Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
Meine Mom wäre beinahe hergekommen, musste aber im letzten Augenblick absagen .... du weißt schon, wegen all der Dinge, die geschehen sind.”
Masons Mutter war keine Wächterin. Sie war eine Dhampir-Frau, die sich für die Rolle der Hausfrau und Mutter entschieden hatte. Ich wusste, dass er sie seither ziemlich häufig sah. Es war schon eine Ironie des Schicksals, dachte ich, dass meine Mom hier war, aber genauso gut irgendwo anders hätte sein können.
„Leiste mir Gesellschaft”, sagte ich impulsiv. „Ich werde mit Lissa und Christian und seiner Tante zusammen sein. Es wird bestimmt lustig.”
„Wirklich?”
„Sehr lustig.”
„Das war nicht meine Frage.”
Ich grinste. „Ich weiß. Sei einfach da, okay?”
Er machte eine schwungvolle, galante Verbeugung, wie er es so gern tat. „Unbedingt.”
Gerade als Mason davonschlenderte, tauchte Dimitri auf. Mir war schwindelig, und ich war glücklich nach meinem Gespräch mit Mason; bei ihm hatte ich keine Sekunde an mein Gesicht gedacht. Aber bei Dimitri wurde ich plötzlich verlegen. Für ihn wollte ich nichts Geringeres sein als perfekt, und während wir hineingingen, tat ich mein Möglichstes, das Gesicht abzuwenden, sodass er mich nicht von vorn sehen konnte. Diese Sorge trübte meine Stimmung beträchtlich, und während sie in den Keller stürzte, kamen auch all die anderen Dinge, die mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatten, wieder zurück.
Wir gingen wieder in den Trainingsraum mit den Dummys, und er erklärte mir, dass ich lediglich die Manöver von vor zwei Tagen wiederholen solle. Froh darüber, dass er nicht auf den Kampf zu sprechen kam, machte ich mich mit brennendem Eifer ans Werk und zeigte den Dummys, was geschehen würde, wenn sie Rose Hathaway krumm kamen. Ich wusste, dass meine Kampfeswut von mehr geschürt wurde als dem schlichten Verlangen, meine Sache möglichst gut zu machen.
Meine Gefühle waren heute Morgen außer Kontrolle, roh und intensiv nach dem Kampf mit meiner Mutter und dem, was ich Christian und Lissa letzte Nacht hatte tun sehen. Dimitri lehnte sich zurück und beobachtete mich, wobei er gelegentlich meine Technik kritisierte und Vorschläge für neue Taktiken machte.
„Ihr Haar ist im Weg”, sagte er an einer Stelle. „Sie blockieren damit nicht nur Ihre periphere Sicht, Sie laufen auch Gefahr, dass Ihr Gegner sich darin festkrallt.”
„Bei einem wirklichen Kampf werde ich es hochgesteckt tragen.” Ich ächzte, als ich den Pflock sauber zwischen die „Rippen” des Dummys rammte. Ich hatte keine Ahnung, woraus diese künstlichen Knochen gemacht waren, aber es war die Hölle, sie zu überwinden. Ich dachte wieder an meine Mom und ließ ein wenig zusätzliche Wucht in den nächsten Stoß fließen. „Ich trage es heute einfach offen, das ist alles.”
„Rose”, sagte er warnend. Ohne auf ihn zu achten, stieß ich noch einmal zu. Als er das nächste Mal sprach, klang seine Stimme schärfer. „Rose. Stopp.”
Ich trat von dem Dummy weg und stellte überrascht fest, dass mein Atem schwer ging. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich so hart ackerte. Ich stand mit dem Rücken an der Wand. Da ich nirgendwohin konnte, wandte ich den Blick von ihm ab und schaute zu Boden.
„Sehen Sie mich an”, befahl er.
„Dimitri .... ”
„Sehen Sie mich an.”
Ganz gleich, welche Geschichte wir miteinander hatten, er war nach wie vor mein Lehrer. Ich konnte mich einem direkten Befehl unmöglich widersetzen. Langsam und widerstrebend drehte ich mich zu ihm um, wobei ich den Kopf noch immer ein wenig zur Seite neigte, sodass mir das Haar übers Gesicht fiel. Er erhob sich von seinem Stuhl, kam auf mich zu und trat vor mich hin.
Ich mied seinen Blick, sah jedoch, wie er die Hand ausstreckte, um mir das Haar zurückzustreichen. Dann blieb er stehen. Mein Herzschlag tat um ein Haar das Gleiche. Unsere kurzlebige Anziehung war voller Fragen und Vorbehalte gewesen, aber eines hatte ich mit Sicherheit gewusst: Dimitri hatte mein Haar geliebt. Vielleicht liebte er es immer noch. Es war wunderbares Haar, das gebe ich zu. Lang und seidig und dunkel. Er fand immer Ausreden, um es zu berühren, und er hatte mir davon abgeraten, es mir abschneiden zu lassen, wie so viele weibliche Wächter es taten.
Seine Hand schwebte dort, und die Welt stand still, während ich abwartete, was er tun würde. Nach einer Zeit, die mir wie eine Ewigkeit erschien, ließ er die Hand langsam wieder sinken. Brennende Enttäuschung schlug über mir
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