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Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Titel: Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Welsch
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fromm dreinzuschauen. Was ihm nicht wirklich gelang.

    »Wie lang warst du schon da?«, fragte Frau Lizzi, so streng sie konnte. »Du hättest ruhig früher eingreifen können!«
    Purzel schnaubte und verdoppelte seine Bemühungen, wie ein Schutzengel auszusehen. Dabeiwirkte er so komisch, dass Frau Lizzi laut auflachte. Purzel tat beleidigt.
    »Im Ernst, Purzel, es war nicht schön von dir, dich darüber zu amüsieren, wie die Frau Kzloboffzl die arme junge Verkäuferin zur Schnecke gemacht hat.«
    Purzel rollte sich zu einer Schnecke zusammen und wackelte mit zwei Fingern über seinem Kopf. Frau Lizzi kochte endlich den Kaffee, den sie so dringend brauchte.

    Als Hannes aus der Schule heimkam, erzählte sie ihm von den Ereignissen des Vormittags. Hannes zerkugelte sich. Kurz nach ihm erschien Professor Obermeier und Frau Lizzi musste noch einmal von Anfang an berichten.
    »Ich sag’s ja immer. Ohne Vamperl geht es nicht. Schließlich ist er der Vater. Höchste Zeit, dass er kommt. Ich werde mit Purzel einfach nicht fertig«, klagte Frau Lizzi. »Der Kerl findet alles nur komisch.«
    »Er ist ein guter Kerl«, sagte Hannes. »Wenn es drauf ankommt, kann man sich auf ihn verlassen.«
    Frau Lizzi nickte. »Aber manchmal dauert es lange, bis er kapiert, dass es drauf ankommt«, sagte sie. »Erst will er seinen Spaß haben.«
    »Ist das so schlimm?«, fragte Hannes und bekam keine Antwort. »Und überhaupt«, fuhr er nach einer Weile fort, »hat er sich zur Belohnung eine Blutwurst verdient.«
    Seufzend holte Frau Lizzi die Wurst aus dem Kühlschrank.
    Während die Menschen eine Viertelstunde später beim Kaffee saßen und Frau Lizzis Apfelstrudel genossen, verschmierte Purzel Blutwurst über sein Gesicht, seine Hände und seinen Bauch. Er schmatzte und rülpste, und nach jedem Rülpser trommelte er auf seine Brust. Hannes grinste, was ihm einen strafenden Blick von Frau Lizzi eintrug, da begann Purzel Gesichter zu schneiden und Hannes musste erst recht lachen.Als Frau Lizzi über seine Tischmanieren schimpfte, zerkugelte Purzel sich vor Vergnügen, putzte sich wie eine Katze und flog schließlich auf Frau Lizzis Schoß.
    »Das Problem ist«, sprach der Professor, »dass Sie schimpfen, wie unmöglich er ist, und ihm dabei die ganze Zeit Kopf und Rücken kraulen.«
    Frau Lizzi schnaubte empört.
    Die schrägen Sonnenstrahlen ließen die Fenster gegenüber golden aufleuchten und Frau Lizzi erzählte zum hundertsiebenten Mal davon, wie Vamperl in eben diesem Haus gegenüber einem Dieb Gift aus der Galle gesaugt hatte und damit das Leben von zwei Menschen so wunderbar verändert hatte.

    »Mein Vamperl trinkt nur Milch und mag kein Blut
    und macht die bösen Leute alle wieder gut!«,

    summte sie vor sich hin.
    Hannes nickte, der Professor nickte. Beide sangen mit ihr:

    »Wenn einer tobt und schreit, was er kann,
    dann flitzt mein Vamperl lautlos heran,
    saugt ihm ein bisschen Gift aus der Gall’ –
    erledigt der Fall!
    War er auch ein frecher Dieb
    und dachte nur ans Rauben –
    Vamperl, das kannst du mir glauben,
    machte ihn freundlich und lieb.
    Mein Vamperl trinkt nur Milch und mag kein Blut
    und macht die bösen Leute alle wieder gut.«

    Frau Lizzi seufzte tief.
    »Ach ja«, sagte der Professor.
    »Ach nein!«, äffte Hannes ihn nach. »Und was habt ihr am Sonntag zu Mittag gegessen?«
    »Einen Tafelspitz«, sagte der Professor.
    »Ein Naturschnitzerl«, sagte Frau Lizzi.
    »Und?«, fragte Hannes.
    »Und?« Das Echo kam zweistimmig.
    »Seid ihr deshalb Mörder? Oder Tierquäler?«
    »Gewiss nicht!«
    »Natürlich nicht!«
    »Eben«, sagte Hannes, als wäre damit alles erledigt.
    »Aber wir sind auch keine Vampire! Ich meine, wir sind nicht von Natur aus … blutrünstig!«
    »Und wer sagt, dass Purzel das ist?«
    »Niemand!«, rief Frau Lizzi empört. »Purzel ist schon richtig und ich bin froh, dass wir ihn haben, es ist nur …« Sie verstummte.
    Hannes stand auf, stellte sich vor Frau Lizzi und den Professor, sodass sie zu ihm aufblicken mussten. »Ihr könnt einfach nicht kapieren, dass Purzel nicht Vamperl ist. Purzel ist Purzel, und Vamperl ist Vamperl. Ich bin nicht mein Vater, und mein Vater ist nicht ich.«
    Es war ganz still in der Küche. Lange.
    Dann begann Purzel, zu klatschen und auf Frau Lizzis Schoß Purzelbäume zu schlagen. Er rutschte ab, breitete die Flügel aus und flog Hannes auf den Kopf. Mit spitzen Fingern zauste er ihm die Wuschelhaare.
    »Weißt du, dass du ein sehr kluger Bub bist?«,

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