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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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zerstören. Ich werde sie nicht zerstören.
Wortlos verwandelte er sich zu Staub und machte sich auf, Connies Sohn zu retten.
Es ist das Einzige, was ich noch tun kann.
    Er materialisierte sich im hintersten Winkel der Galerie über dem Eingang. Von hier aus konnte er den ganzen oberen Bereich überblicken, der sich einem kleinen Amphitheater gleich über den ersten Stock erstreckte, so dass man von überall auf das Geschehen unten blicken konnte. Keine schlechten Plätze, um das Opfer live mitzuerleben.
    Wächter saßen vorn auf der Galerie, doch weiter seitlich bemerkte Mac eine Handvoll Gestalten, die sich im Hintergrund, halb verborgen im Schatten hielten. Einen der Kerle mit Hakennase, schwarzem Haar und einem über und über goldbestickten Gewand erkannte Mac. Er wirkte exotisch, wie ein Stammesführer, der für Dschingis-Khan, die Osmanen oder Vlad Tepes gekämpft hatte: der Halbfeen-Warlord und Atreus’ Hexer-Rivale Prinz Miru-kai.
    So konnte Bran das also durchziehen. Der meuternde Wächter hatte Hilfe!
    Aber das Wie tat nichts mehr zur Sache. Was zählte, war das Drama, das sich unten abspielte. Mac blickte hinab.
    Obwohl er auf einiges gefasst gewesen war, raubte der Schock ihm für einen Moment den Atem. Neben dem schwarzen Becken war eine Holzkonstruktion aufgebaut, an die fünfeinhalb Meter hoch. An der einen Seite war Sylvius an den Handgelenken aufgehängt, seine weiße Haut übersät von Dutzenden fieser Wunden. Ein Holzeimer unter ihm fing das Blut auf, das von ihm herablief.
    Ihm gegenüber hing ein Käfig von der Decke. Darin steckte Atreus, der so gezwungen war, der Hinrichtung seines Sohnes beizuwohnen. Silberketten fesselten ihn an die Stäbe, denn das Edelmetall beraubte ihn seiner magischen Kräfte. Der Hexer kauerte auf dem Käfigboden, die Hände vor dem Gesicht.
    Mac begann, vor Wut zu zittern. Seine Haut wurde glühend heiß, doch er drängte seinen Dämon nieder und konzentrierte sich darauf, jedes Detail, jede Information aufzunehmen, die ihm eventuell nützlich sein konnte.
Denk nach! Was siehst du?
    Beleuchtet von Feuern in vier großen Schalen, welche die Ecken des Bereichs markierten, sah das Holzgerüst dunkel und altersfleckig aus. Holz war in der Burg eher rar. Wahrscheinlich war dies hier aufgehoben worden, um hin und wieder für Scheußlichkeiten solcher Art eingesetzt zu werden, wie ein makabrer Weihnachtsbaum.
    Ein halbes Dutzend Gestalten stand unten um das Gerüst herum, von denen eine aus einem Zauberbuch vorlas. Der Mann sah wie ein Zauberer aus, inklusive grauem Bart und Zauberstab. Bei den anderen handelte es sich um Wächter, unter ihnen auch Bran. Sie bildeten einen losen Kreis um das Holzgestell und wiederholten die Worte des Zaubers, den der Graubärtige vorlas. Die Luft roch nach verbranntem Toast – Magiegeruch.
    Der Zauberer tunkte einen Kelch in den Eimer und hob ihn an seine Lippen. Er trank langsam, behielt das Blut einen Moment auf seiner Zunge und seinen Lippen, bevor er sie sich ableckte und den Kelch an Bran weiterreichte. Der Wächter nahm ihn und trank hastiger zwei Schlucke statt einem, ehe er den Kelch weitergab. Mac beobachtete, wie Brans Gesicht sich rötete, der Wachmann erschauderte, tief einatmete und seine Hände zu Fäusten ballte.
    Mit dem Blut des Inkubus wurden Verlangen und Appetit in diesen uralten, gefangenen und verängstigten Männern wiedererweckt. Sie genossen beides ein letztes Mal; danach würden sie ihre Gefühle und Gelüste opfern, um ihre Burg vor dem Verfall zu bewahren. Wäre das alles nicht so irrsinnig gewesen, hätte Mac vielleicht Mitleid mit ihnen gehabt.
    Die Fesseln an Sylvius’ Handgelenken sahen normal aus. Ihm waren beide Hände direkt über dem Kopf zusammengebunden. Die Wächter waren grausam gewesen. Gebrochen und kraftlos hing er dort, seine Flügel baumelten von seinem Rücken wie zerschlissene Lumpen, und der Schaft eines abgebrochenen Pfeils steckte ihm noch in der Seite. Wie Connie erzählt hatte, war Sylvius niedergeschlagen worden, bevor er sich hätte in Staub verwandeln und in Sicherheit bringen können. Seine Schmerzen mussten zu groß gewesen sein, als dass er sich hätte wandeln können.
    Von Dämonen und auch Inkuben dachte man oft, sie wären unmöglich zu töten, doch erschöpfte man ihre Energie, wurden sie verwundbar. Letztes Jahr hatte Holly Genevas Kräfte mittels Magie gesprengt, worauf die Gefolgsleute der Dämonin ihr die Kehle herausrissen. Genauso könnte Sylvius hier, mit den magisch

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