Vampire Academy 04
ich bitte dich“, erwiderte er und verdrehte die Augen. „Ich muss sowieso zurück – mit euch kann man nichts mehr anfangen, sobald die Sperrstunde anbricht. Und ganz ehrlich, zeigt mal ein wenig Vertrauen. Selbst ich kenne meine Grenzen.“
Er warf Lissa einen bedeutungsvollen Blick zu, einen, der ihr sagte, dass sie eine Idiotin sei, wenn sie tatsächlich glaubte, er würde sich an Jill heranmachen. Lissa hielt seinem Blick einige Sekunden lang stand und sah ein, dass er recht hatte. Adrian war bisweilen ein richtiger Schuft und hatte aus seinem Interesse an mir nie einen Hehl gemacht, aber wenn er Jill jetzt nach Hause begleitete, war das nicht Teil eines großen Verführungsplans. Er war wirklich nur nett.
„Na schön“, meinte Lissa. „Ich sehe dich dann später. War nett, dich kennenzulernen, Jill.“
„Ganz meinerseits“, sagte Jill. Sie riskierte ein Lächeln in Christians Richtung. „Noch mal vielen Dank.“
„Du solltest besser bei unserem nächsten Training auftauchen“, ermahnte er sie.
Adrian und Jill wollten zur Tür hinaus, als Avery ihnen entgegenkam.
„Hey, Adrian.“ Avery unterzog Jill einer schnellen Musterung. „Wo hast du denn das Küken her?“
„Würdet ihr bitte aufhören, mich so zu nennen?“, rief Jill aus.
Adrian deutete tadelnd auf Avery. „Pst. Um dich kümmere ich mich später, Lazar.“
„Das hoffe ich inständig“, flötete sie. „Ich werde meine Tür unverschlossen lassen.“
Jill und Adrian verschwanden, und Avery setzte sich neben Lissa. Sie wirkte so übermütig, als sei sie betrunken, aber Lissa konnte keinen Alkohol in ihrem Atem riechen. Lissa begriff schnell, dass ein Teil von Avery einfach stets lebhaft und sorglos war, ob berauscht oder nicht.
„Hast du Adrian gerade wirklich für später in dein Zimmer eingeladen?“, fragte Lissa. Ihre Stimme klang, als machte sie nur Spaß, aber insgeheim überlegte sie doch, ob zwischen den beiden irgendetwas lief. Und, ja, damit waren wir schon zu zweit.
Avery zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Vielleicht. Manchmal hängen wir zusammen ab, sobald ihr alle in euren Betten liegt. Du wirst doch wohl nicht etwa eifersüchtig sein, oder?“
„Nein“, lachte Lissa. „Nur neugierig. Adrian ist ein guter Kerl.“
„Ach?“, fragte Christian. „Definiere ‚gut‘.“
Avery hob die Hand und begann die einzelnen Punkte an den Fingern abzuzählen. „Er sieht umwerfend aus, er ist witzig, reich, mit der Königin verwandt …“
„Hast du schon die Hochzeitsfarben ausgesucht?“, meinte Lissa immer noch lachend.
„Noch nicht“, antwortete Avery. „Ich bin noch in der Testphase. Ich dachte, er wäre eine leichte Kerbe auf dem Avery-Lazar-Gürtel, aber er ist irgendwie schwer zu durchschauen.“
„Ich will das alles überhaupt nicht hören“, sagte Christian.
„Manchmal benimmt er sich wie so ein Aufreißer, und im nächsten Moment bläst er wieder Trübsal, wie ein Romantiker mit gebrochenem Herzen.“ Lissa tauschte einen wissenden Blick mit Christian, den Avery jedoch nicht bemerkte. „Wie dem auch sei, ich bin nicht hierhergekommen, um über Adrian zu reden. Ich bin hergekommen, um darüber zu reden, wie wir beide von hier verschwinden werden.“ Avery schlang einen Arm um Lissa, die beinahe das Gleichgewicht verlor.
„Von wo verschwinden? Aus dem Wohnheim?“
„Nein. Aus dieser Schule. Wir werden uns ein wildes Wochenende am königlichen Hof gönnen.“
„Was, dieses Wochenende?“ Lissa hatte das Gefühl, als hinke sie drei Schritte hinterher, und ich konnte sie gut verstehen. „Warum?“
„Weil Ostern ist. Und ihre Königliche Hoheit befand, es wäre ‚entzückend‘, wenn du ihr über die Feiertage Gesellschaft leisten könntest.“ Averys Tonfall klang überkandidelt und schrill. „Und da ich mich ja nun mit dir angefreundet habe, ist Dad der Ansicht, dass ich mittlerweile wohl auch mein bestes Benehmen an den Tag lege.“
„Armer ahnungsloser Narr“, murmelte Christian.
„Also hat er gesagt, ich dürfe dich begleiten.“ Avery sah Christian an. „Ich schätze, du kannst auch mitkommen. Die Königin hat gesagt, Lissa könne einen Gast mitbringen – außer mir natürlich.“
Lissa schaute in Averys strahlendes Gesicht und konnte ihre Begeisterung nicht teilen. „Ich hasse den Hof. Tatiana hört einfach nicht auf, mir die ganze Zeit Ratschläge zu erteilen, von denen sie denkt, sie seien gut für mich. Dadurch ist es nur noch langweilig und aufreibend.“ Lissa
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