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Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Titel: Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Welsch
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Müller stand verlegen in ihrer Küche. Sie schämte sich. Als ihr Blick auf ein Glas selbst eingekochte Marillenmarmelade fiel, holte sie esvom Schrank und reichte es Hannes. »Bring das der Frau Lizzi. Mit einem schönen Gruß.«
    Er grinste. »Du hast doch gesagt, ich soll sie in Ruhe lassen!«
    Seine Mutter drohte ihm mit dem Finger.

    Inzwischen hatte Purzel fünfmal hintereinander mit Frau Lizzis Mundwasser gegurgelt. Er blies die Backen auf und spuckte in hohem Bogen ins Waschbecken. Natürlich bekam der Spiegel Spritzer ab und die Wand auch.

    Hannes erzählte Frau Lizzi von seinem Besuch bei Rudi Wetter. Sie sprang auf, packte seinen Kopf, küsste ihn mitten auf die Stirn und danach auch noch auf beide Wangen.
    »Entschuldige«, sagte sie, nachdem sie ihn wieder losgelassen hatte. »Ich weiß, Buben in deinem Alter darf man nicht küssen.«
    »Ist schon gut«, brummte er. »Solange Sie’s nur tun, wenn niemand zuschaut. Stellen Sie sich vor, den Markus hat seine Oma vor dem Schultor abgebusselt! Die ganze Klasse hat zugeschaut!«
    »Wie schrecklich!«, rief Frau Lizzi und riss die Augen weit auf.
    Am Abend wunderte sich Frau Maringer, dass sie große Mühe hatte, ihren Bello von der Ecke zwischen der Wand und der Müllertür wegzuzerren. Sonst hatte er es immer so eilig, auf die Straße zu kommen und die neuesten Hundenachrichten an allen Ecken, Bäumen und Zäunen zu erschnuppern.

Ein Gugelhupf im freien Fall
    Im ersten Morgengrauen stand Frau Lizzi auf, um einen Gugelhupf als Geschenk für Rudi Wetter zu backen.
    Schon vor acht Uhr stand der Gugelhupf zum Auskühlen auf dem Fensterbrett, goldbraun, duftend und glänzend. Einfach perfekt. Frau Lizzi betrachtete ihn liebevoll, dann setzte sie sich zu ihrem Morgenkaffee an den Küchentisch. Im Radio fiedelte einer, als ginge es um sein Leben. Frau Lizzis alte Füße tappten im Takt.
    Da kamen zwei Spatzen angeflogen, plusterten sich auf, schüttelten sich und begannen, Löcher in den Gugelhupf zu picken.
    Frau Lizzi sprang auf, stürzte schreiend und mit den Armen fuchtelnd zum Fenster. Der Teller mit dem Gugelhupf kippte.
    Frau Lizzi erwischte den Teller gerade noch mit zwei Fingern, aber er flutschte ihr aus der Handund fiel dem Gugelhupf hinterher.

    Unten auf der Straße hörte man lautes Klirren und gleich darauf einen Schrei. Frau Lizzi wurde schlecht. Sie klammerte sich am Fensterkreuz fest, sonst wäre sie gestürzt.
    Zwei Minuten später wurde die Küchentür aufgerissen. Draußen stand Frau Maringer mit dem Gugelhupf auf dem Kopf wie eine Haube, die ihr bis über die Ohren quoll.
    Frau Lizzi war starr vor Entsetzen, gleichzeitig blubberte ein Lachen in ihr hoch, das sie nicht unterdrücken konnte. Der Anblick war wirklich zu komisch.
    »Sie … Sie«, schrie Frau Maringer. Ihr Gesichtwurde rot und röter. Sie ging auf Frau Lizzi los. Frau Lizzi wich zurück, bis die Wand sie aufhielt. Frau Maringer hob die Hände. Ihre Fingernägel waren sehr spitz gefeilt.
    »Entschuldigung«, stotterte Frau Lizzi. »Ich wollte wirklich nicht …«
    »Zu spät!«, schrie Frau Maringer. Ihre Nägel berührten Frau Lizzis Wange.
    Da stieß Purzel sich von der Vorhangstange ab und flog auf den flachen Bauch der Frau Maringer. Er begann zu saugen, spuckte in hohem Bogen aus, saugte, spuckte, saugte, spuckte.
    Frau Maringer rieb ihre Fingerspitzen an ihrer Bluse, betrachtete sie eingehend, als hätte sie ihre eigenen Hände noch nie gesehen. Ein Stück vom Gugelhupf brach ab und fiel ihr in den Halsausschnitt. Sie steckte es in den Mund, ohne wirklich zu wissen, was sie tat. Sehr verwundert blickte sie sich um, dann kaute sie, lächelte und schluckte.
    »Großartig«, sagte sie dann. »So einen gutenGugelhupf hat nur meine liebe Mama gebacken.« Vorsichtig brach sie noch einen Bissen ab und aß mit sichtlichem Vergnügen.
    »Es wäre doch schade, ihn verkommen zu lassen.« Frau Maringer reichte Bello ein Stück. »Ei gentlich darf er ja nichts Süßes essen«, erklärte sie und wandte sich zum Gehen. Die Gugelhupfhaube auf ihrem Kopf schwankte leicht, obwohl sie sie mit einer Hand festhielt. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich ihn mitnehme?«, fragte sie. »Ich meine, wo er mir doch auf den Kopf gefallen ist?«
    »Natürlich nicht«, beeilte sich Frau Lizzi zu sagen.
    Purzel saß wieder auf der Vorhangstange und schüttelte sich vor Lachen.

    Mit gerunzelter Stirn und herabgezogenen Mundwinkeln schaute Frau Lizzi zu ihm hinauf. Dann stellte sie fest, dass sie

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