Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
meinem Stuhl und stieß Christian von mir. Links und rechts von ihm standen Wachmänner, und einer hielt noch immer die Zange in der Hand. Mit einer einzigen Bewegung entriss ich dem Mann die Zange und stieß sie in seine Wange.
Er gab einen gurgelnden Schrei von sich, aber ich wartete nicht ab, was weiter geschah. Mein Überraschungsfenster schloss sich, und ich durfte keine Zeit verschwenden. Sobald ich die Zange losließ, versetzte ich dem zweiten Mann einen Boxhieb. Meine Tritte waren im Allgemeinen kräftiger als meine Schläge, aber ich traf ihn trotzdem hart genug, um ihn zu erschrecken und aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Mittlerweile war auch der Anführer der Wachen aktiv geworden. Wie befürchtet, hatte er noch immer eine Waffe, und nach der griff er jetzt. „Keine Bewegung!”, brüllte er und zielte auf mich.
Ich erstarrte. Der Wachmann, dem ich einen Schlag versetzt hatte, trat vor und packte mich am Arm. Der Mann, dem ich die Zange in die Wange gerammt hatte, lag stöhnend auf dem Boden. Der Anführer, der die Waffe noch immer auf mich gerichtet hielt, wollte etwas sagen, heulte dann jedoch erschrocken auf. Die Waffe glühte schwach rotorange und fiel ihm aus den Händen. Wo er sie festgehalten hatte, zeichneten rote Schwielen die Haut. Christian hatte das Metall erhitzt.
Ja. Wir hätten definitiv von Anfang an Magie benutzen sollen. Wenn wir aus diesem Schlamassel herauskamen, würde ich für Tashas Sache Partei ergreifen. Die magiefeindliche Einstellung der Moroi war so tief in unseren Gehirnen verwurzelt, dass wir bis jetzt nicht einmal daran gedacht hatten, etwas in der Richtung zu versuchen. Zu blöd.
Ich wandte mich dem Mann zu, der mich festhielt. Ich glaube nicht, dass er damit rechnete, ein Mädchen von meiner Größe würde sich so gründlich zur Wehr setzen; außerdem war er nach dem, was mit dem anderen Mann und der Waffe passiert war, immer noch irgendwie benommen. Ich nahm Anlauf, um ihm einen Tritt in den Magen zu verpassen, einen Tritt, der mir in meinem Kampfkurs eine Eins eingetragen hätte. Der Mann grunzte, als ich ihn traf, und die Wucht schleuderte ihn gegen die Wand. Wie der Blitz saß ich über ihm. Ich krallte eine Hand in sein Haar und ließ seinen Kopf fest genug auf den Boden krachen, um ihn k.o. zu schlagen, ohne ihn zu töten.
Sofort sprang ich auf, erstaunt darüber, dass der Anführer sich noch nicht auf mich gestürzt hatte. Er hätte sich nicht so viel Zeit nehmen dürfen, um sich von dem Schreck über die erhitzte Waffe zu erholen.
Aber als ich mich umdrehte, war es still im Raum. Der Anführer lag bewusstlos auf dem Boden - und ein soeben befreiter Mason beugte sich über ihn. Gleich daneben hielt Christian die Zange in einer Hand und die Waffe in der anderen. Sie musste immer noch heiß sein, aber Christians Macht hatte ihn wahrscheinlich dagegen immun gemacht.
Er zielte auf den Mann, den ich mit der Zange verletzt hatte. Der Bursche war nicht bewusstlos, sondern blutete lediglich, aber genau wie ich zuvor erstarrte er nun im Angesicht des Pistolenlaufs.
„Heilige Scheiße”, murmelte ich, während ich die Szene auf mich wirken ließ. Dann wankte ich zu Christian hinüber und streckte die Hand aus. „Gib mir das, bevor du noch jemanden verletzt.”
Ich erwartete eine schneidende Bemerkung, aber er reichte mir lediglich mit zitternden Händen die Waffe. Ich schob sie in meinen Gürtel. Als ich ihn genauer betrachtete, sah ich, wie bleich er war. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen. Für jemanden, der seit zwei Tagen hungerte, hatte er ziemlich starke Magie gewirkt.
„Mase, hol die Fesseln”, sagte ich. Ohne uns anderen den Rücken zuzuwenden, ging Mason einige Schritte rückwärts auf die Kiste zu, in der die Wachleute ihren Vorrat an Kabelbindern aufbewahrten. Er zog drei Plastikstreifen heraus und dann noch etwas anderes. Mit einem fragenden Blick in meine Richtung hielt er eine Rolle Klebeband hoch.
„Perfekt”, sagte ich. Wir fesselten unsere Wächter an die Stühle. Einer war noch bei Bewusstsein, aber wir schlugen ihn ebenfalls bewusstlos und klebten dann allen den Mund zu. Sie würden irgendwann wieder zu sich kommen, und ich wollte nicht, dass sie Lärm machten.
Nachdem wir Mia und Eddie befreit hatten, kauerten wir fünf uns zusammen und planten unseren nächsten Schritt. Christian und Eddie konnten kaum aufrecht stehen, aber zumindest war Christian sich seiner Umgebung bewusst. Mias Gesicht war von Tränen
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