Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
würde ich niemals wirklich jemanden töten können.
Was mit dem Fuchs geschehen war, war krank und widernatürlich, offensichtlich getan von jemandem, der unaussprechlich verkorkst war. Lissa starrte das Tier mit totenbleichem Gesicht an, machte einige Schritte darauf zu und streckte unwillkürlich die Hand aus. Diese widerwärtige Tat traf sie schwer, das wusste ich, denn sie verletzte ihre Liebe zu Tieren. Lissa liebte Tiere ‐ und sie liebten sie. Als wir allein waren, hatte sie mich oft um ein Haustier angebettelt, aber ich hatte stets abgelehnt und ihr ins Gedächtnis gerufen, dass wir nicht für ein Tier sorgen konnten, wenn wir jeden Augenblick damit rechnen mussten zu fliehen. Außerdem hassten mich die Tiere. Also hatte sie sich damit zufriedengegeben, die Streuner, die sie fand, zusammenzuflicken und sich mit anderer Leute Haustieren anzufreunden, wie zum Beispiel mit Oscar, dem Kater.
Diesen Fuchs konnte sie jedoch nicht mehr zusammenflicken. Für ihn gab es kein Zurück mehr, aber ich sah in ihrem Gesicht, dass sie ihm helfen wollte, so wie sie allen half. Ich nahm ihre Hand und führte sie weg, und plötzlich erinnerte ich mich an ein Gespräch von vor zwei Jahren.
„Was ist das? Ist das eine Krähe? ʺ „Zu groß. Es ist ein Rabe. ʺ „Ist er tot? ʺ
„Ja. Definitiv tot. Fass ihn nicht an. ʺ
Damals hatte sie nicht auf mich gehört. Ich hoffte, sie würde es jetzt tun.
„Er lebte noch, als ich zurückkam ʺ , flüsterte mir Lissa zu und umklammerte meinen Arm. „So gerade noch. Oh Gott, er zuckte. Er muss so sehr gelitten haben. ʺ
Jetzt stieg mir Galle in der Kehle auf. Unter keinen Umständen würde ich mich übergeben. „Hast du....? ʺ
„Nein. Ich wollte es....ich habe angefangen.... ʺ
„Dann vergiss es ʺ , sagte ich scharf. „Es ist dumm. Irgendjemand hat dir einen dummen Streich gespielt. Sie werden dein Zimmer sauber machen. Wahrscheinlich geben sie dir sogar ein neues, wenn du willst. ʺ
Sie drehte sich zu mir um, und in ihren Augen stand ein beinahe wilder Ausdruck.
„Rose....erinnerst du dich....dieses eine Mal.
„Hör auf damit ʺ , unterbrach ich sie. „Vergiss es. Dies hier ist nicht dasselbe. ʺ
„Was ist, wenn jemand es gesehen hat? Wenn jemand Bescheid weiß Ich umfasste ihren Arm fester und bohrte ihr die Nägel ins Fleisch, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Sie zuckte zusammen. „Nein. Es ist nicht dasselbe. Es hat nichts mit dieser anderen Sache zu tun. Hörst du mich? ʺ Ich konnte spüren, dass sowohl Natalie als auch Dimitr i uns ansahen. „Alles wird wieder gut. Es wird alles gut. ʺ
Lissa, die nicht so aussah, als glaubte sie mir, nickte einmal.
„Sorgen Sie dafür, dass hier sauber gemacht wird ʺ , blaffte Kirova die Hausmutter an. „Und finden Sie heraus, ob irgendjemand irgendetwas gesehen hat. ʺ
Schließlich bemerkte man, dass ich da war, und jemand befahl Dimitr i , mich wegzubringen, ganz gleich, wie sehr ich auch flehte, mich bei Lissa bleiben zu lassen. Er begleitete mich zurück zum Wohnheim der Novizen. Und er sprach erst, als wir fast dort waren. „Sie wissen etwas. Etwas über das, was da geschehen ist. Ist es das, was Sie meinten, als Sie zu Direktorin Kirova sagten, dass Lissa in Gefahr sein wird?“ „Ich weiß gar nichts. Irgendjemand hat ihr einfach einen kranken Streich gespielt. ʺ
„Haben Sie irgendeine Ahnung, wer es getan haben könnte? Oder warum? ʺ
Ich dachte darüber nach. Bevor wir weggegangen waren, hätten es noch alle möglichen Leute sein können. So war das eben, wenn man beliebt war. Manche liebten einen, manche hassten einen. Aber jetzt? Lissa war bis zu einem gewissen Maß unsichtbar geworden. Die einzige Person, die sie wirklich und wahrhaftig verabscheute, war Mia. . Aber Mia schien ihre Schlachten mit Worten zu führen, nicht mit Taten. Aber selbst wenn sie beschlossen hatte, etwas Aggressiveres zu tun, warum dann dies? Sie schien mir einfach nicht der Typ dafür zu sein. Es gab eine Million andere Möglichkeiten, sich an jemandem zu rächen.
„Nein ʺ , antwortete ich. „Ich habe keinen Schimmer. ʺ
„Rose, wenn Sie irgendetwas wissen, erzählen Sie es mir. Wir stehen auf derselben Seite. Wir beide wollen sie beschützen. Dies hier ist ernst. ʺ
Ich fuhr herum und ließ meine Wut wegen des Fuchses an ihm aus. „Ja, es ist ernst. Es ist alles ernst. Und Sie lassen mich jeden Tag laufen, laufen und laufen, während ich eigentlich lernen sollte, zu kämpfen und sie zu verteidigen!
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