Vampir-Expreß
seine linke Hand zurück und nahm auch den rechten Arm nach hinten. Es war geschafft! Der Vampir lebte nicht mehr.
Gelächter drang aus seinem Mund. Mehr zu vergleichen mit einem Schluchzen. Den Rücken bog er durch, den Kopf legte er in den Nacken, die Arme hatte er gesenkt, und grenzenlose Erleichterung durchströmte seinen Körper.
Er hatte es sich vorgenommen, die Blutsauger zu pfählen, und er hatte diesen Vorsatz gehalten. Sein Lachen war höhnisch und irgendwie schriller. So seltsam…
Nein, das war er nicht. Da hatte ein anderer gelacht. Kniend fuhr Dragan herum. Er sah zwei gespreizte Hände, die vorschossen, sein Gesicht erwischten, sich in der Haut seiner Wangen festkrallten, den Schmerz noch steigerten und er schaute genau in das Gesicht der Vera Bogdanowich.
Wie hatte es sich verändert! Eine Fratze war aus ihm geworden. Eine Fratze, in der besonders die beiden Vampirzähne auffielen…
***
Marek hatte den Friedhof erreicht!
Wie eine einsame Steinfigur stand er inmitten der Dunstschleier und wartete auf den letzten Vampir. Er kannte hier jeden Flecken Erde, denn hier hatten sie damals auch Lady X und ihre Helfer verscharrt. Und verscharrt sollten sie auch bleiben. Niemals sollte diese Blutsaugerin wieder zurückkehren. Solange Marek noch lebte, wollte er alles daransetzen, damit dies nicht geschah.
Er wartete.
Der haltende Zug war nicht einmal zu ahnen, geschweige denn zu sehen. Irgendwo hinter den Dunstschleiern stand er verborgen, und nicht einmal das Zischen eines Dampfkessels war zu hören. Marek schaute nach vorn, wo der normale Friedhof war und seine Frau begraben lag. Auch die Grabkreuze waren nicht zu sehen, nicht einmal Schatten oder Umrisse.
Wann würde er kommen?
Atem dampfte vor den Lippen des Pfählers. Seine Finger umklammerten den Griff so fest, als wären sie angefroren. Er war der Pfähler, und in dieser Nacht würde er dem Namen wieder alle Ehre erweisen, das stand fest. Der Blutsauger musste kommen.
»Marek!«
Frantisek zuckte zusammen. Sein Name war nicht laut gerufen worden, gerade so, dass er die Stimme verstehen konnte, obwohl sie einen unheimlichen, hohlen Klang besaß.
Der Pfähler drehte sich. »Wo bist du?«
»Hier!«
Noch eine halbe Drehung. Jetzt sah Marek etwas. Eine Gestalt, ebenso einsam wie er, auch von Dunstschwaden umweht, so stand sie in sicherer Entfernung. »Ich weiß, Marek, dass du auf mich wartest, aber das brauchst du nicht. Ich werde verschwinden und irgendwo ein Versteck finden. Und eines Tages komme ich wieder, darauf kannst du dich verlassen. Ich habe diese Wallfahrt nicht umsonst gemacht. Du wirst dich noch an Boris Bogdanowich erinnern, Marek. Bestimmt werde ich es sein, der dich tötet oder ebenfalls zum Vampir macht. Nicht heute, nicht morgen, vielleicht übermorgen…«
Noch während der Unheimliche sprach, startete Frantisek Marek. Es war vergebene Liebesmüh, denn der andere hatte ihn genau im Blickfeld gehabt und schien eins mit dem Dunst zu werden, als sich der Pfähler in Bewegung setzte.
Marek sah ihn nicht mehr. Er hörte nur sein Lachen. Rauh, höhnisch, triumphierend. Wie ein düsteres Versprechen!
***
»Vera!« ächzte Dragan Domescu unter Mühen.
»Ja!« schrie sie. »Ich bin es. Ich bin deine Vera!« während dieser Worte schüttelte sie ihn durch. Der Kopf wurde von vorn nach hinten geschleudert, immer und immer wieder.
Dragan war überhaupt nicht mehr in der Lage, sich zu wehren. Er begriff und fasste es nicht, deshalb ließ er auch willenlos mit sich geschehen, dass ihn die Frau so durchschüttelte. Wie durch einen Filter gedämpft, vernahm er ihre Worte.
»Hast du Bastard vielleicht gedacht, dass ich dich in Ruhe lasse? Ich bin zu einem Vampir geworden. Ich bin es noch nicht lange, aber ich kann dir sagen, dass ich voll zu ihnen gehöre. Im Gepäckraum…« Sie lachte wieder. »Alles, was ich dir erzählt habe, ist eine Lüge gewesen. Alles. Man hat mich gebissen. Es ist Ada gewesen und sie hat gesagt, daß ich den Keim der Bogdanowichs trage und ihn weitergeben würde. Das alles versprach ich, und ich versprach auch, mich zu tarnen. Du bist darauf reingefallen, nur du, mein Lieber. Du hast dich verliebt, du bist verknallt gewesen, verknallt in eine Vampirin…« Wieder schrillte es aus ihrem Mund. »Und jetzt, mein lieber Galan, werde ich meine Zähne in deine Halsschlagader schlagen und zubeißen. Dein Blut wird mir besonders gut schmecken. Einmal bist du entwischt, aber das war bei meiner Tante. Mir entkommst du
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