Vampire Academy 04
fügte nicht hinzu, dass ihr das Leben am Hof früher einmal Spaß gemacht hatte – als sie mit mir dort gewesen war.
„Das liegt nur daran, dass du noch nicht mit mir da warst. Es wird der Hammer! Ich weiß, wo all die tollen Sachen sind. Und ich wette, Adrian kommt auch mit. Er bahnt sich seinen Weg doch überall rein. Es wird wie ein Doppeldate sein.“
Langsam begann Lissa sich einzugestehen, dass es tatsächlich Spaß machen könnte. Sie und ich hatten es geschafft, ein paar dieser „tollen Sachen“ zu finden, die unter der blank polierten Oberfläche des höfischen Lebens versteckt waren. Seither jedoch war jeder andere Hofbesuch genauso gewesen, wie sie ihn beschrieben hatte – lästig und ernüchternd. Aber jetzt? Mit Christian und der wilden, impulsiven Avery? Das hatte durchaus Potenzial.
Bis Christian alles verdarb. „Also, rechnet nicht mit mir“, sagte er. „Wenn du nur eine Person mitbringen darfst, dann nimm lieber Jill mit.“
„Wen?“, fragte Avery.
„Das Küken“, erklärte Lissa. Sie sah Christian erstaunt an. „Warum um alles in der Welt sollte ich Jill mitnehmen? Ich habe sie doch gerade eben erst kennengelernt.“
„Weil sie tatsächlich ernsthaft lernen will, sich zu verteidigen. Du solltest sie mit Mia bekannt machen. Sie sind beide Wasserbenutzer.“
„Ja, klar“, sagte Lissa wissend. „Und die Tatsache, dass du den Hof verachtest, hat rein gar nichts damit zu tun, richtig?“
„Na ja …“
„Christian!“ Lissa war plötzlich ganz aufgebracht. „Warum machst du das denn nicht einfach mir zuliebe?“
„Weil ich allein die Art hasse, wie Königin Miststück mich ansieht“, erwiderte er.
Lissa fand das nicht sonderlich überzeugend. „Ja, genau, aber nach unserem Abschluss werde ich dort leben. Dann wirst du wohl hingehen müssen.“
„Stimmt, na dann gestatte mir doch vorher diesen kleinen Urlaub.“
Lissas Ärger wuchs. „Ach, so läuft das also. Ich darf mich immer mit deinem ganzen Mist abfinden, aber du kannst dich nicht einmal überwinden, auch etwas für mich zu tun.“
Avery sah zwischen den beiden hin und her und stand dann auf. „Kinder, ich lasse euch jetzt lieber allein, damit ihr das unter euch klären könnt. Mir ist es egal, ob Christian oder das Küken mitkommt, solange du da bist.“ Sie warf Lissa einen fragenden Blick zu. „Du kommst doch mit, oder?“
„Ja. Klar.“ Anscheinend hatte Christians Weigerung Lissa erst recht angespornt.
Avery grinste. „Klasse. Ich werde jetzt gehen, aber ihr zwei solltet euch besser küssen und wieder versöhnen, sobald ich weg bin.“
Plötzlich stand Averys Bruder Reed in der Tür. „Bist du so weit?“, fragte er sie. Wann immer er sprach, klangen seine Worte wie eine Art Grunzen. Avery warf den anderen einen triumphierenden Blick zu.
„Seht ihr? Mein galanter Bruder ist gekommen, um mich zu meiner Unterkunft zu begleiten, bevor die Hausmütter des Wohnheims anfangen zu schreien, ich solle endlich verschwinden. Jetzt wird Adrian eine neue aufregende Möglichkeit finden müssen, seine Ritterlichkeit unter Beweis zu stellen.“
Reed wirkte nicht sonderlich galant oder ritterlich, aber vermutlich war es sehr nett von ihm, sie zu ihrem Zimmer zu begleiten. Sein Timing war auf unheimliche Weise perfekt gewesen. Vielleicht hatte sie recht, und er war tatsächlich nicht so übel, wie alle immer dachten.
Sobald Avery fort war, drehte Lissa sich zu Christian um. „Ist es wirklich dein Ernst, dass ich lieber Jill mitnehmen soll?“
„Yep“, antwortete Christian. Er versuchte, sich auf ihren Schoß zu legen, doch sie schob ihn weg. „Aber ich werde die Sekunden zählen, bis du wieder bei mir bist.“
„Ich kann nicht fassen, dass du das alles für einen Witz hältst.“
„Das tue ich auch nicht“, sagte er. „Hör zu, ich wollte dich nicht so aufregen, okay? Aber ganz ehrlich … ich will mit all diesen Dramen bei Hof einfach nichts zu tun haben. Und für Jill wäre es wirklich hilfreich.“ Er runzelte die Stirn. „Du hast doch nichts gegen sie, oder?“
„Ich kenne sie ja nicht einmal“, erklärte Lissa. Sie war immer noch in Rage – sogar noch mehr, als ich erwartet hätte, was ziemlich merkwürdig war.
Mit ernster Miene griff Christian nach Lissas Händen. Seine blauen Augen, die sie so sehr liebte, dämpften ihren Ärger ein wenig. „Bitte, ich will dich nicht verärgern. Wenn es wirklich so wichtig ist …“
Plötzlich war Lissas Ärger wie weggeblasen. Ihr Sinneswandel war
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