Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
hinauf, während er nachdachte. „In Ordnung. Also. Du siehst keine Auren, und du redest nicht in Träumen mit Leuten. Was machst du?”
„Ich .... ich kann heilen. Tiere. Auch Pflanzen. Ich kann tote Dinge ins Leben zurückbringen.”
„Wirklich?” Er wirkte beeindruckt. „Okay. Nicht schlecht. Was noch?”
„Ähm, ich kann Zwang benutzen.”
„Das können wir alle.”
„Nein, ich kann es wirklich. Es ist nicht schwer. Ich kann Leute dazu bringen, alles zu tun, was ich will - selbst schlechte Dinge.”
„Das kann ich auch.” Seine Augen leuchteten auf. „Ich frage mich, was geschehen würde, wenn du das bei mir versuchen würdest .... ”
Sie zögerte und strich geistesabwesend mit den Fingern über den gemaserten roten Teppich. „Hm .... ich kann nicht.”
„Du hast gerade gesagt, dass du es könntest.”
„Ich kann es auch - nur nicht im Moment. Ich nehme ein Medikament .... gegen Depressionen und andere Sachen .... und es schneidet mich von der Magie ab.”
Er riss die Arme hoch. „Wie kann ich dich dann lehren, durch Träume zu gehen? Wie sonst sollen wir Rose finden?”
„Hör mal”, sagte sie wütend, „ich will diese Medikamente nicht nehmen. Aber als ich sie abgesetzt habe.... habe ich wirklich verrückte Sachen gemacht. Gefährliche Sachen. Das ist es, was Geist bewirkt.”
„Ich nehme nichts. Und mir geht es gut”, erwiderte er. Nein, es ging ihm nicht gut, begriff ich. Lissa begriff es ebenfalls.
„Aber du warst echt seltsam an dem Tag, an dem Dimitri in deinem Zimmer war”, bemerkte sie. „Du hast angefangen zu faseln, und deine Worte haben keinen Sinn ergeben.”
„Ach, das? Ja .... das passiert ab und zu. Aber, im Ernst, nicht allzu oft. Einmal im Monat, wenn überhaupt.” Er klang aufrichtig.
Lissa sah ihn an und überdachte noch einmal alles. Was, wenn Adrian das hinbekam? Was, wenn er ohne Pillen und ohne schädliche Nebenwirkungen Geist benutzen konnte? Das hatte sie sich immer gewünscht. Außerdem war sie sich nicht einmal sicher, wie lange die Pillen noch wirken würden .... Er lächelte, denn er erriet, was in ihr vorging.
„Was sagst du, Cousine?”, fragte er. Er brauchte keinen Zwang zu benutzen. Sein Angebot war auch so schon verlockend genug. „Ich kann dich alles lehren, was ich weiß, wenn du in der Lage bist, die Magie zu berühren. Es wird eine Weile dauern, bis du die Medikamente aus dem Körper hast, aber sobald sie nicht mehr wirken .... ”
Das konnte ich jetzt erst recht nicht brauchen. Mit allem anderen, was Adrian tat, hätte ich fertig werden können: Wenn er sie angemacht oder sie dazu gebracht hätte, seine lächerlichen Zigaretten zu rauchen, egal. Aber nicht das. Dass Lissa ihre Tabletten absetzte, war genau das, was ich hatte vermeiden wollen.
Widerstrebend zog ich mich aus ihrem Kopf zurück und wandte mich wieder meiner eigenen unerfreulichen Lage zu. Ich hätte gern gesehen, was sich weiter zwischen Adrian und Lissa entwickelte, aber es würde nichts bringen, sie im Auge zu behalten. Also schön. Ich brauchte jetzt wirklich einen Plan. Ich brauchte Aktion. Ich musste uns hier rausbringen. Aber als ich mich umschaute, war ich einer Flucht kein Stück näher als zuvor, und die nächsten Stunden verbrachte ich damit, zu grübeln und zu spekulieren.
Wir hatten heute drei Wachen. Sie wirkten ein wenig gelangweilt, aber nicht genug, um nachlässig zu werden. Eddie schien bewusstlos zu sein, und Mason starrte mit leerem Blick zu Boden. Auf der anderen Seite des Raumes funkelte Christian nichts Bestimmtes an, und ich dachte, dass Mia schlief. In dem schmerzlichen Bewusstsein, wie trocken meine Kehle war, hätte ich bei der Erinnerung daran, wie ich ihr gesagt hatte, ihre Wassermagie sei nutzlos, beinahe laut aufgelacht. Im Kampf mochte sie nichts bewirken, aber ich hätte alles dafür gegeben, wenn sie sonst wie darauf hätte zurückgreifen können .... Magie.
Warum war mir das nicht schon vorher eingefallen? Wir waren nicht hilflos. Nicht ganz.
Langsam entstand in meinem Geist ein Plan - ein Plan, der zwar vollkommen wahnsinnig war, aber auch so was wie unsere letzte Hoffnung. Mein Herz hämmerte vor Aufregung, und ich zwang mich auf der Stelle zu einem gelassenen Gesichtsausdruck, bevor die Wachen meine plötzliche Erkenntnis bemerkten. Christian beobachtete mich von der anderen Seite des Raumes. Er hatte das kurze Aufflammen von Aufregung bemerkt und begriffen, dass mir etwas eingefallen war. Er betrachtete mich neugierig,
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