Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Erlebnisse wie meine eigenen zu erleben.
Victor hatte übrigens lange vor uns herausgefunden, dass sie die Gabe des Heilens besaß, und er hatte sie einsperren und als seinen ganz persönlichen Jungbrunnen benutzen wollen. Außerdem hatte er nicht gezögert, jeden zu töten, der seinen Weg durchkreuzte - oder er hatte sich, im Fall von Dimitri und mir, entschieden, kreativere Mittel zu wählen, um seine Gegner aufzuhalten. Ich hatte mir in siebzehn Jahren viele Feinde geschaffen, aber ich war mir doch ziemlich sicher, dass es niemanden gab, den ich so sehr hasste wie Victor Dashkov - zumindest nicht unter den Lebenden.
Dimitri hatte einen Gesichtsausdruck, den ich gut kannte. Diesen Ausdruck setzte er auf, wenn er dachte, ich könnte jemanden schlagen.
„Er sitzt hinter Schloss und Riegel - aber nein, eine Verhandlung hat es bisher noch nicht gegeben. Juristische Prozeduren dauern eben manchmal lange.”
„Aber jetzt wird es eine Verhandlung geben? Fahren Sie hin?”
Ich sprach mit zusammengebissenen Zähnen und bemühte mich um Ruhe. Ich vermutete, dass ich noch immer den Ich-werde-jemanden-schlagen-Ausdruck auf dem Gesicht hatte.
„Nächste Woche. Sie brauchen mich und einige der anderen Wächter, damit ausgesagt werden kann, was Ihnen und Lissa in jener Nacht zugestoßen ist.” Bei der Erwähnung der Ereignisse von vor vier Monaten veränderte sich seine Miene, und wieder erkannte ich den Gesichtsausdruck. Es war der grimmige, beschützende Ausdruck, den er bekam, wenn jene, die ihm am Herzen lagen, in Gefahr waren.
„Nennen Sie mich verrückt, dass ich diese Frage stelle, aber, ähm, werden Lissa und ich Sie begleiten?” Ich hatte die Antwort bereits erraten, und sie gefiel mir nicht.
„Nein.”
„Nein?”
„Nein.”
Ich stemmte die Hände in die Hüften. „Hören Sie, scheint es nicht vernünftig, dass wir dabei sein sollten, wenn Sie über etwas reden, das uns widerfahren ist?”
Dimitri, jetzt ganz der strenge Lehrer, schüttelte den Kopf. „Die Königin und einige der anderen Wächter halten es für das Beste, wenn Sie nicht hinfahren. Wir Übrigen können genügend Beweise beibringen, und außerdem ist - oder war - er, ob er nun ein Verbrecher ist oder nicht, einer der mächtigsten Angehörigen des Hochadels. Die Leute, die für diese Verhandlung zuständig sind, wollten kein Aufsehen erregen.”
„Also was? Sie denken, dass wir es jedem erzählen würden, wenn man uns bei der Gerichtsverhandlung aussagen lässt?”, rief ich. „Kommen Sie, Kollege. Denken Sie wirklich, dass wir das täten? Wir wollen nur eines, nämlich dass Victor eingesperrt wird. Für immer. Vielleicht noch länger. Und wenn eine Chance besteht, dass er ungeschoren davonkommen könnte, müssen Sie uns zu der Verhandlung hinfahren lassen.”
Nachdem Victor geschnappt worden war, hatte man ihn ins Gefängnis gebracht, und ich hatte gedacht, dass die Geschichte damit zu Ende sei. Ich hatte sogar angenommen, dass sie ihn eingesperrt und den Schlüssel weggeworfen hätten. Nie war mir der Gedanke gekommen - obwohl er mir hätte kommen sollen -, dass es dazu zuerst eines Gerichtsverfahrens bedurfte. Damals waren seine Verbrechen so offensichtlich erschienen. Aber obwohl die Moroi-Regierung insgeheim und getrennt von der menschlichen arbeitete, funktionierte sie in vieler Hinsicht genauso. Die vorgeschriebene Verfahrensordnung musste eingehalten werden.
„Es ist nicht meine Entscheidung”, erwiderte Dimitri.
„Aber Sie haben Einfluss. Sie könnten sich für uns einsetzen, insbesondere wenn....” Ein Teil meines Ärgers flaute ein klein wenig ab, und an seine Stelle trat eine jähe und erschreckende Angst. Ich bekam die nächsten Worte beinahe nicht heraus. „Insbesondere wenn tatsächlich die Möglichkeit besteht, dass er davonkommen könnte. Ist es so? Besteht denn wirklich die Gefahr, dass die Königin ihn gehen lässt?”
„Ich weiß es nicht. Niemand kann voraussagen, was sie oder einige der anderen hochrangigen Adligen manchmal tun.” Er wirkte plötzlich müde, griff in seine Tasche und warf mir einen Schlüsselring zu. „Ich weiß, dass Sie aufgeregt sind, aber wir können jetzt nicht darüber reden. Ich muss zu Alberta gehen, und Sie müssen wieder zurück ins Haus. Mit dem Ersatzschlüssel kommen Sie durch die Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Sie wissen, welche ich meine.”
Ich wusste es. „Ja. Danke.”
Ich schmollte und hasste es gleichzeitig, mich so aufzuführen - vor allem, da er
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