Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
nach. „Nein. Eigentlich nicht. Und das hier habe ich auch noch nicht satt.”
Er drehte sich um und ging auf Eddie zu. Der arme Eddie konnte inzwischen kaum noch aufrecht auf seinem Stuhl sitzen, so oft hatte Isaiah bereits von ihm getrunken. Und Isaiah musste dabei nicht einmal mehr Zwang benutzen. Eddies Gesicht leuchtete einfach auf, und ein törichtes Grinsen trat in seine Züge, so erpicht war er auf den nächsten Biss. Er war so süchtig wie ein Spender.
Wut und Abscheu stiegen in mir empor. „Verdammt!”, brüllte ich. „Lassen Sie ihn in Ruhe!”
Isaiah drehte sich zu mir um. „Sei still, Mädchen. Ich finde dich nicht annähernd so amüsant wie Mr. Ozera.”
„Ach ja?”, fauchte ich. „Wenn ich Sie so sehr ankotze, dann benutzen Sie doch mich, um Ihren blöden Standpunkt zu beweisen. Beißen Sie stattdessen mich. Verweisen Sie mich an meinen Platz, und zeigen Sie mir, was für ein toller Kerl Sie sind.”
„Nein!”, rief Mason aus. „Benutzen Sie mich.”
Isaiah verdrehte die Augen. „Gütiger Gott. Was für ein nobler Haufen.”
Er schlenderte von Eddie weg und legte Mason einen Finger unters Kinn, um seinen Kopf anzuheben. „Aber du”, sagte Isaiah, „du meinst es nicht wirklich so. Du bietest dich nur ihretwegen an.” Er ließ Mason los, trat vor mich hin und starrte mit seinen unergründlichen schwarzen Augen auf mich herab. „Und du .... zuerst habe ich dir auch nicht geglaubt. Aber jetzt?”
Er ließ sich auf ein Knie nieder, sodass wir auf gleicher Augenhöhe waren. Ich weigerte mich, den Blick abzuwenden, obwohl ich wusste, dass ich damit riskierte, Opfer seines Zwangs zu werden. „Ich denke, du meinst es wirklich ernst. Und es ist auch nicht nur Edelmut. Du willst es tatsächlich. Du bist wirklich schon früher gebissen worden.” Seine Stimme war magisch. Hypnotisch. Er benutzte nicht direkt Zwang, aber er besaß ohne Frage ein unnatürliches Charisma. Wie Lissa und Adrian. Ich hing an seinen Lippen. „Viele Male, schätze ich”, fügte er hinzu.
Er beugte sich über mich, und sein Atem strich heiß über meinen Hals. Irgendwo hinter ihm konnte ich Mason etwas rufen hören, aber meine ganze Konzentration galt der Nähe von Isaiahs Zähnen zu meiner Haut. In den letzten Monaten war ich nur ein einziges Mal gebissen worden - und das in einer Situation, die für Lissa ein Notfall gewesen war. Vorher hatte sie mich zwei Jahre lang mindestens zweimal die Woche gebissen, und mir war erst vor Kurzem klar geworden, wie süchtig ich gewesen war. Es gibt nichts - nichts - auf der Welt, das einem Moroi-Biss gleichkommt, der Flut von Wonne, mit der er einen erfüllt. Natürlich waren Strigoi-Bisse nach allem, was man so hörte, noch mächtiger .... Ich schluckte und war mir plötzlich meiner schweren Atmung und meines rasenden Herzens bewusst. Isaiah stieß ein kehliges Kichern aus.
„Ja. Du bist eine angehende Bluthure. Was dein Pech ist - denn ich werde dir nicht geben, was du willst.” Er zog sich zurück, und ich sackte auf meinem Stuhl nach vorn. Ohne weitere Verzögerung ging er wieder zu Eddie hinüber und trank.
Ich konnte nicht hinsehen, aber diesmal geschah es aus Neid, nicht aus Abscheu. Das Verlangen verzehrte mich fast. Ich sehnte mich nach diesem Biss, sehnte mich mit jeder Faser meines Körpers danach.
Als Isaiah fertig war, schien er den Raum verlassen zu wollen, hielt dann jedoch noch einmal inne. Er richtete seine Worte an Mia und Christian. „Zögert nicht”, warnte er. „Ergreift eure Chance, gerettet zu werden.” Er deutete mit dem Kopf auf mich. „Ihr habt sogar ein williges Opfer.”
Er ging. Christian sah mir von der anderen Seite des Raumes aus in die Augen. Irgendwie wirkte sein Gesicht noch hagerer als vor zwei Stunden. Hunger brannte in seinem Blick, und ich wusste, dass ich in gewisser Weise ein Spiegelbild dieses Blickes war: In meinen Augen stand das Verlangen, seinen Hunger zu stillen. Großer Gott. Wir waren so verkorkst. Christian begriff es offenbar zur selben Zeit. Seine Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln.
„Du hast noch nie so gut ausgesehen, Rose”, brachte er heraus, bevor die Wachen ihm befahlen, den Mund zu halten.
Während des Tages döste ich immer wieder für kurze Zeit ein, aber Adrian kehrte nicht in meine Träume zurück. Stattdessen glitt ich, während ich am Rande des Bewusstseins verharrte, in vertrautes Territorium und drang in Lissas Kopf ein. Nach all den unheimlichen Ereignissen der letzten beiden
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