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Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Titel: Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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sprang auf Walkers Rücken, schlang die Beine um die dicke Taille des Mannes und zog an der Ledergarotte, bis seine Muskeln vor Schmerz glühten. Walker ließ sich nach hinten auf Valentine fallen und versuchte, ihn mit seinem Gewicht zu erdrücken, aber der Oberwärter der Einweg-Exponate wurde schwächer. Valentine drehte ihn auf den Bauch und drückte ihm das Knie in die Nieren. Walker zuckte wie ein Fisch an Land, und das Knacken des brechenden Knorpels in seinem Hals war deutlich durch seinen weit aufgerissenen Mund zu hören. Valentine zog weiter, bis er keinen Herzschlag mehr hören konnte. Dann
stand er auf. Der Geruch von Walkers Kot und Urin stach ihm scharf in die Nase.
    Als er den Mann umdrehte, vermied er es, in die hervorquellenden Augen zu schauen. Er nahm den Schlüsselring und einen Knüppel von Walkers Gürtel, zog die Leiche mit den Füßen voran in eine offene Zelle, zog den Vorhang zu und verschloss von außen die Tür. Mit zitternden Händen ging er wieder zu dem kleineren Flur. Der Rosenduft beruhigte ihn, als er versuchte, die Gittertür zu öffnen. Er probierte erfolglos mehrere Schlüssel aus, bis endlich einer passte.
    Vielleicht war der Flur einmal hell beleuchtet gewesen, aber nun war es hier feucht und dunkel. Er ließ sich von seiner Nase leiten und folgte dem Rosenduft bis zu einer Zellentür. Erleichtert lauschte er dem gleichmäßigen Atem hinter der Tür.
    »Molly, ich bin’s, David … ich bin hier, um dich rauszuholen«, flüsterte er und versuchte weitere Schlüssel. Molly reagierte nicht, und er wurde hektisch. Endlich hatte er den richtigen Schlüssel gefunden und drückte die quietschende Tür auf. Die Zelle war unmöbliert und dunkel und hatte einen rissigen Betonboden, der zum Abfluss hin leicht abschüssig war.
    Molly Carlson lag zusammengerollt in einer Ecke, die Arme um die angezogenen Beine geschlungen, den Kopf auf den nackten Knien. Sie trug die zerrissenen Reste des Hemds von gestern - gestern, dachte er, oder ist das schon ein Jahr her? -, und eine Seite ihres Gesichts war blutverschmiert, denn man hatte ihr ein Büschel Haare ausgerissen. Valentines Herz zog sich zusammen, als er ihre blauen Flecken sah.
    Er kniete sich neben sie. »Molly, Molly! Molly!« Er schrie beinahe und griff nach ihrer Hand. Er tätschelte ihre bleiche Wange und wartete vergeblich auf eine Reaktion. An
ihrem Handgelenk spürte er einen starken, stetigen Pulsschlag. Haben sie sie betäubt? Er fasste sie um die Schultern und schob den anderen Arm unter ihre Knie. »Dann werde ich dich eben tragen, Melissa«, sagte er und hob sie hoch.
    Wie ein Dschinn, der durch das Aussprechen seines Namens heraufbeschworen wird, öffnete sie plötzlich die Augen. »David?«, krächzte sie. »Nein … ja … wie …«
    Er trug sie aus der Zelle und den Gang entlang, weg aus diesem Keller.
    »Ich erklär dir später alles. Wir stecken in der Klemme. Aber wir schaffen es hier raus«, sagte er leise und mit allem Selbstvertrauen, das er aufbringen konnte. Er riss sich von dem Rosenduft ihrer Haut los, schnupperte nach frischer Luft und folgte dem Geruch wie ein Bluthund einer Spur. Bald erreichten sie einen kleinen Flur, der vom Hauptflur abzweigte. David folgte dem nun stärkeren Geruch und erreichte eine Treppe. »Kannst du laufen?«, fragte er.
    »Ich glaube schon, David. Ich dachte, ich wäre tot. Ich habe meinen Geist sterben lassen.«
    Valentine sah ihr in das zerschlagene Gesicht. Er wollte sie küssen, aber etwas in ihrem gehetzten Blick hielt ihn davon ab. »Haben sie dir wehgetan? Haben sie …«
    »Frag nicht, David. Vielleicht werde ich es dir eines Tages erzählen. Jetzt … jetzt habe ich es verdrängt, und es wird eine Weile weg bleiben. Wo sind wir?«
    »In Chicago. Im Zoo.«
    »Ja, sie haben gesagt, dass sie mich hierherbringen würden. Sie sagten, ein paar Großkotze würden herkommen und zusehen, wie ich … wie ich sterbe.«
    »Du wirst sie enttäuschen müssen, Molly.«
    »Aber du wirst nicht aus Chicago herauskommen. Jedenfalls nicht mit mir.«
    »Das wollen wir doch mal sehen.«

    »David, erschieß mich einfach. Erschieß mich und geh. Denn nach allem … ich will, dass du entkommst, ganz gleich, wie.«
    Er schaute auf sie hinab und schüttelte den Kopf. »O nein … ›Noch nicht eingelöst, was ich versprach, und Meilen, Meilen noch vorm Schlaf.‹ Bis Mitternacht sind wir ihnen entkommen. So oder so.«
    »Wie willst du das schaffen?«
    »Ein Schlächter wird uns helfen.«

    Die Arena

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