Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
ausgesprochenen Ansichten ihren Weg die Befehlskette hinauf finden würden. Unsere zukünftige Sicherheit konnte durchaus von dem ab-hängen, was bei dieser Versammlung diskutiert wurde.
Die Versammlung fand in einem riesigen Bankettsaal in der Unterkunft statt, einem Saal mit einem Podium und jeder Menge Sitzplätze. Trotz der geschäftsmäßigen Atmosphäre konnte man erkennen, dass dieser Raum für andere Anlässe als Zusammenkünfte über Massaker und Verteidigungsmaßnahmen konzipiert war. Der Teppich hatte die Beschaffenheit von Samt und zeigte ein kunstvolles Blumenmuster in verschiedenen Silber- und Schwarzschattierungen.
D ie Stühle waren aus schwarzem, poliertem Holz gefertigt und hatten hohe Rückenlehnen; sie waren offensichtlich für feierliche und elegante gesellschaftliche Ereignisse gedacht. An den Wänden hingen Gemälde von lange verstorbenen Mitgliedern königlicher Moroi-Familien. Ich warf einen flüchtigen Blick auf ein Bild einer Königin, deren Namen ich nicht kannte. Sie trug ein altmodisches Kleid - zu viel Spitze für meinen Geschmack - und hatte helles Haar wie Lissa.
Ein Mann, den ich nicht kannte, fungierte als Moderator und stand auf dem Podium. Die meisten der anwesenden Hoheiten versammelten sich im vorderen Teil des Raumes. Alle anderen, einschließlich der Schüler, suchten sich Plätze, wo immer sie welche fanden. Christian und Mason hatten Lissa und mich irgendwann entdeckt, und wir alle wollten uns gerade in einer der hinteren Reihen niederlassen, als Lissa plötzlich den Kopf schüttelte.
„Ich werde mich nach vorn setzen.” Wir drei starrten sie an. Ich war zu sprachlos, um in ihre Gedanken einzudringen.
„Seht doch.” Sie streckte die Hand aus. „Die Königlichen sitzen nach Familien geordnet dort oben.”
Es stimmte. Mitglieder derselben Clans hatten sich zusammengefunden: Badicas, Ivashkovs, Zekloses etc. Tasha saß ebenfalls dort, aber sie war allein. Christian war der einzige andere anwesende Ozera.
„Ich gehöre dort oben hin”, erklärte Lissa.
„Niemand erwartet von dir, dass du dort bist”, erwiderte ich.
„Ich muss die Dragomirs repräsentieren.”
Christian lachte spöttisch. „Das ist doch alles ein Haufen königlicher Scheiße.”
Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. „Ich muss dort oben sein.”
Ich öffnete mich für Lissas Gefühle, und mir gefiel, was ich vorfand.
Sie war den größten Teil des Tages still und furchtsam gewesen, so wie in dem Moment, als wir von Mias Mom erfahren hatten. Diese Angst war noch immer in ihr, aber sie wurde überlagert von ruhigem Selbstbewusstsein und Entschlossenheit. Sie erkannte, dass sie eine der herrschenden Moroi war, und sosehr sie der Gedanke an vagabundierende Strigoi-Banden erschreckte, wollte sie doch ihren Teil tun.
„Du solltest hingehen”, sagte ich leise. Außerdem gefiel mir der Gedanke, dass sie Christian trotzte.
Unsere Blicke trafen sich, und Lissa lächelte. Sie wusste, was ich gespürt hatte. Einen Moment später wandte sie sich an Christian. „Du solltest dich zu deiner Tante setzen.”
Christian öffnete den Mund, um zu protestieren. Wäre die Situation nicht so schrecklich gewesen, hätte es Spaß gemacht zu sehen, wie Lissa ihn herumkommandierte. Er war immer stur und schwierig, und wer ihn zu etwas zu drängen versuchte, hatte damit selten Erfolg. Als ich jetzt sein Gesicht beobachtete, sah ich, wie er, was Lissa betraf, zu der gleichen Erkenntnis kam wie ich kurz zuvor. Es gefiel ihm ebenfalls, sie stark zu erleben. Er presste die Lippen zu einer Grimasse zusammen.
„Okay.” Er griff nach ihrer Hand, und die beiden gingen nach vorn.
Mason und ich setzten uns. Kurz bevor die Besprechung begann, nahm Dimitri auf meiner anderen Seite Platz. Er hatte sich das Haar im Nacken zusammengebunden, und der Ledermantel umhüllte ihn, als er sich niederließ. Ich sah ihn überrascht an, sagte jedoch nichts.
Es nahmen nur wenige Wächter an dieser Zusammenkunft teil; die meisten waren zu beschäftigt mit der Schadensbegrenzung. Das passte. Da saß ich, eingekeilt zwischen meinen beiden Männern.
Kurz darauf wurde die Versammlung eröffnet. Alle brannten darauf, darüber zu reden, wie die Moroi ihrer Meinung nach gerettet werden sollten, aber im Grunde bekamen zwei Theorien die meiste Aufmerksamkeit.
„Die Antwort ist überall um uns herum zu finden”, sagte einer der Angehörigen des Hochadels, sobald ihm die Erlaubnis erteilt worden war, das Wort zu ergreifen. Er
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