Vampir-Expreß
Kleidung. Ob das Blut an seiner Schürze von einem Menschen stammte oder vom Fleisch, konnte ich nicht sagen. Ich sah nur das gewaltige Schlachtmesser in seiner rechten Hand, das er wie eine gefährliche Sense schwang…
***
Suko war zu Boden gekracht, und er hatte den Dachtrümmern nicht mehr ausweichen können. Zwar versuchte er es mit einem gewaltigen Sprung in Richtung Tür dennoch zu schaffen, doch er kam nicht mehr weg, weil genau in dem Augenblick von der Decke her ein großer Balken nach unten fiel und ihn am Bein erwischte.
Er drosch gegen Sukos linke Wade. Der Inspektor hatte ausgerechnet dieses Bein angespannt, und als er den Schlag spürte, knickte er ein. Gleichzeitig fiel ein weiteres Stück Kantenholz aus dem Gebälk. Es drehte sich noch während des Falls, war eingehüllt in eine Wolke von Staub, deshalb konnte Suko das Hindernis auch nicht genau erkennen und ausweichen.
Das Holz krachte in seinen Rücken. Mehr noch. Es erwischte ihn auch am Nacken und am Hinterkopf.
In diesem Augenblick sah der Chinese wirklich Sterne. Sterne funkten vor seinen Augen auf und jagten wie Kometen auf blitzenden Bahnen durch die Dunkelheit, die ihn urplötzlich umfing. Suko stöhnte. Er wusste genau, dass, wenn er jetzt bewusstlos wurde, alles vorbei war. Dann konnte ihn der Vampir vernichten, und der Inspektor kämpfte mit allen Mitteln gegen diesen verdammten Zustand an.
Suko besaß einen eisenharten Willen. Wo mancher zu Boden ging und nicht mehr konnte, schaffte er es noch, sich zu verteidigen. Und das bewies er wieder.
Er intensivierte seinen Willen. Das Training der langen Jahre in seiner Heimat China machte sich bezahlt. Dem Inspektor gelang es, die Wogen der Bewusstlosigkeit abzuwehren. Er blieb Sieger. Doch die Tücke des Objekts war stärker.
Noch befanden sich auf dem Hausdach zahlreiche lose Balken. Durch den Druck waren sie aus ihrer ursprünglichen Lage gerissen worden, hingen nach unten durch, schaukelten auch und würden kippen. Noch war Suko nicht voll einsatzfähig. Dafür der Vampir!
Auch er war von dem Einsturz des Dachs überrascht worden und hatte sich nicht mehr halten können. Wie ein düsterer Todesvogel rauschte er in die Tiefe. Platz, um seine Schwingen auszubreiten, besaß er nicht mehr. Er fiel, eingehüllt in eine Staubwolke, zusammen mit den Holztrümmern dem Boden entgegen, wobei er einige Schritte von Suko entfernt landete.
Auch ihn trafen die Balken. Schwer wuchteten sie auf seinen Körper, nagelten ihn zum Teil fest, klemmten ihn ein, und Suko bekam gewissermaßen noch eine Galgenfrist, die er auch unbedingt brauchte. Doch der Vampir wollte nicht aufgeben. Ihn konnten Balken treffen, davon würde er, der kein Mensch war, weder getötet noch bewusstlos werden. Nur eben behindert.
Diese Behinderung wurde er schnell los. Im nächsten Moment bewies der Blutsauger, welch eine Kraft in seinen gewaltigen Fledermausflügeln steckte. Trotz der Behinderung gelang es ihm, die Flügel zu bewegen. Er drückte damit auch die auf den Flügeln liegenden Hindernisse weg.
Die Balken wurden in die Höhe gestemmt. Doch der Vampir hatte nicht genügend Kraft eingesetzt, denn die sperrigen und kantigen Holzstücke fielen wieder zurück.
Ein erneuter Versuch. Diesmal klappte es.
Für einen Moment blieben die Balken hochkant stehen, bevor sie das Übergewicht bekamen und in verschiedene Richtungen fielen. Dumpf schlugen sie zu Boden, trafen andere, weichere Hölzer und zerstörten diese. Der Blutsauger hatte freie Bahn.
Die Fledermaus riss ihr kleines Maul weit auf. Für einen Moment waren die spitzen Zähne zu sehen, bevor ein hoher, schriller Schrei ertönte. Den hörte auch Suko.
Für ihn war es so etwas wie ein Alarmsignal. Wie eine Sirene schrillte dieser Ruf, und er riss den Chinesen endgültig aus seiner Lethargie. Suko winkelte die Arme an. Es fiel ihm schwer, sich zu bewegen, aber er musste es einfach schaffen.
Mit den ausgebreiteten Händen stützte er sich am Boden ab, tief atmete er durch, sammelte neue Kräfte und vernahm hinter sich Geräusche, die darauf hindeuteten, dass der Blutsauger nicht stehen geblieben war, sondern sich auf ihn zubewegte.
Wenn Suko noch ein paar Sekunden zögerte, war es vielleicht zu spät. Quälend langsam drehte er sich um. Der Atem drang stoßweise aus seinem Mund, er musste husten, weil er zuviel Staub geschluckt hatte, seine Arme zitterten, aber er gab nicht auf, sondern kämpfte verbissen weiter.
Er schaffte die Drehung. Auch der Balken rollte
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