Vampire Academy 04
Seite an. „Hast du schon mal daran gedacht … also, hast du vielleicht schon mal darüber nachgedacht, mit uns nach St. Basil zu kommen?“
Ich starrte sie an. „St. Basil? Deine Schule ist auch nach einem Heiligen benannt?“ Nicht alle Schulen trugen die Namen von Heiligen. Adrian hatte an der Ostküste eine Schule namens Alder besucht.
„Unser Heiliger war ein Mensch“, sagte sie mit einem Grinsen. „Du könntest dich dort einschreiben. Dann könntest du dein letztes Jahr beenden – ich bin mir sicher, dass du dort aufgenommen werden würdest.“
Von all den verrückten Möglichkeiten, die ich auf dieser Reise erwogen hatte – und mir hatten eine Menge verrückte Dinge vorgeschwebt –, war mir diese jedoch nie in den Sinn gekommen. Die Schule hatte ich längst abgeschrieben. Ich war mir ziemlich sicher, dass es nichts mehr gab, das ich noch lernen konnte – na ja, nach meiner Begegnung mit Sydney und Mark war allerdings ziemlich deutlich geworden, dass es durchaus noch so einiges gab. In Anbetracht dessen, was ich mit meinem Leben zu tun beabsichtigte, glaubte ich jedoch nicht, dass ein weiteres Semester Mathematik oder Naturwissenschaften mir sonderlich viel bringen würde. Und was das Wächtertraining betraf, so hätte ich mich im Grunde nur noch auf die Abschlussprüfungen vorbereiten müssen. Und irgendwie bezweifelte ich, dass diese Tests und Aufgaben auch nur annähernd mit dem vergleichbar sein würden, was ich bereits mit Strigoi erlebt hatte.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Ich denke, mit dem Thema Schule bin ich durch. Außerdem findet der ganze Unterricht auf Russisch statt.“
„Man würde für dich übersetzen.“ Ein schelmisches Grinsen erhellte ihre Miene. „Außerdem sprechen Tritte und Schläge ihre eigene Sprache.“ Ihr Lächeln verblasste und wich einem eher nachdenklichen Gesichtsausdruck. „Aber ganz im Ernst. Wenn du die Schule nicht beenden willst und wenn du auch keine Wächterin werden willst … nun, warum bleibst du dann nicht einfach hier? Ich meine, in Baja. Du könntest bei uns leben.“
„Ich werde bestimmt keine Bluthure“, platzte es aus mir heraus.
Ein seltsamer Ausdruck glitt über ihre Züge. „Das habe ich damit nicht gemeint.“
„Entschuldige. Das hätte ich nicht sagen sollen.“ Ich schämte mich für diese Bemerkung. Obwohl ich immer wieder Gerüchte über Bluthuren in der Stadt gehört hatte, waren mir jedoch nur ein oder zwei begegnet, und die Belikov-Frauen gehörten bestimmt nicht dazu. Sonjas Schwangerschaft war mir zwar gewissermaßen ein Rätsel, aber die Arbeit in einer Drogerie wirkte nicht gerade unehrenhaft. Über Karolinas Situation hatte ich inzwischen auch ein wenig mehr erfahren. Der Vater ihrer Kinder war ein Moroi, mit dem sie anscheinend richtig lange zusammen gewesen war. Sie hatte sich nicht für ihn erniedrigt, und er hatte sie nicht ausgenutzt. Nach der Geburt des Mädchens hatten die beiden sich dafür entschieden, getrennte Wege zu gehen, aber es war eine freundschaftliche Trennung gewesen. Jetzt ging Karolina wohl mit einem Wächter aus, der sie besuchte, wann immer er Urlaub hatte.
Die wenigen Bluthuren, die ich in der Stadt gesehen hatte, passten genau in das Klischee. Ihre Kleidung und ihr Make-up schrien förmlich, dass sie leicht zu haben waren. Die blauen Flecken an ihren Hälsen zeigten deutlich, dass sie kein Problem damit hatten, ihre Partner beim Beischlaf ihr Blut trinken zu lassen, und das war so ziemlich das Schäbigste, was ein Dhampir tun konnte. Nur Menschen gaben den Moroi Blut. Meine Rasse tat so etwas nicht. Es zuzulassen – vor allem während sexueller Aktivitäten –, nun, wie ich schon sagte, es war schäbig. Das Schmutzigste vom Schmutzigen.
„Mutter wäre begeistert, wenn du bleiben würdest. Du könntest dir auch einen Job suchen. Sei einfach Teil unserer Familie.“
„Ich kann nicht Dimitris Platz einnehmen, Viktoria“, sagte ich sanft.
Sie drückte beruhigend meine Hand. „Ich weiß. Das erwartet auch niemand von dir. Wir mögen dich um deiner selbst willen, Rose. Es fühlt sich einfach richtig an, dass du hier bist – es hatte schließlich einen guten Grund, warum Dimka dich ausgewählt hat. Du passt eben hierher.“
Ich versuchte, mir das Leben vorzustellen, das sie beschrieb. Es klang … friedlich. Bequem. Sorglos. Einfach mit einer liebenden Familie zusammenzuleben, zu lachen und jeden Abend gemeinsam zu verbringen. Ich könnte mich um mein eigenes Leben kümmern
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