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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Seit der Ratsversammlung wechselte seine Temperatur zwischen mildem Curry und extrascharfer Jalapeño. Es war nicht unangenehm – er schwitzte nicht einmal –, doch ihm war bewusst, dass er Hitze abstrahlte wie ein Taschenofen auf zwei Beinen.
    Die Wächter liefen weiter. Mac und Connie traten aus ihrer Nische auf den Korridor zurück und eilten lautlos davon. Die Halle mit dem schwarzen Teich war nur noch fünfzig Meter entfernt. Von hier konnte Mac schon die Umrisse der Treppen sehen, die zu beiden Seiten des Bogendurchgangs zu den Galerien hinaufführten. Die Wachen, die eben an ihnen vorbeigekommen waren, stiegen die Stufen hinauf und verschwanden oben.
    Der Lärm nahm zu, und es klang nicht wie das Durcheinander von Vorfreude, sondern wie das Raunen ängstlicher Erwartung. Es kroch durch die Nischen und streifte Macs Nerven mit kalter Zunge. Er konnte die Panik in den Stimmen fast schmecken, sauer wie Erbrochenes.
    Furcht war ein mächtiger Motivator. Alles, von der Meuterei bis zum Opferritual, geschah, weil die Wachen fürchteten, in einem untergehenden Gefängnis eingesperrt zu sein. Sie glaubten, dies wäre die Lösung, und Mac sollte ihnen die letzte Hoffnung rauben.
Ich hasse das!
    Er fühlte denselben Knoten im Bauch, den er jedes Mal gespürt hatte, wenn er die Tür zu einem Drogenhaus eintrat. Eine Kombination aus berechtigter Wut und »Bitte erschießt mich nicht«. Er zog seine Waffe und Connie ihre. Als die Klinge am Leder rieb, stellten sich die Haare an Macs Armen auf.
    Vorsichtig schlich er die letzten Meter bis zum Eingang. Durch den Mauerbogen konnte er einen Ausschnitt dessen sehen, was vor ihnen lag. Dort erkannte er einen Teil des weißen Marmorbeckenrands, die grelle Farbe gedämpft vom gelblichen Feuerschein, der den höhlenähnlichen Saal erhellte. Macs Blick wanderte weiter. Bei seinem vorherigen Besuch waren die Galerien leer gewesen, doch nun sahen Wächter von den vorderen Reihen aus zu, die sie vielleicht zu einem Viertel ausfüllten. Hatte es einmal genug Wachen gegeben, um alle Plätze zu besetzen?
    Egal. Es waren auf jeden Fall zu viele, als dass Mac sie offen zum Kampf hätte fordern können. Er schaute sich nach Deckung um. Neben den Doppeltreppen zu den Galerien befanden sich Säulen. Er schlich näher heran und musterte die Säule rechts. Der Raum zwischen ihr und der Wand bot ein kleines, aber gutes Versteck. Dorthin zog er Connie.
    »Bleib hier!«, flüsterte er. »Ich gehe ein bisschen weiter und sehe mir an, was vor sich geht. Bin gleich wieder da.«
    Connie bejahte stumm. Ihr Gesicht war im Schatten, so dass Mac es nicht genau sehen konnte. Sie legte beide Hände auf seine Schultern und streifte seine Lippen mit ihren. Er fühlte, wie sie sich an ihn schmiegte, weich und süß, doch zugleich schabten ihre Zähne über seine Zunge.
Ungestüme, dunkle Connie.
Hitze wallte durch seine Adern, und Feuer züngelte unter seiner Haut.
    Rasch wich sie zurück, als hätte seine Berührung sie verbrannt.
    Mac ging einen Schritt. Plötzlich wurde ihm eiskalt. Diese Feuerzungen waren nicht bloß in ihm gewesen. Sie waren über seine Haut gehuscht.
    Brennendes Verlangen.
Als Metapher mochte das gelungen sein, aber sein Leben würde die Hölle auf Erden, sollte es real werden.
Ich verliere die Kontrolle.
    Reynard hatte es vorausgesagt:
Alles, was du berührst, wird zu Asche verbrennen.
    Guter Gott, nein!
    Connie verlagerte ihr Gewicht, worauf ein Lichtstrahl auf ihre Augen fiel und sie aufblitzten. Eilig packte Mac sie am Arm und zog sie in den Schatten zurück, bevor jemand sie bemerkte. Er spürte, wie sie unter seiner Hand zusammenzuckte, und wollte sie loslassen, doch sie legte ihre Hand auf seine und hielt sie fest, obwohl sie viel zu heiß für sie sein musste.
    »Lass mich dir nicht wehtun!«, flüsterte er.
    Ihre Antwort bestand darin, dass sie einen Finger auf seine Lippen drückte. Die ihre Haut verbrannten.
    Mac brach es das Herz.
    Immer noch hielt sie ihn, presste ihren Trost in seine brennende Haut. Vampire waren nicht immun gegen Feuer. Ihr Zittern entging ihm nicht.
Sie hat Schmerzen.
    »Komm zurück zu mir!«, flehte sie. »Versprich es!«
    Mac trat einen Schritt zurück.
Nicht, wenn ich dir Schmerz bereite.
    Er sagte nichts, aber sie verstand ihn auch so. Tränen schimmerten in ihren Augen. Auch wenn er schwieg, begriff sie, dass er sich zurückzog.
    Mac litt. Und das mit jeder Faser, denn das Gefühl war viel zu groß, um nur sein Herz zu peinigen.
    Dämonen

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