Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
Hand zu packen. Er drückte sie an die Wand, und ich war überrascht, ein Aufflackern von Gefühl in seinen Augen zu sehen. Es war nicht direkt Wut .... aber es war eine Frustration anderer Art.
„Sagen Sie mir nicht, was ich fühle”, knurrte er.
In dem Moment begriff ich, dass die Hälfte von dem, was ich gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Er war beinahe immer gelassen, immer beherrscht - selbst wenn er kämpfte. Aber er hatte mir auch erzählt, dass ihm einmal der Faden gerissen war und er sei n en Moroi-Vater verprügelt hatte. Tatsächlich war er einmal so wie ich gewesen - immer kurz davor zu handeln, ohne nachzudenken, und Dinge zu tun, von denen er wusste, dass er sie nicht tun sollte.
„Das ist es, nicht wahr?”, fragte ich.
„Was?”
„Sie kämpfen immer um Selbstbeherrschung. Sie sind genau wie ich.”
„Nein”, antwortete er, immer noch offenkundig erregt. „Ich habe gelernt, mich zu beherrschen.”
Etwas an dieser neuen Erkenntnis stachelte mich weiter an. „Nein”, erklärte ich ihm. „Haben Sie nicht. Sie machen gute Miene, und die meiste Zeit gelingt es Ihnen tatsächlich, sich zu beherrschen. Aber manchmal schaffen Sie es nicht. Und manchmal .... ” Ich beugte mich vor und senkte die Stimme. „Manchmal wollen Sie es gar nicht.”
„Rose .... ”
Ich konnte sehen, dass sein Atem stoßweise ging, und ich wusste, dass sein Herz genauso schnell schlug wie meins. Aber er zog sich nicht zurück. Ich wusste, dass das falsch war - kannte all die logischen Gründe, die dafür sprachen, dass wir Abstand wahrten. Aber in diesem Augenblick kümmerte mich das nicht. Ich wollte mich nicht beherrschen. Ich wollte nicht brav sein.
Bevor er begriff, was geschah, küsste ich ihn. Unsere Lippen trafen sich, und als ich spürte, dass er meinen Kuss erwiderte, wusste ich, dass ich recht hatte. Er drückte mich fester an sich, sodass ich zwischen ihm und der Wand gefangen war. Außerdem hielt er immer noch meine Hand fest, aber die andere Hand schob er hinter meinen Kopf und ließ sie in mein Haar gleiten. Der Kuss war von unglaublicher Intensität; es schwang Wut darin mit, Leidenschaft, Erleichterung ....
Er war derjenige, der es beendete. Er riss sich von mir los und machte mit erschütterter Miene mehrere Schritte rückwärts. „Tun Sie das nicht noch einmal”, sagte er steif.
„Dann erwidern Sie meinen Kuss nicht”, versetzte ich.
Er starrte mich an, und es kam mir wie eine Ewigkeit vor. „Ich erteile keine , Zen-Lektionen’, um mich selbst reden zu hören. Ich erteile sie nicht, weil Sie eine x-beliebige Schülerin sind. Ich tue das, um Sie Selbstbeherrschung zu lehren.”
„Und Sie machen Ihre Sache großartig”, erwiderte ich voller Bitterkeit. Er schloss für eine halbe Sekunde die Augen, atmete aus und murmelte etwas auf Russisch. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte er sich um und verließ den Raum.
Danach bekam ich Dimitri eine Weile nicht mehr zu Gesicht. Später am Tag schickte er mir eine Nachricht des Inhalts, dass er es für besser halte, wegen der unmittelbar bevorstehenden Abreise in den Skiurlaub unsere nächsten beiden Termine ausfallen zu lassen. Der Unterricht ende ohnehin bald, schrieb er, da schien es vernünftig zu sein, auch mit dem Training eine Pause zu machen.
Es war eine lahme Ausrede. Ich wusste, dass das nicht der wahre Grund für seine Absage war. Er wollte mir aus dem Weg gehen, doch ich hätte es vorgezogen, wenn er sich etwas anderes ausgedacht hätte, zum Beispiel, dass er und die and eren Wächter die Sicherheitsmaß nahmen für die Moroi verschärfen oder streng geheime Ninja-Tricks üben müssten.
Ungeachtet seiner Geschichte wusste ich, dass er mir wegen des Kusses aus dem Weg ging. Dieser verdammte Kuss. Ich bedauerte ihn nicht, jedenfalls nicht direkt. Gott allein wusste, wie sehr ich mir gewünscht hatte, ihn zu küssen. Aber ich hatte es aus den falschen Gründen getan. Ich hatte es getan, weil ich außer mir gewesen war und frustriert und einfach hatte beweisen wollen, dass ich es tun konnte. Ich hatte es so satt, das Richtige zu tun und immer nur klug zu handeln.
Ich kämpfte in letzter Zeit um mehr Selbstbeherrschung, aber anscheinend gelang mir das nicht besonders gut.
Ich hatte die Warnung vergessen, die er mir einmal mit auf den Weg gegeben hatte - dass es bei der Frage, ob wir zusammen sein könnten, nicht nur um den Altersunterschied ging. Es würde unsere Arbeit beeinträchtigen. Ihn zu dem Kuss zu drängen
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