Vampire bevorzugt
doch meine Hand hatte ich bereits in meine Hosentasche gesteckt, als er den Mund öffnete, um zuzubeißen. Er hatte sich höflicherweise auf die Arme gestützt, damit er nicht auf mir lag. Seine Fangzähne waren vollständig entblößt und funkelten im Lampenlicht. »Ich muss es tun«, sagte er. »Ich habe es geschworen. Tut mir leid.«
»Mir nicht«, erwiderte ich, stieß ihm die Silberkette in den Mund und klappte mit dem Handballen von unten seinen Kiefer zu.Charles schrie auf und schlug nach mir, und ich merkte, wie eine meiner Rippen brach, während schon Rauch aus seinem Mund aufstieg. Ich krabbelte zur Seite und jetzt schrie ich selbst. Die Tür flog auf und eine ganze Flut Bargäste strömte in den kleinen Flur. Sam schoss wie eine Kanonenkugel aus der Tür seines Büros hervor, für einen Mann mit verletztem Bein bewegte er sich ziemlich schnell, und zu meinem größten Erstaunen hielt er einen Pfahl in der Hand. Zu dem Zeitpunkt hatten sich bereits so viele dickliche Männer in Jeans auf den Vampir gestürzt, dass er kaum noch zu sehen war. Charles versuchte zu beißen, wen immer er erwischte; doch sein verletzter Mund schmerzte ihn so sehr, dass seine Angriffe keine allzu große Gefahr darstellten.
Catfish Hunter schien ganz unten in dem Haufen zu liegen, mit direktem Kontakt zu dem Vampir. »Hierher mit dem Pfahl, Junge!«, rief er Sam zu. Sam gab ihn Hoyt Fortenberry, der gab ihn Dago Guglielmi, und der legte ihn schließlich in Catfishs behaarte Hand. »Warten wir auf die Vampir-Polizei oder nehmen wir die Sache selbst in die Hand?«, fragte Catfish. »Sookie?«
Nach einer schrecklich langen Sekunde der Versuchung öffnete ich endlich den Mund. »Ruft die Polizei«, sagte ich. Die Polizei in Shreveport hatte eine Truppe Vampir-Polizisten sowie Spezialwagen zum Abtransport und Spezialzellen.
»Macht dem Ganzen ein Ende«, keuchte Charles irgendwo tief unten in dem Haufen Männer. »Ich habe versagt, und ich ertrage es nicht, im Gefängnis zu sitzen.«
»Aber klar doch«, sagte Catfish und pfählte ihn.Nachdem alles vorüber war und die Leiche zerfallen war, gingen die Männer zurück in die Bar und ließen sich wieder an den Tischen nieder, an denen sie gesessen hatten, ehe sie den Kampflärm aus dem Flur gehört hatten. Es war mehr als seltsam. Es wurde nicht viel geredet, und es wurde nicht viel gelächelt, und keiner, der in der Bar geblieben war, fragte die, die hinausgelaufen waren, was passiert war.
Stimmt schon, das wirkte wie ein Echo aus jenen schrecklichen alten Zeiten, in denen schwarze Männer in Lynchjustiz aufgehängt wurden, wenn auch nur das Gerücht umging, sie hätten einer weißen Frau zugezwinkert.
Aber der Vergleich hinkte irgendwie. Charles sah anders aus als wir, so weit stimmte es. Aber er war durch und durch schuldig gewesen, er hatte versucht, mich zu töten. Ich wäre trotz meiner Ablenkungstaktik innerhalb der nächsten dreißig Sekunden eine tote Frau gewesen, wenn die Männer von Bon Temps nicht eingeschritten wären.
Wir hatten Glück gehabt, in vielerlei Hinsicht. An diesem Abend war nicht ein einziger Gesetzeshüter in der Bar gewesen. Keine fünf Minuten, nachdem alle wieder an ihren Tischen saßen, kam der Brandexperte Dennis Pettibone herein, um Arlene zu besuchen. (Unsere Küchenhilfe wischte sogar immer noch den Flur auf.) Sam hatte im Büro meine Rippen mit einer elastischen Binde verbunden, und langsam und vorsichtig ging ich auf Dennis Pettibone zu, um seine Bestellung aufzunehmen.
Wir hatten Glück gehabt, dass keine Fremden da gewesen waren. Keine College-Typen aus Ruston, keine Müllwagenfahrer aus Shreveport, keine Verwandten, die auf ein Bier mit einem Cousin oder Onkel vorbeigekommen waren.
Wir hatten außerdem Glück gehabt, dass kaum jemandem übel wurde wegen Charles' Hinrichtung.
Und Eric hatte Glück, dass Sam keine weiteren Pfähle zur Hand hatte, als Eric etwa dreißig Minuten später in die Bar gestürmt kam. So erregt und aufgewühlt wie hier alle noch waren, hätte sich sicher irgendein tollkühner Gast freiwillig auf ihn gestürzt. Und Eric konnte von Glück sagen, dass seine ersten Worte lauteten: »Sookie, bist du okay?« Besorgt umfasste er mich, eine Hand an jeder Seite meiner Taille. Ich stöhnte auf.
»Du bist verletzt«, sagte er und sah erst in diesem Moment, dass bereits fünf oder sechs Männer aufgesprungen waren.
»Es tut nur weh«, erwiderte ich und bemühte mich, so zu tun, als ginge es mir gut. »Alles okay. Das hier
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