Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
gesagt: Jesse hatte zu große Angst vor Dimitri, um über das zu reden, was geschehen war. Und warum hatte er bis jetzt warten sollen? Es liegt schon eine Weile zurück. Wenn er irgendwelchen Mist hätte verbreiten wollen, hätte er es schon damals getan. Mia tut das, um sich für deine Bemerkungen über ihre Eltern zu rächen. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, aber sie ist diejenige, die sie dazu brachte, solche Dinge zu sagen. ʺ
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass Lissa recht hatte. Jesse und sie waren nur die Werkzeuge; Mia war der Kopf hinter dem Ganzen. „Es lasst sich jetzt nicht mehr ändern ʺ , seufzte ich.
„Rose.... ʺ
„Vergiss es, Liss. Es ist passiert, okay? ʺ
Einige Sekunden lang musterte sie mich schweigend. „Ich habe Dich seit langer Zeit nicht mehr weinen sehen. ʺ
„Ich habe nicht geweint. ʺ
Ein Gefühl von tiefem Kummer und Mitgefühl schlug mir durch das Band entgegen. „Sie darf dir das nicht antun ʺ , wandte sie ein.
Ich lachte voller Bitterkeit, halb erstaunt über meine eigene Hoffnungslosigkeit.
„Sie hat es bereits getan. Sie hat gesagt, dass sie sich an mir rächen würde, dass ich nicht in der Lage sein würde, dich zu beschützen. Sie hat es getan. Wenn ich wieder zum Unterricht gehe.... ʺ Ein Übelkeit erregendes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ich dachte an den Respekt und an die Freunde, die zu finden mir gelungen war, obwohl wir uns bedeckt hielten. Das würde jetzt der Vergangenheit angehören. Von etwas Derartigem gab es kein Zurück. Nicht unter den Moroi. Einmal Bluthure, immer Bluthure. Was es noch schlimmer machte, war der Umstand, dass irgendein dunkler, geheimer Teil von mir es mochte, gebissen zu werden.
„Du solltest mich nicht weiter beschützen müssen ʺ , sagte sie.
Ich lachte. „Das ist aber mein Job. Ich werde einmal deine Wächterin sein. ʺ
„Ich weiß, aber ich meinte, nicht so. Du solltest nicht meinetwegen leiden. Du solltest nicht auf mich aufpassen müssen. Und doch tust du es immer. Du hast mich hier rausgeholt. Du hast dich um alles gekümmert, als wir auf uns selbst gestellt waren. Seit unserer Rückkehr....du bist immer diejenige, die alle Arbeit tut. Jedes Mal, wenn ich zusammenbreche, bist du da. Ich, ich bin schwach. Ich bin nicht wie du. ʺ
Ich schüttelte den Kopf. „Das spielt keine Rolle. Das ist es eben, was ich tue. Es macht mir nichts aus. ʺ
„Ja, aber sieh dir doch an, was passiert ist. Ich bin diejenige, gegen die sie in Wirklichkeit einen Groll hegt ‐ obwohl ich immer noch nicht weiß, warum. Aber egal. Es wird aufhören. Von jetzt an werde ich dich beschützen. ʺ
Entschlossenheit lag in ihrer Miene, eine wunderbare Zuversicht, die sie verströmte und die mich an jene Lissa erinnerte, die ich vor dem Unfall gekannt hatte.
Gleichzeitig konnte ich noch etwas anderes in ihr spüren ‐ etwas Dunkleres, ein Gefühl von tief vergrabenem Zorn. Auch diese Seite hatte ich schon früher an ihr gesehen, und sie gefiel mir nicht. Ich wollte nicht, dass sie diese Seite anzapfte. Ich wollte nur, dass sie in Sicherheit war. „Lissa, du kannst mich nicht beschützen. ʺ
„Doch, das kann ich ʺ , erwiderte sie grimmig. „Eines gibt es, das sich Mia noch mehr wünscht, als dich und mich zu vernichten. Sie will selbst akzeptiert werden. Sie will mit den Königlichen abhängen und das Gefühl haben, eine von ihnen zu sein. Das kann ich ihr wegnehmen. ʺ Sie lächelte. „Ich kann die anderen gegen sie aufbringen. ʺ
„Wie? ʺ
„Indem ich es ihnen sage. ʺ Ihre Augen blitzten auf.
Mein Geist bewegte sich heute Abend zu langsam. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff. „Liss ‐ nein. Du darfst keinen Zwang benutzen. Nicht hier in der Akademie. ʺ
„Ich könnte doch einige dieser blöden Kräfte ebenso gut einmal zu etwas Nützlichem gebrauchen. ʺ
Je mehr sie es benutzt, umso schlimmer wird es werden. Halt Rose. Halt sie auf, bevor sie etwas bemerken, bevor sie es bemerken und sie ebenfalls fort holen. Bring sie weg von hier.
„Lissa, wenn man dich erwischt.... ʺ
Dimitri streckte den Kopf durch die Tür. „Sie müssen wieder hineingehen, Rose, bevor jemand Sie findet. ʺ
Ich warf Lissa einen panischen Blick zu, aber sie zog sich bereit zurück. „Diesmal werde ich mich um alles kümmern, Rose. Um alles.“
Die Nachwirkungen von Jesses und Ralfs Lügen waren etwa genauso schrecklich, wie ich erwartet hatte. Ich überlebte es nur, indem ich Scheuklappen anlegte und alles und jeden
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