Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
wandte den Blick ab, in der Hoffnung, dass jemand anderes sich in das Gespräch einschalten würde. Niemand tat es. Mia wirkte enttäuscht, sagte aber nichts mehr zu dem Thema, als Mason die Strigoi-Debatte wieder aufgriff.
Ich nahm mir einen dritten Drink und ließ mich so weit ins Wasser hinabsinken, wie es gerade noch möglich war, ohne das Glas loslassen zu müssen. Diesmal war es ein anderer Drink. Er sah nach Schokolade aus, und oben schwamm eine Sahnehaube. Ich nahm einen Schluck und spürte jetzt definitiv die Schärfe von Alkohol. Trotzdem dachte ich, dass die Schokolade ihn wahrscheinlich verdünnte.
Als ich bereit für einen vierten Drink war, war die Kellnerin nicht mehr zu sehen. Mason erschien mir plötzlich ausgesprochen süß. Ich hätte mir ein wenig romantische Aufmerksamkeit von ihm gewünscht, aber er redete noch immer über Strigoi und die Logistik, die für einen Angriff am helllichten Tag notwendig war. Mia und Eddie nickten eifrig zu seinen Worten, und ich gewann den Eindruck, dass sie ihm, sollte er sich dafür entscheiden, auf der Stelle die Jagd auf Strigoi zu eröffnen, bereitwillig folgen würden. Christian nahm an dem Gespräch teil, aber im Wesentlichen um den Advokaten des Teufels zu spielen.
Typisch. Er fand, dass ein Präventivschlag Wächter und Moroi erforderte, so wie Tasha es gefordert hatte. Mason, Mia und Eddie wandten ein, dass die Wächter die Dinge selbst in die Hände nehmen sollten, falls die Moroi der Sache nicht gewachsen waren.
Ich musste zugeben, dass ihr Enthusiasmus irgendwie ansteckend war. Die Vorstellung, den Strigoi zuvorzukommen, gefiel mir gut. Aber bei den Angriffen auf die Badicas und die Drozdovs waren sämtliche Wächter getötet worden. Die Strigoi hatten sich zugegebenermaßen zu einer großen Gruppe formiert, und sie hatten Hilfe, aber das sagte mir nur, dass unsere Seite doppelt vorsichtig sein musste.
Abgesehen davon, dass er wirklich süß war, hatte ich keine Lust mehr, mir Masons Gerede über seine Kampfkünste anzuhören. Ich wollte noch einen Drink. Also stand ich auf und kletterte über den Rand des Pools. Zu meiner Überraschung begann die Welt sich zu drehen. So etwas war mir früher schon passiert, wenn ich zu schnell aus einer heißen Badewanne gestiegen war, aber als die Dinge sich nicht von selbst wieder beruhigten, wurde mir klar, dass die Drinks womöglich stärker gewesen waren, als ich gedacht hatte.
Außerdem kam ich zu dem Schluss, dass eine vierte Runde keine so gute Idee wäre, aber ich wollte auch nicht wieder ins Wasser steigen und alle anderen wissen lassen, dass ich betrunken war. Also ging ich auf einen Nebenraum zu, in dem ich die Kellnerin hatte verschwinden sehen. Ich hoffte, dass es irgendwo vielleicht einen geheimen Vorrat an Desserts gab, Schokomousse anstelle von Gänseleber. Während ich durch den Wellnessbereich ging, achtete ich besonders auf den schlüpfrigen Boden; wenn ich in einen der Pools fiel und mir den Schädel brach, würde mich das definitiv Coolnesspunkte kosten.
Ich schenkte meinen Füßen und dem Bemühen, nicht zu torkeln, so große Aufmerksamkeit, dass ich mit jemandem zusammenprallte. Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt, dass es seine Schuld gewesen war; er war rückwärts in mich hineingelaufen.
„He, pass auf, sagte ich. Aber er achtete nicht auf mich. Seine Aufmerksamkeit galt einem anderen jungen Mann, einem jungen Mann mit einer blutigen Nase.
Ich war mitten in einen Streit geraten.
Zwei Männer, denen ich noch nie begegnet war, standen einander in Kampfstellung gegenüber. Ich schätzte sie auf irgendwas zwischen zwanzig und dreißig, und keiner von beiden bemerkte mich. Der Mann, mit dem ich zusammengeprallt war, versetzte dem anderen einen harten Stoß, sodass dieser ein beträchtliches Stück rückwärts taumelte.
„Du hast Angst!”, brüllte der Mann vor mir. Er trug eine grüne Badehose, und sein schwarzes Haar lag nass am Kopf an. „Ihr habt alle Angst. Ihr wollt euch einfach in euren Villen verkriechen und die Wächter eure Drecksarbeit erledigen lassen. Was werdet ihr tun, wenn sie alle tot sind? Wer wird euch dann beschützen?”
Der andere Mann wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Gesicht. Plötzlich erkannte ich ihn - dank seiner blonden Strähnchen.
Er war der Königliche, der Tasha angeschrien hatte, weil sie Moroi in den Kampf führen wollte. Sie hatte ihn Andrew genannt. Er versuchte, einen Treffer zu landen, und scheiterte; seine Technik war vollkommen
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