Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
wirkte er ernst. „Warum hast du so viel Dunkelheit um dich herum?”
Ich legte die Stirn in Falten. „Was?”
„Du bist umgeben von Schwärze.” Er musterte mich scharf, aber nicht auf eine taxierende Art und Weise. „Ich habe noch nie jemanden wie dich gesehen. Überall Schatten. Das hätte ich nie geahnt. Selbst während du hier stehst, wachsen die Schatten weiter.”
Ich blickte auf meine Hände hinab, entdeckte aber nichts Ungewöhnliches. Ich schaute wieder auf.„Ich bin von Schatten geküsst .... ”
„Was bedeutet das?”
„Ich bin einmal gestorben.” Ich hatte noch nie mit jemand anderem als Lissa und Victor Dashkov darüber geredet, aber hier handelte es sich schließlich um einen Traum. Es spielte keine Rolle. „Und ich bin zurückgekommen.”
Staunen breitete sich auf seinen Zügen aus. „Ah, interessant .... ”
Ich wachte auf.
Jemand schüttelte mich. Es war Lissa. Ihre Gefühle trafen mich durch das Band so hart, dass ich für einen Moment in ihren Geist hineinschoss und auf mich selbst hinabblickte. „Unheimlich” traf es nicht mal ansatzweise. Ich zog mich wieder in mich selbst zurück und versuchte, dem Entsetzen, das von ihr ausging, einen Sinn zu geben.
„Was ist los?”
„Es hat einen weiteren Strigoi-Angriff gegeben.”
Wie der Blitz war ich aus dem Bett. Die ganze Urlaubsgesellschaft war in heller Aufregung angesichts der Neuigkeit. Kleine Gruppen scharten sich in den Fluren zusammen. Familienmitglieder machten sich auf die Suche nach einander. Einige Gespräche wurden in verängstigtem Flüsterton geführt; andere waren so laut, dass man sie leicht belauschen konnte. Ich fragte den einen oder anderen und versuchte die ganze Geschichte in Erfahrung zu bringen. Es hatte jedoch jeder eine andere Version dessen, was geschehen war, und nicht einmal alle Befragten machten sich überhaupt die Mühe, mir zu antworten.
Sie liefen weiter, entweder auf der Suche nach geliebten Menschen oder um sich auf die Abreise vorzubereiten, in der Hoffnung, dass es anderswo vielleicht einen sichereren Ort gab.
Frustriert über die voneinander abweichenden Geschichten, kam ich schließlich - widerstrebend - zu der Erkenntnis, dass ich eine der beiden Quellen aufsuchen musste, die mir brauchbare Informationen geben konnten: meine Mutter oder Dimitri. Ebenso gut hätte ich eine Münze werfen können. Im Augenblick war ich von keinem der beiden besonders begeistert. Ich rang kurz mit mir und entschied mich schließlich für meine Mutter, und zwar aufgrund der Tatsache, dass sie nichts mit Tasha Ozera zu tun hatte.
Die Tür zum Zimmer meiner Mutter stand einen Spaltbreit offen, und als Lissa und ich eintraten, sah ich, dass dort ein improvisiertes Hauptquartier eingerichtet worden war. Jede Menge Wächter schlenderten im Raum umher, kamen und gingen und erörterten strategische Fragen. Einige bedachten uns mit seltsamen Blicken, aber niemand blieb stehen oder stellte uns Fragen. Lissa und ich ließen uns auf einem kleinen Sofa nieder, um einem Gespräch zuzuhören, das meine Mutter führte.
Sie stand bei einer Gruppe von Wächtern, von denen einer Dimitri war. So viel zu dem Versuch, ihm aus dem Weg zu gehen. Er sah mich flüchtig an, und ich wandte den Blick ab. Ich wollte mich gerade jetzt nicht mit meinen aufgewühlten Gefühlen für ihn beschäftigen.
Lissa und ich brachten schon bald die Einzelheiten in Erfahrung.
Acht Moroi waren zusammen mit ihren fünf Wächtern getötet worden. Drei Moroi waren verschwunden; sie waren entweder tot oder in Strigoi verwandelt worden. Der Überfall hatte nicht hier in der Nähe stattgefunden, sondern irgendwo im nördlichen Kalifornien.
Nichtsdestoweniger hatte eine Tragödie wie diese unweigerlich Konsequenzen innerhalb der Moroi-Welt, und für einige von ihnen war die Entfernung von zwei Staaten bei Weitem zu gering. Die Leute hatten furchtbare Angst, und ich erfuhr schon bald, was genau diesen Angriff so bemerkenswert machte.
„Es müssen noch mehr gewesen sein als beim letzten Mal”, sagte meine Mutter.
„Mehr?”, rief einer der anderen Wächter. „So etwas wie diese letzte Gruppe ist noch nie dagewesen. Ich kann nicht glauben, dass neun Strigoi es geschafft haben zusammenzuarbeiten - und du erwartest von mir zu glauben, dass es ihnen gelungen ist, sich noch besser zu organisieren?”
„Ja”, blaffte meine Mutter.
„Irgendwelche Hinweise auf Menschen?”, fragte ein anderer Wächter.
Meine Mutter zögerte, dann: „Ja. Weitere
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