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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Barbereich mit den Holzdielen, der doppelten Schwingtür und dem riesigen Tresen aus Marmor mit Messingreling erinnerte Mac an alte Western-Saloons. Er war nicht sicher, wer dieses alte Gemäuer gekauft hatte, aber hier war noch reichlich zu tun, ehe das Hotel wieder vollständig restauriert war. Die Zimmer oben wurden bis heute renoviert.
    Trotz des Baustaubs und der gefährlichen Küche brummte es in dem Laden. Ungefähr vierzig Gäste saßen an den Tischen oder lehnten an der Bar. Hinten in der Ecke spielte jemand flotte Jazz-Evergreens auf einem alten Klavier, und die Atmosphäre war insgesamt entspannter als in einer echten Trinkerbar.
    Mac nahm seinen Löffel auf, stocherte wieder in seinem Eintopf und betete, dass er ungiftig war. Er hatte einen Mordshunger, aber er musste auch an seine inneren Organe denken. Und seit er aus der Burg zurück war, ging es ihm sowieso nicht gut. Ihm taten alle Knochen weh, er hatte Kopfschmerzen und ein fieses Fieber. Unter anderen Umständen – sprich: wäre er menschlich gewesen – hätte er vermutet, dass ihn eine Grippe erwischt hatte. Unter den gegebenen Umständen hingegen konnte er nur die Symptome ignorieren und das Beste hoffen.
    Arbeit war das wirksamste Gegenmittel, und seine Beschäftigung mit der Burg nahm ihn kein bisschen weniger ein als irgendein Fall. Verdammt, es gab sogar eine Entführung als Zugabe! Als Holly ihn anrief, um ihm zu berichten, hatte er dieses vertraute Prickeln gefühlt, das ihm Schauer über den Nacken jagte. Und weil er es für ein Zeichen des Universums hielt, hatte er Holly gebeten, sich mit ihm zu treffen.
    Wie aufs Stichwort schwangen nun die Türen nach innen, und sie kam herein, in Begleitung von Caravelli. Macs Adrenalinpegel sackte rauschend nach unten.
Klasse! Sie hat den Wachhund mitgebracht.
Mac schob seinen Stuhl nach hinten und sprang auf. Er würde weglaufen oder zu Staub verpuffen, ehe er Silbermunition – oder irgendwelche Kugeln – in einen Raum voller Leute feuerte.
    Sich so schnell zu bewegen war ein Fehler gewesen. Caravelli preschte vor, segelte über einen Tisch hinweg und zwischen den anderen hindurch, bis nur noch Macs Tisch sie beide trennte. Mac war zurückgewichen, konnte jedoch nicht weiter, denn jetzt stand er mit dem Rücken zur Wand.
    Alle Köpfe drehten sich zu ihnen, und die Klaviermusik verstummte, als hätte jemand die Melodie zerrissen. Ein paar Werwolfsgäste, die auf hohen Hockern an der Bar saßen, zogen ihre Hosen höher und rückten die Baseballkappen zurecht. Die Vorstellung begann.
    »Alessandro, was zur Hölle machst du denn?«, fragte Holly im Tonfall einer Frau, die mit ihrer Geduld am Ende war.
    Caravelli war halb über dem Tisch, so dass ihn nur noch wenig von Mac trennte. Der Vampir hielt ein Silbermesser in der Hand: das Freizeitpendant zum Breitschwert, genauso tödlich, nur schmutziger und umständlich bei einer Enthauptung.
    Mac hob beide Hände in die Höhe, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. »Ich komme in Frieden.«
    Er sagte es in einer Lautstärke, die auch alle anderen Gäste erreichte, und mit einer deutlich sarkastischen Note. Sein Herz wummerte, als wäre er eben eine Meile in vier Minuten gerannt. Und dabei hatte er sich auf eine ruhige Unterhaltung bei einem Drink gefreut, bei der die einzigen Waffen diese kleinen Plastikschwerter wären, auf welche die Oliven gespießt waren!
Als würde ich Holly je etwas tun!
    Falsch, er hatte. Mac hatte sie ernstlich verletzt, als der Dämon ihn kontrollierte. Folglich durfte er zwar enttäuscht sein, Caravelli jedoch nicht vorwerfen, dass er sie so gut beschützte, wie er irgend konnte.
    Er blickte verstohlen zu dem Vampir, der nach wie vor halb zu ihm gebeugt stand wie eine makabre Zimmerstatue. Holly war wütend, hatte die Hände in ihre Hüften gestemmt und funkelte die beiden an. Sie trug eine gegürtete Tunika und Leggings, was Mac an Robin Hood oder Peter Pan erinnerte. Der Gedanke an Caravelli als Glöckchen hätte ihm um ein Haar ein lautes Lachen entlockt.
    Holly wies streng auf die Stühle am Tisch. »Hinsetzen, alle beide!«
    Langsam wich Caravelli vom Tisch zurück und steckte sein Messer in die Scheide unter seinem Jackett. Kaum war die Waffe verschwunden, kehrten alle Gäste wieder auf ihre Plätze zurück, und der Pianist stimmte
Skylark
an.
    Holly warf sich auf einen der Stühle, die Lippen zusammengepresst. »Ich sagte, hinsetzen!«
    Mac gehorchte und schob seinen Stuhl ein Stück nach hinten. Caravelli war ihm

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