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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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den Tresen stellte.
    »Allmählich belebt sich die Szene draußen«, sagte Ashe mit einem Nicken zum Fenster. Es wurde Abend, und die Straßen füllten sich.
    Der Typ sah auf. Er war um die Vierzig, trug eine Jeans und ein Harley-Davidson-Shirt, das sich über seinem fassförmigen Brustkorb spannte. Sein dunkles Haar war zottelig, und seine Augen waren klein und verschlagen. Fast merklich schaltete er von Küchenhilfe auf Gastwirt um, lächelte und wischte sich seine Hände an der zerknitterten Schürze ab.
    Werbär,
dachte Ashe. Geringe Bedrohung, solange sie höflich war.
    »Wir kriegen meistens die Leute nach dem Kino«, grummelte er. »Neu in der Stadt?«
    »Eben zurückgekommen. Ich bin hier aufgewachsen.« Ashe stützte ihr Kinn in ihre Hand. »Das hier war früher eine üble Gegend. Hat sich wirklich gemacht.«
    »Ja, es wird langsam. Harte Arbeit zahlt sich irgendwann aus.«
    »Es scheint doch alles ganz friedlich.«
    »Wir bewirten die, die bewirtet werden wollen, und halten den Rest fern.« Der Bär sah sie misstrauisch an. »Wir wollen keinen Ärger.«
    Was ja ganz super ist, nur dass Vamps nun mal Vamps sind und Werwölfe einem mit Freuden das Bein abkauen, falls die Brezelschale leer ist.
»Gut für Sie. Ich war weit weg in der Prärie, als Sie hier die Probleme mit der promenschlichen Bürgerwehr hatten …«
    Der Bär winkte mit einer großen Pranke ab. »Ach, hören Sie bloß damit auf! Wir kommen hier bestens miteinander aus. Wenn in der Gegend jemand Ärger macht, geigt ihm der Sheriff den Marsch.«
    Das hatte sie heute schon zwei Mal gehört. »Sheriff? Ist das dieser Caravelli, von dem ich überall höre?«
    Der Bär lehnte sich auf den Tresen. »Ja – warum interessiert Sie das?«
    »Ich muss mit ihm reden. Wo trifft man ihn normalerweise?« Sie wollte ihn allein erwischen, ohne Holly in der Nähe.
    »Wieso?«
    Ashe ließ sich von der Radiosendung inspirieren, die sie gerade hörten. »Ich bin freie Journalistin und schreibe an einer Story.«
    Der Bär lächelte schief. »Das würde ich mir an Ihrer Stelle gut überlegen.«
    Ashe gab sich betont ahnungslos. »Wie meinen Sie das?«
    »Sie sind keine Reporterin. Sie bewegen sich wie eine Kämpferin.« Er stieß sich vom Tresen ab und verschränkte die Arme. »Ich kenne Ihren Typ. Sie wollen eine ganz Toughe sein. Aber ich sage Ihnen, wenn Sie sich unbedingt was beweisen wollen, versuchen Sie’s in einer anderen Stadt.«
    »Das hier ist meine Stadt«, erwiderte sie so kalt und fest wie eine Stahlklinge.
    »Nein.« Nun lehnte der Bär sich wieder auf den Tresen, wobei er sich so schnell bewegte, dass Ashe aufsprang. »Dies ist
unsere
Stadt. Sie müssen sie mit uns teilen. Und ich will verdammt sein, wenn ich als Flokati ende, weil Sie finden, ich wäre nicht gut genug, um einen Gewerbeschein zu kriegen.«
    »Sie interessieren mich überhaupt nicht.«
    Er schnaubte. »Prima! Aber sollten Sie Caravelli oder seiner Frau Ärger machen, haben Sie die halbe Stadt am Hals.«
    »Das werden wir ja sehen«, entgegnete Ashe ruhig. Allerdings hatte der Bär ihr schon demonstrativ den Rücken zugekehrt.
Mutiger Bär!
    Ashe warf einen Fünfer auf den Tresen und verzichtete auf ihr Wechselgeld.
Pu der Bär
war reine Zeitverschwendung, so gern sie sich auch auf einen Kampf mit ihm eingelassen hätte. Wenigstens gestattete sie sich einen wütenden Blick auf seine vorstehenden Schultern.
    Der Caravelli-Fanclub, den sie in Fairview vorfand, ging ihr mittlerweile gewaltig auf die Nerven.
    Ebenso wie die Tatsache, dass der Fangzahnknabe und Holly wie die Kletten aneinanderzukleben schienen.
Aufgepasst, Brangelina, hier kommen Hollessandro!
Komisch war bloß, dass sie noch nirgends gehört hatte, dass Holly seine giftsüchtige Leibeigene war. Wie man erzählte, wickelte sie den tödlichen Krieger um den kleinen Finger. Konnte Alessandro wirklich ein Vampir mit einem guten Kern sein, erwählt von seiner Liebe und sich an der Kraft ihrer Leidenschaft nährend?
    Ja, logisch, und ich bin die Zahnfee!
Sie wandte sich zum Gehen.
    In diesem Moment bimmelte die Glocke über der Tür, und ein junges gutaussehendes Paar kam herein, das nach dem frühabendlichen Regen roch. Beide bewegten sich sehr fließend, als würden sie auf Federn gehen. Unter dem Samt- und Jeansstoff verbarg sich etwas Wildes. Das Lachen des Mannes klang nach der kehligen Freude von jemandem, der sich gerade verguckte.
Werwölfe.
    Sie sahen wunderschön aus. Ashe ging an ihnen vorbei. Die beiden bemerkten

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