Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
dennoch klar, dass er vor Angst von Sinnen war.
„Ah, wie ich den Ozera-Geist liebe”, sinnierte Isaiah laut. Er sah Mia an, und seine roten Augen funkelten. Sie wich verängstigt zurück.
„Aber lass dich von ihm nicht in den Hintergrund drängen, meine Liebe. Auch in gewöhnlichem Blut liegt Stärke. Und jetzt werde ich euch mitteilen, auf welche Weise die Entscheidung getroffen werden wird.” Er zeigte auf uns Dhampire. Sein Blick ließ mich am ganzen Körper frösteln, und ich stellte mir vor, den Gestank von Verwesung riechen zu können. „Wenn du leben willst, brauchst du lediglich einen von diesen dreien zu töten.” Er drehte sich wieder zu den Moroi um.
„Das ist alles. Überhaupt nicht unangenehm. Teilt einfach einem dieser Herren hier mit, dass ihr es tun wollt. Sie werden den Betreffenden freilassen. Dann trinkt ihr von ihnen und werdet als einer von uns erweckt werden. Wer immer das als Erster tut, ist frei. Den anderen werden Elena und ich zum Dinner nehmen.”
Stille lag über dem Raum.
„Nein”, sagte Christian. „Ich werde auf keinen Fall einen meiner Freunde töten. Es ist mir egal, was sie tun. Lieber sterbe ich.”
Isaiah machte eine abschätzige Handbewegung. „Es ist leicht, tapfer zu sein, wenn du keinen Hunger hast. Verbringe ein paar Tage ohne Nahrung .... und, ja, diese drei da werden anfangen, sehr appetitlich auszusehen. Und das sind sie. Dhampire sind köstlich. Einige ziehen sie Moroi vor, und obwohl ich diese Vorliebe nie geteilt habe, weiß ich die Abwechslung durchaus zu schätzen.”
Christian sah ihn finster an.
„Du glaubst mir nicht?”, fragte Isaiah. „Dann lass es mich beweisen.” Er kehrte auf meine Seite des Raumes zurück. Ich begriff, was er vorhatte, und begann zu sprechen, ohne mir meine Worte vorher lange überlegt zu haben. „Benutzen Sie mich”, platzte ich heraus. „Trinken Sie von mir.”
Isaiahs selbstgefälliger Blick verrutschte einen Moment lang, und er zog die Augenbrauen hoch. „Du meldest dich freiwillig?”
„Ich habe es schon früher getan. Ich meine, Moroi von mir trinken lassen. Es macht mir nichts aus. Es gefällt mir. Lassen Sie die anderen in Ruhe.”
„Rose!”, rief Mason.
Ich ignorierte ihn und sah Isaiah flehentlich an. Ich wollte nicht, dass er von mir trank. Der Gedanke verursachte mir Übelkeit. Aber ich hatte schon früher Blut gegeben, und es wäre mir lieber, wenn er literweise von mir nahm, anstatt Eddie oder Mason anzurühren.
Ich konnte seine Miene nicht deuten, als er mich mit Blicken maß. Eine halbe Sekunde lang dachte ich, er würde mein Angebot annehmen, stattdessen schüttelte er den Kopf. „Nein. Nicht du. Noch nicht.”
Er ging durch den Raum und trat vor Eddie hin. Ich zog so fest an meinen Fesseln, dass sie sich schmerzhaft in meine Haut gruben. Aber sie gaben nicht nach. „Nein! Lassen Sie ihn in Ruhe!”
„Still”, blaffte Isaiah, ohne mich anzusehen. Er legte Eddie eine Hand auf die Wange. Eddie zitterte und war so blass geworden, dass ich dachte, er würde in Ohnmacht fallen. „Ich kann es dir leicht machen, oder ich kann dich leiden lassen. Dein Schweigen wird Ersteres begünstigen.”
Ich wollte schreien, wollte Isaiah alle möglichen Schimpfworte an den Kopf werfen und Drohungen ausstoßen. Aber ich konnte nicht.
Mein Blick flackerte durch den Raum, ich suchte nach Ausgängen, wie ich es bereits so viele Male getan hatte. Aber es gab keinen. Nur leere, kahle weiße Wände. Keine Fenster. Die eine kostbare Tür wurde immer bewacht. Ich war hilflos, genauso hilflos, wie ich es von dem Augenblick an gewesen war, als sie uns in den Wagen gezogen hatten.
Ich hätte am liebsten losgeheult, mehr aus Frustration denn aus Furcht. Was für eine Art Wächterin wäre ich, wenn ich meine Freunde nicht beschützen konnte?
Aber ich blieb still, und ein Ausdruck der Befriedigung zeigte sich auf Isaiahs Zügen. Die Leuchtstoffröhren bescherten seiner Haut eine kränkliche, graue Tönung und betonten die dunklen Ringe unter seinen Augen. Ich hätte am liebsten auf ihn eingeschlagen. „Gut.” Er lächelte Eddie zu und hielt sein Gesicht so, dass die beiden einander direkt in die Augen sahen. „Also, du wirst dich nicht gegen mich wehren, ja?”
Wie ich bereits erwähnt habe, verstand Lissa sich gut auf Zwang. Aber das hier hätte sie nie im Leben hingekriegt. Binnen Sekunden lächelte Eddie. „Nein. Ich werde mich nicht gegen Sie wehren.”
„Gut”, wiederholte Isaiah. „Und du wirst mir
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