Vampir à la carte (German Edition)
wegen der falschen Farbe und wegen der langen Wartezeit am Telefon zur Schnecke, als der sich endlich meldete. Er versuchte sie zu beschwichtigen, indem er ihr erklärte, dass es so lange gedauert hatte, weil er sich zunächst die Lieferpapiere vom Fahrer hatte holen müssen.
Zu seinem Pech war Alex nicht in der Laune, um sich beschwichtigen zu lassen. Sie schnauzte ihn an, dass ihr das jemand hätte sagen sollen, anstatt sie einfach in die Warteschleife zu schicken. Sie war so wütend, dass ihr womöglich die eine oder andere Beleidigung rausgerutscht war, was die Unfähigkeit der Frau betraf, die das Gespräch angenommen hatte, und ebenso gut mochte es sein, dass sie dem Geschäftsführer seine Gedankenlosigkeit vorgehalten hatte – auf jeden Fall war mit einem Mal der Punkt erreicht, an dem der Mann aufhörte, beschwichtigend auf sie einzureden. Stattdessen erklärte er in frostigem Tonfall, dass laut Lieferschein sechs Eimer Weißer Sand bestellt und geliefert worden waren, was mit der Unterschrift auf dem Lieferschein bestätigt worden war. Folglich war alles in Ordnung.
Natürlich herrschte Alex ihn sofort an, dass das ganz sicher kein Weißer Sand an ihren Wänden war, doch dabei mochte ihr auch noch die eine oder andere Beleidigung rausgerutscht sein. Jedenfalls war ihr bewusst, dass sie nicht sehr diplomatisch gewesen war. Es waren aber auch sehr stressige Monate gewesen, und sie kam sich durchaus so vor wie eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Ihr Auftreten brachte ihr einen Augenblick eisigen Schweigens ein, gefolgt von der nicht weniger frostigen Erklärung des Geschäftsführers, dass er selbstverständlich bereit sei, jeden ungeöffneten Farbeimer zurückzunehmen und durch die gewünschte Farbe zu ersetzen. Allerdings würde sie sich an die Maler wenden müssen, um die angebrochenen Eimer ersetzt zu bekommen, immerhin hätten die ja den Lieferschein unterschrieben.
Das Freizeichen, das ertönte, nachdem der Mann am anderen Ende aufgelegt hatte, holte sie aus ihrem Wutanfall, in den sie sich hineingesteigert hatte. Sie saß auf dem Schreibtisch, starrte die ungestrichene Wand in ihrem Büro an und drückte schließlich auf die Taste an ihrem Handy, mit der die Verbindung unterbrochen wurde. Ihr war klar, dass sie dieses jüngste Problem falsch gehandhabt hatte, aber es kam ihr auch so vor, als sei nicht ein Tag vergangen, an dem man ihr mal keinen Knüppel zwischen die Beine geworfen hatte. Dabei versuchte sie doch nur alles, um ihr Restaurant termingerecht eröffnen zu können. Allmählich beschlich sie der Verdacht, dass irgendwer das ganze Projekt mit einem Fluch belegt hatte.
Sie atmete ein paarmal tief durch und versuchte sich darauf zu konzentrieren, was noch erledigt werden musste, anstatt darüber nachzudenken, was alles verkehrt gelaufen war. Tische und Stühle sollten morgen geliefert werden, also musste bis morgen früh alles gestrichen sein. Die Maler waren da, was sie nun brauchte, war die richtige Farbe, und zwar schnellstens, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass die Männer allzu lange untätig herumsitzen würden.
Okay, dachte Alex mürrisch. Dann musste sie eben zum nächsten Malergeschäft fahren, die richtige Farbe und auch noch Grundierung holen, da das Limonengrün so intensiv war, dass ein Farbton wie Weißer Sand es wohl nicht decken würde. Sobald sie wieder hier war, mussten sich die Anstreicher ins Zeug legen.
Das Ganze war machbar, dachte Alex zuversichtlich, und fühlte sich etwas entspannter, als sie das Büro verließ, um zu den Malern zu gehen und ihnen den neuen Plan darzulegen. Die drei Männer waren vorn im Lokal, wo sie sie bei ihrer Ankunft angetroffen hatte. Allerdings konnte sie weder die Leitern noch die übrigen Malerutensilien entdecken, und die Männer selbst strebten soeben dem Ausgang entgegen, um die zusammengerollte Folie nach draußen zu bringen, die sie ausgebreitet hatten, damit keine Farbe auf den Boden gelangen konnte.
»Augenblick mal!«, rief sie und lief hinter ihnen her. »Wohin wollen Sie denn?«
»Wir holen uns ein Bier«, antwortete Bill, ging weiter zu dem Van, der vor dem Lokal stand, und lud die Rolle ein.
»Aber was ist mit meinem Restaurant?«, fragte Alex und spürte, wie die allzu vertraute Panik wieder zum Leben erwachte. »Sie müssen zu Ende streichen.«
Der Mann warf die Hecktür des Vans zu und drehte sich gereizt zu Alex um. »Sie haben doch gesagt, dass es die falsche Farbe ist und dass wir aufhören sollen
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