen schon entschuldigen, heute war der Teufel los im Geschäft und dann hab ich mir solche Sorgen um Hannes gemacht … Nicht einmal einen Kaffee hab ich Ihnen angeboten.« Sie öffnete einladend ihre Wohnungstür.
Frau Lizzi sah, wie Purzel das Gesicht verzog und in die Ecke zwischen Tür und Wand spuckte. Sie verabschiedete sich schnell.
Frau
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