Vampire Academy 04
Element Geist. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten erwies Adrian sich, was das Heilen betraf, als ein guter Schüler. Es war die erste von Lissas Kräften, die sich gezeigt hatte, und es ärgerte sie immer, dass er größere Fortschritte bei dem machte, was sie ihm beibringen konnte, als umgekehrt.
„Mir gehen langsam die Dinge aus, die du noch heilen könntest“, sagte sie und stellte ein paar winzige Topfpflanzen auf einen Tisch. „Es sei denn, wir fangen an, Gliedmaßen abzuschneiden oder so was in der Art.“
Adrian lächelte. „Ich habe Rose immer damit aufgezogen, dass ich sie eines Tages zutiefst beeindrucken würde, wenn ich erst mal Amputierte heilen könnte oder etwas gleichermaßen Absurdes.“
„Oh, und ich bin mir sicher, dass sie jedes Mal eine neunmalkluge Antwort für dich hatte.“
„Ja, ja, das hatte sie.“ Sein Gesicht war voller Zuneigung, als er sich daran erinnerte. Ein Teil von mir war immer irrsinnig neugierig darauf, sie über mich reden zu hören … doch gleichzeitig fühlte ich mich miserabel wegen der Trauer, die mein Name heraufzubeschwören schien.
Lissa stöhnte und streckte sich auf dem Teppich aus. Sie waren im Aufenthaltsraum des Wohnheims, und die Sperrstunde rückte schnell näher. „Ich will mit ihr reden, Adrian.“
„Das kannst du nicht“, antwortete er. In seiner Stimme lag ungewöhnlicher Nachdruck. „Ich weiß, dass sie immer wieder nach dir sieht – aber näher wirst du ihr gesprächstechnisch nicht kommen. Und, ganz im Ernst, das ist auch gar nicht so schlecht. Du kannst ihr zumindest genau sagen, wie du dich fühlst.“
„Ja, aber ich will auch ihre Antwort oder ihren Kommentar hören, so wie du in deinen Träumen.“
Wieder musste er lächeln. „Jedenfalls hat sie immer einen passenden Kommentar parat, das kannst du mir glauben.“
Lissa richtete sich auf. „Tu es jetzt.“
„Was soll ich jetzt tun?“
„Besuch sie in ihren Träumen. Du versuchst immer, es mir zu erklären, aber ich war noch nie dabei. Lass mich zusehen.“
Er starrte sie sprachlos an. „Das ist aber ziemlich voyeuristisch.“
„Adrian! Ich will das lernen, und alles andere haben wir schon versucht. Manchmal kann ich die Magie um dich herum spüren. Tu es einfach, okay?“
Er wollte erneut protestieren, doch nachdem er einen Moment lang ihr Gesicht betrachtet hatte, verkniff er sich jeglichen Widerspruch. Ihre Worte waren scharf und fordernd gewesen – ganz und gar untypisch für sie. „Okay. Ich werde es versuchen.“
Allein die Vorstellung, dass Adrian versuchte, in meinen Kopf zu gelangen, während ich ihn durch Lissas Kopf beobachtete, war – gelinde gesagt – absolut unwirklich. Ich wusste nicht recht, was ich von ihm erwarten sollte. Ich hatte mich immer gefragt, ob er schlafen oder zumindest die Augen geschlossen haben musste. Anscheinend nicht. Stattdessen starrte er einfach vor sich hin, und als sein Verstand die Welt um ihn herum verließ, trat ein leerer Ausdruck in seine Augen. Durch Lissas Augen konnte ich ein wenig von der Magie sehen, die er verströmte, und von seiner Aura, während sie versuchte, dem Vorgang ganz genau auf den Grund zu gehen. Dann, ohne Vorwarnung, verblasste die Magie plötzlich. Er blinzelte und schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid. Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“
„Wahrscheinlich, weil sie wach ist. Hast du beim Zusehen etwas gelernt?“
„Ein wenig. Vermutlich wäre es hilfreicher gewesen, wenn du die Verbindung tatsächlich hergestellt hättest.“ Schon wieder schwang in Lissas Stimme ein gereizter Unterton mit.
„Sie könnte überall auf der Welt sein und nach jedem denkbaren Zeitplan leben.“ Seine Worte gingen in einem Gähnen unter. „Vielleicht können wir es zu verschiedenen Tageszeiten versuchen. Einmal habe ich sie erreicht um … eigentlich war es ungefähr um diese Zeit. Aber manchmal erreiche ich sie auch ganz früh am Tag.“
„Dann könnte sie also in der Nähe sein“, sagte Lissa.
„Oder sie lebt sonst irgendwo auf der Welt nach einem menschlichen Tageslichtrhythmus.“
Ihr Enthusiasmus verebbte. „Stimmt. Das kann auch sein.“
„Wie kommt es eigentlich, dass ihr zwei nie so ausseht, als würdet ihr arbeiten?“
Christian kam in den Raum geschlendert und machte sich darüber lustig, dass Lissa auf dem Boden saß, während Adrian ausgestreckt auf der Couch lag. Hinter Christian stand eine Person, von der ich nicht gedacht hatte, dass ich sie so bald wiedersehen würde. Adrian, der Frauen
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