Vampir-Expreß
von seinem Körper, und in diesem Augenblick bemerkte Suko, dass er in seiner rechten Hand nicht mehr die Beretta hielt.
Er musste sie verloren haben, und die Waffe lag jetzt unter den Trümmern begraben. Das konnte tödlich für ihn sein. Suko bewegte seine Finger. Den Arm konnte er nicht mehr weiter ausstrecken, der war eingeklemmt.
Die Fledermaus näherte sich Suko. Mit Schrecken sah der Inspektor, dass sich dieses blutgierige Untier nicht stoppen ließ. Das Maul hatte der Vampir schon weit aufgerissen. Die Gier nach Blut funkelte in seinen kleinen Augen.
Sukos Hand bewegte sich auf den Hosengürtel zu. Er musste an die Dämonenpeitsche kommen oder zumindest an den Stab, mit dem er die Zeit für fünf Sekunden anhalten konnte und auch jede Bewegung in Rufweite einfror, wenn er ein bestimmtes Wort rief. Irgendwie schien der Vampir zu ahnen, dass sein Gegner etwas Entscheidendes vorhatte. Er bewegte sich schneller, seine Schwingen fuhren nach oben und unten, und Suko sah ihn übergroß vor sich auftauchen.
Die schnellen Bewegungen wurden dem Blutsauger fast zum Verhängnis. Er hatte nicht daran gedacht, dass Balken senkrecht von der zerstörten Decke hingen. Gegen einen Balken klatschte der Flügel. Kaum hatte er das Holzstück berührt, als es in Schwingungen geriet, ein Knirschen ertönte, und im nächsten Augenblick löste sich der Balken von der Decke. Er krachte nach unten, riss noch weitere Teile mit, so dass nicht nur der Vampir, sondern auch Suko getroffen wurde. Der Inspektor nur von Resten, der Vampir vom Balken. Fast hätte er Sukos Kopf erwischt. Etwa eine Handbreite vom Ohr des Chinesen entfernt, prallte der Vampir zu Boden, wobei eine Staubwolke in die Höhe quoll, Suko die Sicht nahm, so dass der Chinese nicht wusste, wo er sich befand.
Er musste husten, bewegte die Beine, schleuderte die Holzteile von sich und sah durch den Staubschleier wieder die Umrisse des Vampirs. Es war nur ein kurzer Aufenthalt gewesen. Jetzt hatte die Fledermaus wieder Oberwasser bekommen und griff an.
Stab und Peitsche konnte Suko vergessen, weil ihm die Zeit einfach nicht mehr blieb. Er musste sich anders wehren, zog die Beine an und schnellte sie noch in derselben Sekunde wieder vor. Seine Füße rammten den Körper der Fledermaus. Das war alles, was er erreichen konnte, denn nach hinten wurde dieses Monstrum nicht gefegt. Im Gegenteil. Wuchtig stürzte es vor. Suko hatte das Gefühl, als hätte jemand eine Decke über ihm ausgebreitet, und ihm war klar, dass er sich jetzt mit bloßen Händen verteidigen musste.
Wäre er normal in Form gewesen, hätte ihm das nichts ausgemacht. So aber war es für den Vampir nicht schwer, auch Suko zu einem Blutsauger zu machen…
***
Die Fahrgäste waren entsetzt. Niemand saß mehr auf seinem Platz. Männer und Frauen waren hochgesprungen und hatten sich in die Ecken verkrochen sowie hinter den stabilen Sitzgelegenheiten ihre Deckungen gesucht.
Der Vampir mit dem langen Schlachtmesser ließ seine gefährliche Waffe kreisen. Sie erinnerte an eine Machete. Zum Glück schlug er noch ziemlich hoch, denn er schwang seinen rechten Arm über dem Kopf. Gefährlich an ihm war der Anblick. Er konnte die Menschen schon das Fürchten lehren. Die Kleidung zeigte sich blutverschmiert, das Gesicht war verzogen, der Mund stand offen, die Zähen blitzten, und über die Lippen drang ein wütendes Fauchen. Manchmal traf das Messer auch. Dann schlitzte es Polster auf oder zerstörte kleine Tischlampen. Dieser Kerl befand sich praktisch eine Wagenlänge von mir getrennt. Der zweite Vampir bewegte sich in meiner Nähe. An ihn konnte ich herankommen.
Bewaffnet war er nicht. Er suchte nur nach Opfern und war durch meinen Anblick für einen Moment abgelenkt worden.
Wir starrten uns an. Der Blutsauger war kleiner als ich. Er hatte dünnes Haar, das in Strähnen von rechts nach links über seinen Schädel gekämmt war. Die Unterlippe hatte er vorgeschoben. Sie wurde von den Spitzen der beiden Vampirzähne berührt.
Er atmete nicht. Dafür drangen hechelnde Laute aus seinem Maul. Der Blick war auf mich fixiert, die Hände öffneten und schlossen sich, dann griff er plötzlich an.
Ich weiß auch nicht, aus welchem Grunde er sich ausgerechnet mich ausgesucht hatte, schließlich war ich durch mein offen zur Schau getragenes Kreuz geschützt, aber darum kümmerte sich der Blutsauger nicht. Er sprang vor.
Ich hörte die Schreie der anderen, die Reisenden glaubten mich wahrscheinlich schon tot, allerdings
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