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Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Titel: Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Welsch
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wartest du, glaubst du vielleicht, ich werde diese Wirtschaft aufräumen?«
    »Wie soll ich das bezahlen?«, schluchzte die Verkäuferin. »Ich muss ja meine zwei kleinen Brüder …«
    »Das ist deine Angelegenheit. Hab ich das Regal umgeworfen oder du? Es ist doch immer dasselbe, keine von euch passt auf, was sie tut.«
    So ein armes Häufchen Elend, dachte Frau Lizzi. Sie zupfte die ältere Kundin am Ärmel. Die wandte sich unwillig um.
    »Sie müssen sagen, was passiert ist! Das Mädel kann doch nichts dafür.«
    »Ich kann erst recht nichts dafür«, sagte die Dame.
    Frau Lizzi schüttelte den Kopf. »Ich habe schließlich selbst gesehen …«
    Die Dame begann zu kreischen. »Ich lasse mich doch nicht verleumden! Soll ich vielleicht für den Schaden aufkommen? So eine Frechheit!«
    Der Filialleiter ruderte mit den Armen. »Aber meine Damen! Bitte, beruhigen Sie sich!«
    »Sie lügt. Lügt und schämt sich nicht einmal!«, erklärte Frau Lizzi mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte.
    Die Dame wurde noch wütender und wollte mit den Fäusten auf Frau Lizzi losgehen. Sie trat einen Schritt vor, rutschte in der Marmelade aus, warf einen Stapel Kekspackungen um und landete auf dem Boden.
    »Diese Person hat mich gestoßen!«, rief die Dame. Sie griff nach dem Ärmel des Filialleiters. »Sie haben es gesehen, wie sie mich umgestoßen hat. Au, mein Bein! Das ist bestimmt gebrochen. Rufen Sie sofort einen Arzt und die Polizei!« Sie jammerte immer lauter.
    Die Kassiererinnen verließen ihre Plätze und kamen herangelaufen. Ein Mann schob seinen vollen Wagen an den Kassen vorbei ins Freie, ohne zu bezahlen. Der Filialleiter wollte ihm nachlaufen, rutschte ebenfalls in der Marmelade aus und ruderte mit den Armen. Zwei Flaschen Schnaps zerbrachen auf dem Boden.
    Ein Polizist betrat den Supermarkt.
    »Endlich!«, rief die Dame. »Ich hab schon gefürchtet, Sie kommen überhaupt nicht.«
    »Ich bin nicht im Dienst«, murmelte der Polizist.
    »Ich brauch nur eine Wurstsemmel, weil ich garantiert wieder keine Mittagspause bekomme.« Er beugte sich vor und sah die Dame inmitten von Scherben und Marmelade zwischen den Regalen sitzen.
    »Diese Person hat mich überfallen«, klagte sie und zeigte auf Frau Lizzi. »Herr Kommissar, Sie sind meine einzige Hoffnung. Diese Leute stecken alle unter einer Decke.«
    Der Polizist zückte sein Notizbuch und wandtesich an die Frau, die abwechselnd ihr linkes und ihr rechtes Bein massierte. »Ihr Name?«
    »Kanzleioberoffizial Edeltraud Sturm …«
    Der Polizist unterbrach sie. »Kzloboffzl gibt’s nicht einmal mehr auf den Türschildern im Amt. Name, Adresse …?«
    Edeltraud Sturm quietschte kurz auf. Sie blinzelte. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Sie wurde rot und dann blass. Sie griff nach der Hand der jungen Angestellten.
    »Verzeihen Sie, bitte. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Vielleicht bin ich wirklich verkalkt. Ich versteh einfach nicht …«
    Die Umstehenden waren genau so verwirrt und ratlos wie Edeltraud Sturm selbst. Frau Lizzi aber spürte ein Kribbeln unter ihrem Hut und hörte ein leises Fiepen. War Purzel die ganze Zeit unter ihrem Hut gesessen oder war er gerade erst gekommen? Woher hatte er gewusst, dass sie Hilfe brauchte? Wie war er überhaupt aus der Wohnung gekommen? Hatte sie das Küchenfensteroffen gelassen? Sie sehnte sich danach, in ihrer eigenen Küche zu sitzen, die Schuhe auszuziehen und einen Kaffee zu trinken.
    Der Filialleiter und der Polizist halfen Edeltraud Sturm auf die Beine. »Ein Glas Wasser? Eine Tasse Tee vielleicht oder Kaffee?«
    Frau Lizzi wandte sich an die junge Verkäuferin. »Alles in Ordnung?«
    Die zuckte mit den Schultern.
    »Immerhin hat sich die Dame entschuldigt«, murmelte Frau Lizzi. »Das hätte ich ihr nicht zugetraut.«
    Die Verkäuferin kicherte leise, blickte sich um, als sie sicher war, dass niemand zuhörte, flüsterte sie Frau Lizzi ins Ohr: »War mein Schutzengel da. Ist aber geheim, sehr geheim.«

    Purzel trommelte begeistert mit seinen kleinen Fäusten auf Frau Lizzis Kopf.
    »Schutzengel?«
    »Ja, Schutzengel«, flüsterte die junge Frau. »Ich hab nur nicht gewusst, dass Schutzengel heutzutage grün sind.«
    Der Filialleiter schnitt persönlich die Wurst für den Polizisten. Frau Sturm bestand darauf, beim Aufklauben der Scherben zu helfen.
    Frau Lizzi ging nach Hause.
    Während sie die Schuhe auszog, flog Purzel auf die Vorhangstange. Dort saß er mit gefalteten Flügeln und versuchte

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