Vampir à la carte (German Edition)
oder irgendeinem anderen MP3-Player hörten. Deshalb hatte niemand mitbekommen, dass sie hier war.
Weitere Flüche ausstoßend, stürmte sie auf den Mann los, der ihr am nächsten war, und zog an seinem Hosenbein, woraufhin der vor Schreck fast von seiner Leiter gefallen wäre. Er zog die Ohrstöpsel heraus und sah sie wütend an. Sein Name war Bill, er war ein großer, kräftiger Kerl, der auf jeden einschüchternd wirkte … oder zumindest so gewirkt hätte, wäre Alex nicht so außer sich vor Wut gewesen.
»Was soll denn das geben?«, schimpfte er. »Wollen Sie mich umbringen?«
»Nein, aber Sie bringen mich allmählich um«, konterte sie und zeigte auf die gestrichenen Wände. »Was soll das sein?«
»Das sollen frisch gestrichene Wände sein, Lady«, gab er mürrisch zurück. »Sie haben uns herbestellt, damit wir die Wände streichen, und genau das machen wir gerade.«
»Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen warten, bis ich hier bin«, fuhr sie ihn an, verfluchte sich aber innerlich dafür, dass sie doch nicht das Telefonat geführt hatte, zu dem sie angesetzt hatte, unmittelbar bevor Justin und Cale eingetroffen waren. Sie hätte die Maler nach dem exakten Farbton fragen oder ihnen noch einmal ausdrücklich sagen müssen, dass sie mit der Arbeit nicht anfangen sollten, bevor sie die Farben nicht persönlich begutachtet hatte. Stattdessen hatte sie den Hörer wieder aufgelegt und dann völlig vergessen, dass sie überhaupt hier anrufen wollte. Aber vermutlich hätten die Herrschaften dank ihrer iPods sowieso kein Klingeln gehört.
»Wir haben ja gewartet«, gab Bill schnippisch zurück. »Sie waren über vier Stunden weg, und irgendwann haben wir beschlossen anzufangen, weil wir nicht die ganze Nacht hier zubringen wollten.«
Alex presste die Lippen zusammen. Sie hatte nach spätestens einer Stunde zurück sein wollen, doch dann war so viel passiert, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wie die Zeit vergangen war.
»Als Sie nach anderthalb Stunden noch immer nicht wieder da waren und Sie auch nicht angerufen hatten, da haben wir angefangen zu streichen«, fuhr der Mann fort.
»Es ist die falsche Farbe!«, herrschte sie ihn an. »Sieht das für Sie nach Weißem Sand aus?«
»Nein, das sieht für mich nach einer Wand aus.«
»Ich rede von der Farbe!«, brüllte sie ihn an. »Die Farbe soll ein ruhiges gebrochenes Weiß sein, das sich Weißer Sand nennt, aber kein Limonengrün!«
Er sah sie missmutig an, dann ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen und schüttelte schließlich den Kopf. »Das ist die Farbe, die geliefert wurde, und folglich ist das auch die Farbe, die wir zum Streichen genommen haben.«
»Aber es ist die falsche Farbe!«, brüllte sie erneut, obwohl sie das Gefühl hatte, dass sie so laut sein konnte, wie sie wollte, sie würde trotzdem nicht zu dem Mann durchdringen.
»Ja, das ist nicht mein Problem«, gab er abweisend zurück. »Beschweren Sie sich in dem Laden, in dem Sie sie gekauft haben.«
»Das werde ich, darauf können Sie wetten.« Wütend wandte sie sich ab und nahm die Tasche von der Schulter, um nach ihrem Handy zu suchen, während sie durch den Raum rauschte. Plötzlich fiel ihr auf, dass die beiden anderen Maler immer noch ihre Ohrhörer trugen und von dem Geschehen um sie herum gar nichts mitbekommen hatten. »Sorgen Sie dafür, dass die zwei aufhören zu streichen«, herrschte sie den ersten Mann an.
Bill grummelte unwillig, kam aber von der Leiter runter und ging zu seinen Kollegen. Unterdessen konzentrierte sich Alex ganz auf ihr Telefon, bis ihr bewusst wurde, dass sie die Nummer des Geschäfts nicht auswendig kannte. Was sie brauchte, war ein Telefonbuch oder wenigstens die Rechnung des Händlers. Also lief sie nach hinten in die Küche und weiter in das Büro. Auf dem ansonsten leeren Schreibtisch lag der Lieferschein, und der besagte, dass Weißer Sand hätte geliefert werden sollen. Zum Glück war auch eine Telefonnummer angegeben.
Alex warf die Handtasche auf den Tisch und tippte die Nummer des Malergeschäfts ein, während sie innerlich schon vor Wut schäumte. Dennoch schaffte sie es, der Frau am anderen Ende mit ruhiger, gelassener Stimme das Problem zu schildern. Sie bewahrte sogar noch die Ruhe, als diese ihr sagte, sie werde den Geschäftsführer an den Apparat holen, und sie für einen Moment in die Warteschleife schickte. Nachdem sie da aber eine geschlagene Viertelstunde verbrachte, ehe überhaupt etwas geschah, machte sie den Geschäftsführer
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