Vampirblut (German Edition)
wirst du wohl zu Hause schlafen müssen.“ Dakota zwickte mir aufmunternd in den Oberarm. „Komm, der Cappuccino wird kalt. Ich will Tucker nicht so lange mit William alleine lassen. Tucker ist die Sache mit Williams Ernährung nicht ganz geheuer.“ Dakota lachte.
Die Jungs saßen beide vor dem Kamin über die Bücher gebeugt. William winkte uns näher. „Das könnte uns wirklich weiterhelfen.“
Ich setzte mich zu ihm, nahe genug, um mit ins Buch zu schauen, das er in seinen Händen hielt. Auf der Seite, die er aufgeschlagen hatte, war eine Zeichnung der Scheibe.
So neben ihm zu sitzen, ließ mein Herz wieder lauter klopfen. Ich atmete tief ein und aus, in der Hoffnung so die Herzfrequenz wieder auf ein normales Tempo zu senken, denn ich wusste er konnte es hören, genauso wie ich meinen Herzschlag hören konnte.
Liebevoll lächelte er mich an, strich sanft über meine Hand und flüsterte mir zu: „Wenn mein Herz noch schlagen könnte, würde es im selben Takt schlagen wie deins.<<
Mein Gesicht wurde ganz heiß und ich musste heftig schlucken. William kicherte, ganz leise nur, gerade so, dass ich es hören konnte. Dann konzentrierte er sich wieder auf das Buch in seinen Händen.
„Ich weiß, dass mein Vater Echnaton damals in ein Gefäß gebannt hatte, mithilfe eines alten Rituals.“
„Ja, das war das Gefäß, das wir unten in der Mine gefunden hatten. Ich habe es zerbrochen, dann stieg schwarzer Rauch auf. Echnaton hat mir gesagt, dass wir ihn so befreit haben. Wir haben auch diese Scheibe gesehen, dort unten.“
„Ihr habt es gesehen? Ich suche es schon seit Jahren“, staunte William. „Würdet ihr es wiederfinden?“
„Bestimmt, es war ganz in der Nähe. Dort wo du uns gefunden hast, da war der Eingang zur Mine“, gab Tucker zur Antwort. „Aber, was ist ES?“
„Ein Tor. Hier steht, das Tor versperrt den Zugang zur Unterwelt. Natürlich ist das nur eine Vermutung. Keiner weiß wirklich, was sich hinter dem Tor verbirgt. Aber es ist wohl nur zu öffnen durch das Ritual des Heiligen Ramerus. Das wird wohl das sein, was Echnaton bei mir zu finden hofft. Leider habe ich keine Ahnung, wo sich das befinden soll. Ich denke nicht, dass mein Vater es irgendwo in seinen Büchern notiert hat. Es muss sich an einem sicheren Ort befinden. Er wäre nicht so dumm gewesen, es irgendwo zu lassen, wo einer von Echnatons Anhängern es finden könnte.“
„Was weißt du denn sonst noch über das Tor und Echnaton?“, wollte Tucker wissen.
„Hmm, nicht viel. Zu der Zeit war mein Vater nicht besonders gut zu sprechen auf mich. Als er vom Vatikan den Auftrag erhielt, Echnaton zu vernichten, war ich 19, fast 20. Eine Phase, in der ich gerade gegen das Leben meines Vaters rebellierte. Das ewige Herumziehen, der Kampf gegen die Unterwelt, Monster, Dämonen, das war damals nicht mein Ding. Er war weniger mein Vater, als mehr mein Ausbilder und ich sollte sein braver Soldat werden.“
„Kann ich verstehen. Mein Vater hat meine Zukunft auch schon geplant. Ich soll das Diner übernehmen. Mein Traum ist aber die Marine“, erklärte Tucker, während er an seinem Cappuccino nippte.
„Als er Echnaton zu nahe auf den Fersen war, ließ dieser mich von einem seiner Anhänger entführen und verwandeln. Das war eine Woche vor meinem zwanzigsten Geburtstag. Sie hatten mich an ein großes Kreuz gebunden – wohl als Wink für meinen Vater bestimmt – er war Pfarrer.“ William zögerte, seine Augen irgendwo in die Ferne gerichtet, sein Gesicht regungslos.
„Am Tag, als ich zwanzig wurde, verwandelten sie mich. Als ich nach der Umwandlung aufwachte, hatte ich einen schier unbändigen Durst nach Blut. Dieser Durst, kurz nach der Verwandlung ist so stark, dass man wahnsinnig wird. Man hat sich kaum unter Kontrolle, und begegnet einem in diesem Moment ein Mensch, der wäre verloren. Der Duft von Menschen löst bei uns einen Rausch aus, viel stärker als der bei Tieren. Wenn wir längere Zeit hungern mussten, ist es fast unmöglich, diesem Rausch zu widerstehen.“
„Aber, du hast doch jetzt gerade keinen Hunger, oder?“, hakte Dakota unsicher nach.
„Nein, mit der Zeit lernt man, diesen Durst zu kontrollieren. Da ich nie Menschenblut getrunken habe, ist es für mich leichter, diesem zu widerstehen. Ein Vampir, der gerade aufwacht und diesen unbändigen Durst verspürt, dem fällt es schwer, dem Duft eines Menschen zu widerstehen. Wenn er dann von einem Menschen trinkt, ist es wie eine Droge, von der man nicht mehr
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