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Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Titel: Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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nicht wissen kann, ob im umgebenden Gestrüpp Beute wartet oder ein Löwe zum Angriff ansetzt, mag ähnlich wachsam erscheinen. Seine Augen wandern von einem Punkt zum nächsten, beobachten das Lager mit Hilfe eines schwarzen Fernglases, verweilen hier und dort, während sein Unterarm das Stativ ersetzt. Wie bei dem Posten mit den vorstehenden Zähnen im Südturm ist auch sein Mund ständig in Bewegung, knabbert nachdenklich an dem zarten Ende eines jungen Grashalms.
    Sein Blick kehrt zu dem stacheldrahtumschlossenen Hof des zweigeschossigen Hauses zurück. Auf dem zugehörigen Rasen stehen sich zwei Metallpfosten gegenüber. Die Wäscheleine, die einst zwischen ihnen gespannt war, ist nicht mehr da. Statt Wäsche, die in der Nachmittagssonne trocknet, hängen drei Männer und eine Frau an dem provisorischen Galgen. Ihre Handgelenke sind hinter ihrem Rücken gefesselt und an die metallene Querstange am oberen Ende der Pfosten gebunden, so stramm, dass sie sich die Schultern ausrenken würden, sollten sie in ihren Fesseln zusammenbrechen.
    Er weiß, dass der Tod auf die vier Personen wartet - nicht durch Erschöpfung oder ein Übermaß an Sonnenlicht, sondern durch etwas, das schneller ist, das entsetzlicher ist und so sicher wie der Sonnenuntergang.

    Der Senior Lieutenant der Foxtrott-Kompanie ließ das Fernglas sinken und richtete seinen Blick auf einen wenige Meter entfernten Korallenbaum, dessen zarte rote Blütenblätter sich der Sonne entgegenreckten. Das Manöver war fehlgeschlagen. Obwohl sie einen guten Kilometer entfernt
waren, konnte er die gequälten Gestalten im Hof sehen. Seine Schultern pulsierten unter einem mitfühlenden Schmerz. Nach vierjährigem Dienst für die Sache hatte sich seine Empfindsamkeit gegenüber dem Leiden verstärkt, nicht abgeschwächt.
    Lt. David Valentine blickte die Wasserrinne hinab. Sein Zug, alles in allem fünfunddreißig Mann, rastete. Mit dem Rücken bequem an belaubte Bäume gelehnt, nutzten seine Leute ihre Rucksäcke, um ihr Hinterteil vor dem nassen Boden zu schützen. Seit sie am Morgen die Nordseite des Lake Oologah umrundet hatten, hatten sie in konstant hohem Tempo Kilometer um Kilometer zurückgelegt. Ihre Gewehre ruhten einsatzbereit auf ihren Oberschenkeln. Sie trugen lederne Uniformen, die sich, je nach Geschmack, durch verschiedenartiges schmückendes Beiwerk auszeichneten. Einige trugen noch die winterlichen Bärte, und keine zwei Hüte glichen einander. Die einzige Staffage, die seinen drei Trupps gemeinsam war, waren die kurzen Macheten mit der breiten Klinge, die Parangs, auch wenn manche sie am Gürtel trugen, andere vor der Brust und wieder andere in einer Scheide an ihren Gamaschen aus Mokassinleder.
    Sie sahen nicht aus wie eine Mischung aus Fabelwesen und Alien, so wie sich viele die Angehörigen der Elite, die unter dem Namen »die Jäger« bekannt war, vorstellten.
    Valentine gab den Männern, die in der Rinne warteten, mit zwei Fingern ein Signal, und Sergeant Stafford kletterte aus dem Graben heraus, um sich in dem feuchten Farn zu ihm zu gesellen. Der Sergeant des Zuges, der wegen seiner ledrigen Haut und dem zahnreichen Grinsen außer Dienst auch Gator genannt wurde, arbeitete sich langsam zu Valentines Aussichtspunkt vor. Wortlos reichte der Lieutenant Stafford das Fernglas. Stafford studierte das Gelände,
während Valentine noch ein paar Zentimeter des Grashalms zwischen seinen Zähnen zerkaute.
    »Sieht aus, als hätten wir den letzten Spurt umsonst gemacht«, sagte Valentine. »Der Lastzug ist bereits hier. Wir hätten ihn so oder so nicht abfangen können - muss ein ziemlich guter Straßenabschnitt sein.«
    »Wie haben Sie das festgestellt, Sir?«, fragte Stafford, während er das Gelände vergeblich nach dem Tankwagen absuchte, den sie am Vormittag durch den Regen hatten kriechen sehen. Der Zug war querfeldein vorangeprescht in der Absicht, dieses verlockende Zielobjekt in eine Falle zu locken. Dank des Zustands der Straßen in diesem Teil der kurischen Zone konnte der Sattelzug nicht schneller fahren, als die Wölfe laufen konnten.
    »Sehen Sie sich die Furchen an, die von der Straße zum Tor führen. Die müssen von einem Fünfachser stammen«, sagte Valentine.
    »Könnten von gestern sein - oder von vorgestern, Lieutenant.«
    Valentine zog eine Braue hoch. »Keine Pfützen. Der Regen hätte so eine Vertiefung ausfüllen müssen. Die Spuren sind erst entstanden, nachdem der Schauer - wann? - vor einer halben Stunde? - vorbei

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