Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
ebenso bereit wie ich, etwas zu unternehmen.
Gott! Wie konnten wir das durchziehen? Ich brauchte seine Hilfe, aber ich hatte im Grunde keine Möglichkeit, ihn wissen zu lassen, was mir vorschwebte. Genau genommen war ich mir nicht einmal sicher, ob er mir überhaupt helfen konnte - er war bereits ziemlich geschwächt.
Ich hielt seinen Blick fest und versuchte, ihm die Botschaft zu übermitteln, dass etwas geschehen würde. Ich las Verwirrung in seinem Gesicht, aber ich entdeckte auch Entschlossenheit. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass keine der Wachen mich direkt ansah, bewegte ich mich leicht und zog sachte an meinen Handgelenken. Ich spähte so weit wie möglich hinter mich, dann sah ich Christian wieder in die Augen. Er runzelte die Stirn, und ich wiederholte die Geste.
„He”, sagte ich laut. Sowohl Mia als auch Mason fuhren überrascht hoch. „Wollt ihr uns wirklich weiter hungern lassen? Können wir nicht wenigstens etwas Wasser haben oder irgendetwas?”
„Halt den Mund”, erwiderte einer der Wachposten. Es war mehr oder weniger die Standardantwort, wann immer einer von uns sprach.
„Na komm schon.” Ich benutzte meine schönste, zickigste Stimme. „Nicht einmal ein kleines Schlückchen von irgendetwas? Meine Kehle brennt. Sie steht praktisch in Flammen.” Mein Blick flackerte zu Christian hinüber, als ich diese letzten Worte sagte, dann schaute ich wieder zu dem Wachmann hinüber, der gesprochen hatte.
Wie erwartet stand er von seinem Platz auf und kam auf mich zu.
„Zwing mich nicht, mich zu wiederholen”, knurrte er. Ich wusste nicht, ob er wirklich gewalttätig werden würde, aber im Augenblick hatte ich noch kein Interesse daran, die Sache auf die Spitze zu treiben. Außerdem hatte ich mein Ziel erreicht. Wenn Christian den Fingerzeig nicht begriffen hatte, war ohnehin nichts zu machen. In der Hoffnung, dass ich eingeschüchtert wirkte, hielt ich den Mund.
Der Mann kehrte an seinen Platz zurück, und nach einer Weile hörte er auf, mich zu beobachten. Ich sah wieder zu Christian hinüber und machte die Bewegung mit dem Handgelenk. Komm schon, komm schon, dachte ich. Reim es dir zusammen, Christian.
Seine Augenbrauen schnellten plötzlich in die Höhe, und er starrte mich erstaunt an. Nun. Anscheinend hatte er irgendetwas kapiert. Ich hoffte nur, dass es das war, was ich gewollt hatte. Er setzte einen fragenden Blick auf, als wolle er wissen, ob es wirklich mein Ernst sei. Ich nickte nachdrücklich. Er runzelte einige Sekunden lang nachdenklich die Stirn, dann holte er tief Luft.
„Also gut”, sagte er. Wieder zuckten alle zusammen.
„Maul halten”, bellte einer der Wachmänner automatisch. Er klang erschöpft.
„Nein”, erklärte Christian. „Ich bin bereit. Bereit zu trinken.” Für die Dauer einiger Herzschläge erstarrten alle im Raum, ich eingeschlossen. Das war nicht direkt das, was ich im Sinn gehabt hatte.
Der Anführer der Wachen stand auf. „Du solltest uns nicht verarschen.”
„Das tue ich nicht”, erwiderte Christian. Er hatte einen fiebrigen, verzweifelten Gesichtsausdruck, der, wie ich dachte, nicht zur Gänze geheuchelt war. „Ich bin es leid. Ich will hier raus, und ich will nicht sterben. Ich will trinken - und ich will sie.” Er deutete mit dem Kopf auf mich. Mia kreischte erschrocken auf. Mason warf Christian einen Ausdruck an den Kopf, der ihm in der Schule sicher Nachsitzen eingetragen hätte.
Das war definitiv nicht das, was ich im Sinn gehabt hatte. Die beiden anderen Wachen sahen ihren Anführer fragend an. „Sollen wir Isaiah holen?”, fragte einer von ihnen.
„Ich glaube, er ist nicht da”, erwiderte der Anführer. Einige Sekunden lang betrachtete er Christian, dann traf er eine Entscheidung. „Und ich will ihn ohnehin nicht stören, falls dies ein Scherz ist. Lasst ihn frei, dann werden wir ja sehen.”
Einer der Männer forderte eine scharfe Zange zutage. Er trat hinter Christian und beugte sich vor. Ich hörte das Geräusch von knackendem Plastik, als seine Kabelbinder durchtrennt wurden. Dann packte der Wachmann Christian am Arm, riss ihn hoch und führte ihn zu mir herüber.
„Christian”, rief Mason voller Zorn. Er stemmte sich gegen seine Fesseln und schüttelte seinen Stuhl. „Bist du von Sinnen? Lass sie das nicht tun!”
„Ihr müsst sterben, aber ich muss es nicht”, fuhr Christian ihn an und schüttelte sich das schwarze Haar aus den Augen. „Es gibt keinen anderen Ausweg aus diesem
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